Engelmann,
1) Wilhelm, Buchhändler und Bibliograph, geb. 1. Aug. 1808 zu Lemgo, kam 1847 in den Alleinbesitz des väterlichen Geschäfts in Leipzig (gegründet von A. Mitzky unter der Firma »Mitzky u. Komp.« in Leipzig, 1811 durch Kauf an Wilhelm Engelmann übergegangen, nach dessen Tod, 11. Jan. 1823, von der Witwe Engelmann fortgeführt), nachdem er demselben erst als Geschäftsführer, seit 1. Sept. 1839 als Teilhaber angehört hatte. Engelmann hob die früher nicht bedeutende Handlung durch Verlag hervorragender wissenschaftlicher Werke, vornehmlich auch aus den Fächern der Litteratur- und Weltgeschichte (Gervinus, Weber), der Bibliographie und der Naturwissenschaften, zu einem der bedeutendsten deutschen Verlagsgeschäfte. Eine andre Seite von Engelmanns Thätigkeit bildete die Bearbeitung und Herausgabe von Fachkatalogen über verschiedene Zweige der Litteratur, welche, zum Teil ursprünglich unter Zugrundelegung der frühern Arbeiten von Enslin und Löflund, durch Vollständigkeit und Zuverlässigkeit alle andern ähnlichen Publikationen übertrafen und noch jetzt unentbehrliche bibliographische Handbücher sind. Sie umfassen die betreffenden Litteraturen von 1750 an. Die wichtigsten sind: »Bibliotheca scriptorum classicorum« (Ausgaben, Übersetzungen und Erläuterungsschriften; 8. Aufl., bearb. von Preuß, 1881); »Bibliothek der schönen Wissenschaften« (1837-45, 2 Bde.); »Bibliotheca geographica« (1858); »Bibliotheca historico-naturalis« (1846, Bd. 1), dazu zwei Supplementbände; »Bibliotheca zoologica« (von V. Carus und Engelmann, 1861). Letztere Bibliothek verzeichnet außer der deutschen noch die betreffende skandinavische, holländische, englische, französische, italienische und spanische Litteratur, während die andern Bibliographien sich in der Hauptsache auf die deutsche beschränken. Außerdem bearbeitete Engelmann, größtenteils auf Grund seiner eignen bedeutenden Sammlung: »Daniel Chodowieckis sämtliche Kupferstiche« (1857-60). Verdient machte sich Engelmann auch durch die Herausgabe einer neuen Bearbeitung von Naglers »Künstlerlexikon«, welche unter der Redaktion von Jul. Meyer, Lücke und neuerlich von H. v. Tschudi seit 1870 erscheint. Von der Universität Jena 1858 zum Doktor ernannt, starb er 23. Dez. 1878. - Jetziger Leiter des Verlagsgeschäfts ist sein Sohn Rudolf Engelmann, geb. 1841, der früher als Astronom an der Leipziger Sternwarte thätig war und Bessels »Abhandlungen« (Leipz. 1875 bis 1876, 3 Bde.) und »Rezensionen« (das. 1878) sowie eine deutsche Übersetzung von Newcombs »Populärer Astronomie« (das. 1881) veröffentlichte.
2) Georg, Arzt und Botaniker, geb. 2. Febr. 1809 zu Frankfurt a. M., studierte seit 1827 in Heidelberg Medizin und wurde durch Alexander Braun, Karl Schimper und Agassiz, welche gleichzeitig mit ihm studierten, in die Botanik eingeführt, ging dann nach Berlin und Würzburg, promovierte hier 1831 mit einer Dissertation über Antholyse, folgte Braun nach Paris und siedelte 1832 nach Missouri über. Hier durchstreifte er das Land bis 1835 und ließ sich dann als Arzt in St. Louis nieder, wo er bald ausgedehnte Praxis gewann. Mit großem Interesse für den Westen Nordamerikas erfüllt, beteiligte er sich lebhaft mit Rat und That an den großen Expeditionen der 40er und 50er Jahre. Mit Asa Gray bestimmte und beschrieb er die von Lindheimer in Texas gesammelten Pflanzen (Bost. 1845-47, 2 Tle.), 1856 gab er eine Monographie der nordamerikanischen Kakteen heraus (Cambridge 1856), und dieselbe Familie bearbeitete er für die »United States and Mexican Boundary Survey« (Wash. 1858). Außerdem lieferte er Monographien über die amerikanischen Spezies der Gattungen Cuscuta (St. Louis 1860) und Juncus (das. 1868). Er starb 4. Febr. 1884 in St. Louis.