Endlicher,
Stephan Ladislaus, Botaniker, geb. 24. Juni 1804 zu Preßburg, trat 1823 in das erzbischöfliche Seminar zu Wien und erhielt die niedern Weihen, verließ aber 1826 den geistlichen Stand und ward 1828 an der Hofbibliothek in Wien angestellt. Er studierte nun Naturwissenschaften, besonders Botanik, aber auch ostasiatische Sprachen, namentlich die chinesischen. Im J. 1836 ward er Kustos der botanischen Abteilung am Naturalienkabinett zu Wien, 1840 Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens. Er starb 28. März 1849 in Wien. Aus seinen zahlreichen botanischen Werken heben wir hervor: »Flora Posoniensis« (Preßb. 1830); »Prodromus florae Norfolkicae« (Wien 1833); »Grundzüge einer neuen Theorie der Pflanzenzeugung« (das. 1838); »Iconographia generum plantarum« (das. 1838); »Medizinalpflanzen der österreichischen Pharmakopöe« (das. 1842); »Grundzüge der Botanik« (das. 1843, mit Unger); »Synopsis coniferarum« (St. Gallen 1847). Endlichers größtes botanisches Verdienst besteht in dem von ihm aufgestellten natürlichen Pflanzensystem, welches er dargelegt hat in seinem Werk »Genera plantarum secundum ordines naturales disposita« (Wien 1836-1850) und später in seinem »Enchiridion botanicum exhibens classes et ordines plantarum« (Leipz. 1841). Dies Werk ist seiner Vollständigkeit in der Charakteristik der Familien und Gattungen wegen bis auf die neueste Zeit unentbehrlich geblieben. Außerdem nahm Endlicher als Mitarbeiter Anteil an der von Nees v. Esenbeck besorgten Ausgabe von R. Browns »Vermischten Schriften«, an Pöppigs »Nova genera et species plantarum«, an den »Annalen des Wiener Museums der Naturgeschichte« und an der »Enumeratio plantarum, quas in Nova Hollandia collegit C. L. B. de Huegel«. Seit 1840 redigierte er mit Martius die »Flora Brasiliensis«. Außer dem »Atlas von China nach der Aufnahme der Jesuitenmissionäre« (Wien 1843, 6 Hefte) gab er eine Anzahl schätzbarer Beiträge zur Kunde der ältern deutschen und altklassischen Litteratur sowie der ungarischen Geschichtsquellen, so zwei Dichtungen des Priscian (Wien 1828), die Bruchstücke einer altdeutschen Übersetzung des Matthäus-Evangeliums (mit Hoffmann von Fallersleben, das. 1834; 2. Aufl., mit Maßmann, 1841), die »Analecta grammatica« (das. 1836) und »Anfangsgründe der chinesischen Grammatik« (das. 1845), heraus.