Endlicher
,
Stephan Ladislaus, Botaniker, geb. zu Preßburg, [* 2] trat 1823 in das erzbischöfliche Seminar zu Wien [* 3] und erhielt die niedern Weihen, verließ aber 1826 den geistlichen Stand und ward 1828 an der Hofbibliothek in Wien angestellt. Er studierte nun Naturwissenschaften, besonders Botanik, aber auch ostasiatische Sprachen, namentlich die chinesischen. Im J. 1836 ward er Kustos der botanischen Abteilung am Naturalienkabinett zu Wien, 1840 Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens. Er starb in Wien.
Aus seinen zahlreichen botanischen Werken heben wir hervor: »Flora Posoniensis« (Preßb. 1830);
»Prodromus florae Norfolkicae« (Wien 1833);
»Grundzüge einer neuen Theorie der Pflanzenzeugung« (das. 1838);
»Iconographia generum plantarum« (das. 1838);
»Medizinalpflanzen der österreichischen Pharmakopöe« (das. 1842);
»Grundzüge der Botanik« (das. 1843, mit Unger);
»Synopsis coniferarum« (St. Gallen 1847).
Endlichers
größtes botanisches
Verdienst besteht in dem von ihm aufgestellten natürlichen
Pflanzensystem, welches er dargelegt hat in seinem Werk
»Genera plantarum secundum ordines naturales disposita«
(Wien 1836-1850)
und später in seinem
»Enchiridion botanicum exhibens classes et ordines plantarum« (Leipz. 1841). Dies
Werk ist seiner Vollständigkeit in der
Charakteristik der
Familien und
Gattungen wegen bis auf die neueste
Zeit unentbehrlich geblieben.
Außerdem nahm Endlicher
als Mitarbeiter
Anteil an der von
Nees v.
Esenbeck besorgten
Ausgabe von R.
Browns »Vermischten
Schriften«, an
Pöppigs
»Nova genera et species plantarum«, an den
»Annalen des
Wiener
Museums der
Naturgeschichte« und an der
»Enumeratio plantarum, quas in
Nova Hollandia collegit
C. L. B. de Huegel«. Seit 1840 redigierte er mit
Martius die
»Flora Brasiliensis«.
Außer dem
»Atlas
[* 4] von
China
[* 5] nach der
Aufnahme der Jesuitenmissionäre«
(Wien 1843, 6 Hefte) gab er eine Anzahl schätzbarer Beiträge
zur
Kunde der ältern deutschen und altklassischen Litteratur sowie der ungarischen Geschichtsquellen,
so zwei
Dichtungen des Priscian
(Wien 1828), die Bruchstücke einer altdeutschen Übersetzung des
Matthäus-Evangeliums (mit
Hoffmann von
Fallersleben, das. 1834; 2. Aufl., mit
Maßmann, 1841), die »Analecta grammatica« (das.
1836) und »Anfangsgründe der chinesischen
Grammatik« (das. 1845), heraus.