Titel
Encyklopädie
(griech., Wissenschaftskunde), im allgemeinen die umfassende
Lehre
[* 2] aller
Künste und
Wissenschaften in
ihrem Zusammenhang unter sich und mit den höchsten
Zwecken der
Vernunft (Generalencyklopädie
), im besondern die
Darstellung der
Grundbegriffe und Hauptwahrheiten einer einzelnen
Wissenschaft unter dem
Gesichtspunkt der
Einheit und des sie durchdringenden
obersten Lebensprinzips (Spezialencyklopädie
). Obwohl der
Name Encyklopädie
erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh.
in
Gebrauch kam, findet sich doch das
Wesen der Encyklopädie
schon im
Altertum bei den Griechen und
Römern. Man verstand unter enkyklios
paideia (lat. orbis doctrinae,
»Kreis
[* 3] der
Bildung«, d. h. der Bildungswissenschaften) die Gesamtbildung, welche sich ein freigeborner
Jüngling angeeignet haben mußte, ehe er zur Erlernung eines bestimmten
Faches oder in das werkthätige
¶
mehr
Leben selbst überging. Der Kreis dieser Kenntnisse und Fertigkeiten umfaßte zunächst Grammatik, Musik, Geometrie, Astronomie
[* 5] und Gymnastik, später die sogen. Freien Künste (s. d.), deren Grundzüge, wie sie durch griechische Wissenschaft ausgebildet
waren, M. Terentius Varro (um 30 v. Chr.) in seinen »Disciplinarum libri IX« und nach ihm Martianus Capella (um 415 n. Chr.)
in seinem »Satiricon« aufstellte. Was die Alten sonst an encyklopäd
ischen
Werken besaßen, waren Spezialencyklopädien.
Das erste derartige Werk soll Platons Schüler Speusippos verfaßt haben, Ähnliches lieferten der eben erwähnte Varro in seinen verloren gegangenen »Rerum humanarum et divinarum antiquitates«, einer römischen Altertumskunde, und Plinius der ältere in seiner »Historia naturalis«, einer der Naturwissenschaften. Gleichfalls für Fachwissenschaften berechnet waren im Mittelalter die Summae, welche den Studenten in den Kollegien zum Auswendiglernen diktiert wurden, und die »Specula«, ein besonders häufig für Rechtsbücher gewählter Titel.
Den ersten Versuch, ein Kompendium aller Wissenschaften und Künste zu geben, machte Isidorus Hispalensis um 600 mit seinen berühmten »Originum seu etymologiarum libri XX«, dem später Hrabanus Maurus (um 850),
Vincent von Beauvais (»Speculum majus«, um 1260),
die Schweizer Ringelberg (»Cyclopaedia«, Basel
[* 6] 1559) und Scalich (»Encyclopaedia«,
das. 1559); Martini (1606), Alsted (1620) nachfolgten. Aber alle diese Werke sind bloße Materialiensammlungen ohne eine philosophische
Durchdringung des Stoffes. Den innern Zusammenhang der einzelnen Wissenschaften darzulegen, hatte zwar
bereits 1300 Lullus in seiner »Ars magna« angestrebt, aber als der eigentliche Schöpfer der Encyklopädie
auf philosophischer Grundlage
ist Baco von Verulam anzusehen. Wenngleich die von ihm aufgestellte Einteilung der Wissenschaften nach den drei Vermögen des
Geistes in dem »Organon scientiarum« (Lond. 1620) und der Schrift »De dignitate et augmentis scientiarum«
(das. 1623) sich als irrig erweist, so gebührt ihm doch das Verdienst, die Philosophie, welche man früher als Zentralwissenschaft
von der Encyklopädie
abgelöst hatte, zur Grundwissenschaft erhoben und nach philosophischen Prinzipien eine vollständige
Übersicht und Einteilung des gesamten Gebiets der Wissenschaften gegeben zu haben.
Während seine nächsten Nachfolger (Chevigny, Wagenseil, Morhof) sich als geistlose Kompilatoren zeigten, gelang es nach
dem Vorgang Gesners erst J. G. ^[Johann Georg] Sulzer mit seinem »Kurzen Begriff aller Wissenschaften« (Berl. 1756), das Muster einer
Encyklopädie
nach den damals herrschenden empirischen und eklektischen Systemen zu entwerfen. Unter Sulzers Nachfolgern
und Nachahmern sind namentlich Adelung, Reimarus, Klügel und Buhle zu nennen. Eine neue Epoche in der Behandlung der Encyklopädie
begründete
die Kantsche Philosophie.
Der erste, welcher die Wissenschaftskunde nach Kantschen Prinzipien konstruierte, war Joh. Joach. Eschenburg (»Lehrbuch der
Wissenschaftskunde«, Berl. 1792, 3. Aufl. 1809), dessen Ideen von Habel, Rüf und Straß in den Kreis der
Studierenden gebracht wurden, wogegen Heffter, Burdach und Kraus mehr für Gelehrte arbeiteten. Einen bedeutenden Fortschritt
verdankt die Wissenschaftslehre dem Kantschen Philosophen K. Ch. Erh. Schmid, dessen »Allgemeine Encyklopädie
und Methodologie der Wissenschaften«
(Jena
[* 7] 1810) eine strengere logische Klassifikation einführte und von K. A. Schaller zu einer »Encyklopädie
und Methodologie
der Wissenschaften für angehende Studierende« (Magdeb. 1812) verarbeitet ward. Von den
spätern hierher gehörigen Werken
sind nur Kirchners »Akademische Propädeutik« (Leipz. 1842) und »Hodegetik«
(das. 1852) erwähnenswert. In neuerer Zeit hat sich die Encyklopädie
mit besonderer
Vorliebe der speziellen oder Fachencyklopädie
zugewandt, indem man einzelne Wissenschaften nach bestimmten
Prinzipien gliederte und demgemäß systematisch behandelte. So wurden (unter dem Titel: »Encyklopädie
und Methodologie«) z. B. die klassische
Philologie von Böckh, die neuern Sprachen von Schmitz, die romanische Philologie von Körting, die Rechtswissenschaft von Arndts,
Holtzendorff, Merkel, die Theologie von Hagenbach, Räbiger, Zöckler u. a., die Pädagogik von Stoy, die Staatswissenschaften
von Mohl, die Kulturtechnik von Dünkelberg, die Forstwissenschaft von Heß etc. bearbeitet.
Ferner wurden größere Sammlungen von systematischen Einzelwerken über die verschiedensten Zweige des Wissens unter dem Namen
Encyklopädie
vereinigt, so: Snells »Encyklopädie sämtlicher Kenntnisse oder Schulwissenschaften«
(Gießen
[* 8] 1805-1815, 19. Bde.);
die epochemachende »Encyclopaedia metropolitana« (nach dem Plan von S. Taylor Coleridge ausgearbeitet, Lond. 1818-45, 30 Bde.);
Lardners »Cabinet Cyclopedia« (das. 1830 ff., 132 Bde.);
die »Neue der Wissenschaften und Künste« (Stuttg. 1847-52, 8 Bde.);
»Allgemeine der Physik« von Karsten, Helmholtz, Lamont u. a. (Leipz. 1856-67, 8 Tle.);
Frémys »Encyclopédie chimique«;
die der Naturwissenschaften« (Bresl. 1877 ff.),
welch letztere auch lexikalisch bearbeitete Teile in sich schließt;
Zöcklers »Handbuch der theologischen Wissenschaften in encyklopädischer Darstellung« (Nördling. 1882-83, 3 Bde.) u. a. Für bibliothekarische Zwecke berechnet ist A. A. Encyklopädie Schleiermachers »Bibliographisches System der gesamten Wissenschaftskunde« (Braunschw. 1852, 2 Tle.). - Während so allgemeine und besondere Encyklopädien nebeneinander geschaffen wurden, blieb doch die Form dieselbe. Sie waren alle systematisch abgefaßte große Lehrbücher oder Kompendien; mit dem Anfang des 17. Jahrh. aber kam die lexikalische oder alphabetische Anordnung auf, welche die Belehrung nicht im ganzen, sondern im einzelnen bezweckt, das System in unzählige selbständige Artikel auflöst und auf das Nachschlagen im Fall des Gebrauchs berechnet ist. Dabei tritt das System, welches die einzelnen Artikel zusammenhält und die Vollständigkeit der ganzen Anlage verbürgt, nur ausnahmsweise in Form einer systematischen Inhaltsübersicht hervor.
Realencyklopädien. Konversationslexika.
Ihren Vorläufer hatte die Encyklopädie in lexikalischer Form (Realencyklopädie) bereits in dem »Lexikon« betitelten Realwörterbuch des Suidas (10.-11. Jahrh.) gehabt; eine weitere Pflege erfuhr sie aber erst im 17. Jahrh. Es entstanden nun Lexika oder Diktionarien, welche bald die Encyklopädie schlechthin, bald eine Spezialencyklopädie, bald wenigstens gewisse Gruppen vertraten. Unter diesen Gruppen steht die der Wissenschaften und Künste obenan, welche ihre Bearbeitung in den französischen Wörterbüchern von Furetière (Rotterd. 1690, 2 Bde.) und Thom. Corneille (Par. 1694, 2 Bde.), in der sehr verdienstvollen englischen »Cyclopaedia« von Ephraim Chambers (Lond. 1728, 2 Bde.) und dem deutschen »Allgemeinen Lexikon der Künste und Wissenschaften« von Jablonski (Leipz. 1721) fand. Zur zweiten Gruppe, welche Geschichte, Geographie und Biographie sich zum Hauptzweck machte, gehören: in Frankreich die »Dictionnaires« von Moreri (1673; 20. Aufl. 1759, 10 Bde.) und von Bayle (»Dictionnaire historique et critique«, 1696 u. öfter, auch in deutscher ¶
mehr
Bearbeitung von Gottsched),
letzteres von weitreichendem Einfluß; die »Biblioteca universale« von Coronelli in Italien; [* 10] das »Lexicon universale« von Hoffmann (Basel 1677, 4 Bde.) und das große »Zedlersche Lexikon« (Leipz. 1731-50, 64 Bde. und 4 Supplemente) in Deutschland. [* 11] Aber alle diese überragte weit, nicht nur durch Vollständigkeit, mehr noch durch den das Ganze durchdringenden philosophischen Geist, das von Diderot und d'Alembert in Verbindung mit den bedeutendsten Zeitgenossen (den sogen. Encyklopädisten) herausgegebene berühmte Werk »Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers« (Par. 1751-72, 28 Bde., worunter 11 Kupferbände; dazu Supplement, Amsterd. 1776-77, 5 Bde., und Register, Par. 1780, 2 Bde.). Seitdem kam der Name Encyklopädie für ähnliche Wörterbücher allgemein in Anwendung.
Hierauf folgte die sehr umfangreiche, von Panckoucke und Agasse unternommene »Encyclopédie méthodique, ou par ordre de matières« (Par. 1782-1832, 166 Bde. mit Kupfern),
welche auch ins Spanische [* 12] übersetzt wurde. In Deutschland erschienen die von Köster und Roos redigierte, aber nicht vollendete »Deutsche [* 13] Encyklopädie« (Frankf. 1778-1804, Bd. 1-23) und 1818 bei Gleditsch zu Leipzig [* 14] das ausschließlich für rein wissenschaftliche Zwecke bestimmte, von Ersch und Gruber begonnene, später an F. A. Brockhaus übergegangene und jetzt unter der Redaktion von Leskien stehende Monumentalwerk »Allgemeine der Wissenschaften und Künste« in drei Sektionen, von welchen bis 1885: 162 Bände erschienen sind.
Epochemachend war das Brockhaussche »Konversations-Lexikon«, welches in 1. Auflage von Löbel seit 1796 in Leipzig bei verschiedenen Verlegern erschien, 1808 von F. A. Brockhaus erworben ward und seit 1882 in 13. Auflage erscheint. Zu den neuern Auflagen erschienen mehrere Ergänzungswerke, namentlich der »Bilder-Atlas« (2. Aufl., Leipz. 1868-74, 8 Bde.),
ferner als Zeitschriften »Die Gegenwart« (das. 1848-56, 12 Bde.) und »Unsere Zeit« (das. 1857-64, 8 Bde.; neue Folge, hrsg. von Gottschall, 1865 ff.). Das »Kleinere Brockhaussche Konversations-Lexikon« in 2 Bänden erschien in 4. Auflage 1885. Außerdem verdient Erwähnung Pierers »Universal-Lexikon oder vollständiges encyklopädisches Wörterbuch« (Altenb. 1822-36, 26 Bde.; dazu 14 Supplementbände, 1840-56),
das jetzt in 6. Auflage (Oberhausen [* 15] 1873-79, 18 Bde.) vorliegt, nachdem die vorhergehenden Auflagen noch durch »Pierers Jahrbücher der Wissenschaften, Künste und Gewerbe« (Altenb. 1865-73, 3 Bde.) ergänzt waren. Beide Werke wurden an Vollzähligkeit und Ausführlichkeit noch überboten durch Meyers »Großes Konversations-Lexikon« (Hildburgh. 1840-52, 46 Bde. nebst 6 Supplementbänden) und dessen Sprößling »Meyers Neues Konversations-Lexikon« (das. 1857-60, 15 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1874-78, 16 Bde.),
von welchem seit 1885 die 4., wesentlich umgearbeitete und vervollständigte Auflage erscheint. Als Ergänzungswerke traten dazu die Zeitschrift »Ergänzungsblätter zur Kenntnis der Gegenwart« (1867-71, 7 Bde.) und in lexikalischer Form die »Jahressupplemente« (1880-84, 5 Bde.). Eine Realencyklopädie in kürzester Form ist »Meyers Handlexikon des allgemeinen Wissens« in 2 Bänden (3., umgearbeitete Aufl. 1885). Sonst sind von neuern Werken zu erwähnen: »Allgemeine Realencyklopädie oder Konversations-Lexikon für das katholische Deutschland« (Regensb. 1846-50, 12 Bde.; 4. Aufl. 1880 ff.);
Herders »Konversations-Lexikon« von ähnlicher Tendenz (Freiburg [* 16] 1853-57, 5 Bde.; 2. Aufl. 1876-79, 4 Bde.);
Spamers »Illustriertes Konversations-Lexikon für das Volk« (Leipz. 1869-80, 8 Quartbände und 2 Supplementbände; 2. Aufl. 1883 ff., in Oktav);
die »Deutsche Encyklopädie« (das. 1885 ff., 8 Bde.).
Von den ausländischen Encyklopädien in alphabetischer Form erwähnen wir nur die wichtigsten und neuesten, welche zum Teil noch forterscheinen. Für Frankreich kommen in Betracht: »Encyclopédie des gens du monde« (Par. 1833-45, 22 Bde.; »Encyclopédie du XIX. siècle« (das. 1836-59; neue Ausg. 1883, 75 Bde.);
»Encyclopédie moderne« (3. Aufl. von L. Reiner, das. 1846-51, 30. Bde.; dazu Supplemente, 12 Bde., 1856-62);
»Dictionnaire de la conversation et de la lecture« (2. Aufl. 1851-58, 16 Bde.; dazu Supplemente, 5 Bde., 1864-82) und »Grand Dictionnaire universel du XIX. siècle« von P. Larousse (das. 1864-78, 16 Bde.).
Spanien [* 17] besitzt Melledos »Enciclopedia moderna« (Madrid [* 18] 1848-51, 34 Bde.);
in Portugal erscheint gegenwärtig das groß angelegte »Diccionario universal portuguez«, herausgegeben von Costa. Für Italien sind zu nennen: »Nuova Enciclopedia italiana« (Turin [* 19] 1841-51, 14 Bde.; 6. Aufl., hrsg. von Boccardo, 1875 ff., 25 Bde.);
»Enciclopedia popolare economica« unter Leitung von Giov. Berri (Mail. 1871 ff.);
»Dizionario universale di scienze, lettere ed arti« von M. Lessona und C. A-Valle (das. 1873 ff.).
Für England die »Encyclopaedia Britannica«, welche wenige Jahre nach dem berühmten französischen Werk zuerst 1771 in 3 Quartbänden zu Edinburg [* 20] erschien; die 2. Auflage (1778-83) wurde schon zu 10 Bdn., die 3. (1797) zu 18 Bdn. nebst 2 Supplementbänden erweitert; seit 1875 wird die 9. Auflage von einer Anzahl hervorragender Gelehrten Englands, Deutschlands [* 21] und Nordamerikas bearbeitet. Daneben: »The English Cyclopaedia« von C. Knight (Lond. 1853-62; neue Ausg. 1866-68, 23 Bde.; Supplemente 1869 ff.);
»Chambers' Encyclopaedia« (das. 1860-68, 10 Bde.; neueste Ausg. 1874) und Hunters »Encyclopaedic dictionary« (das. 1879 ff.).
Für die Niederlande: [* 22] »Nieuwenhuls' woordenboek van kunsten en wetenschappen« (Haag, [* 23] dann Leiden [* 24] 1851-68, 10 Bde.);
»Algemeene Nederlandsche Encyclopedie vor den beschaafden stand« (Zütphen 1865-1868, 15 Bde.);
»Geïllustreerde Encyclopedie« unter Redaktion von A. Winkler Prins (Amsterd. 1868 bis 1882, 15 Bde.).
Für Skandinavien: »Nordisk Conversationslexikon« (3. Ausg., Kopenh. 1883 ff.);
»Kortfattet Conversationslexikon« (das. 1880, 2 Bde.);
»Norsk Haandlexikon« (Christiania [* 25] 1879 ff.);
»Nordisk familjebok« (Stockh. 1875 ff.).
Für Nordamerika: [* 26] die »Encyclopaedia Americana« (neue Ausg., Philad. 1829-46, 14 Bde.) und Appletons »New American Cyclopaedia« (New York 1858-63, 16 Bde.),
zu welcher seit 1861 jährliche Supplemente (»Annual Cyclopaedia«) erscheinen;
das »Deutsch-Amerikanische Konversations-Lexikon« von Schem (das. 1870-74);
die »National Encyclopaedia« von L. Colange (das. 1872 ff.);
Johnsons »Illustrated Universal Cyclopaedia« (das. 1874-78, 4 Bde.) und Stoddarts »Encyclopaedia Americana« (Philadelph. 1883 ff.).
Im Gebiet der slawischen Sprachen lieferten derartige Lexika: in Rußland Startschewski (Petersb. 1847-55, 12 Bde.),
Pljuschar, Krajewski und zuletzt Beresin (1880, 15 Bde.);
in Polen S. Orgelbrand (»Encyklopedya powszechna«, Warsch. 1859-68, 28 Bde.; im Auszug 1871 ff., 12 Bde.);
in Böhmen [* 27] L. Rieger und Maly (Prag [* 28] 1854-1874, 12 Bde.; im Auszug 1873 ff.).
Eine ¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Encyklopädie
(bei den Engländern auch Cyclopaedia), ein dem Griechischen entnommenes Wort, das seinem Ursprünge nach den Kreis von Kenntnissen, Wissenschaften und Künsten bezeichnet, welche die Alten unter dem Ausdrucke encyclios disciplina (grch. enkyklios paideia, d. i. Bildungskreis) zusammenfassen, und die ein jeder freie Grieche oder Römer [* 29] sich zu eigen gemacht haben mußte, ehe er zur Vorbereitung auf einen besondern Lebenszweck oder in das werkthätige Leben selbst überging.
Die Gegenstände dieses Unterrichts bildeten im Altertum, wie auch während des Mittelalters, vornehmlich Grammatik, Arithmetik, Geometrie und Astronomie, Musik, Dialektik und Rhetorik, mithin die sog. sieben freien Künste. Gegenwärtig versteht man unter Encyklopädie die Lehre von der Gesamtheit der menschlichen Künste und Wissenschaften in ihrem Zusammenhange oder auch nur von einem enger begrenzten Wissensgebiet und benennt mit dem Titel Encyklopädie Werke, welche das menschliche Wissen in seiner Gesamtheit oder den gesamten Wissensstoff eines einzelnen Faches darzustellen suchen.
Das Bedürfnis nach einer encyklopäd. Bearbeitung der Wissenschaften trat schon im Altertum hervor. Das erste encyklopäd. Werk soll Speusippus, ein Schüler des Plato, verfaßt haben. Unter den Römern lieferten Varro und Plinius ähnliche Arbeiten, jener in den verlorenen Schriften «Rerum humanarum et divinarum antiquitates» und besonders «Disciplinarum libri IX», dieser in seiner «Naturalis historia». Der eigentliche Begründer der encyklopäd. Bildung des Mittelalters war Martianus Capella (s. d.),
der in seiner «Satira» das in den Ursprüngen wohl bis auf Varro zurückzuführende Fachwerk [* 30] der sieben freien Künste feststellte. Auch die «Origines» des Isidorus (s. d.) Hispalensis sowie die daraus entnommenen 22 Bücher «De universos» des Hrabanus Maurus waren im Mittelalter hochgeschätzt. Sie alle übertraf Vincenz von Beauvais, der die ganze Summe der Kenntnisse des Mittelalters in den drei umfangreichen Werken «Speculum historiale», «Speculum naturale» und «Speculum doctrinale», denen bald nachher ein Ungenannter ein «Speculum morale» in gleicher Form beifügte, mit eifernem Fleiße zusammentrug.
Doch fehlte es diesen und ähnlichen Werken, die das spätere Mittelalter u. d. T. von «Summa» oder «Speculum» besonders über einzelne damals bevorzugte Zweige der Wissenschaft, teilweise zum Auswendiglernen für Studenten, erzeugte, durchaus an philos. Geiste. Das Material wurde roh aneinander gereiht, die Gliederung des Ganzen entbehrte eines organischen Princips. Auch Ringelbergs «Cyclopaedia» (Bas. 1541),
Paul Scalichs (der sich zuerst des Ausdrucks Encyklopädie bediente) «Encyclopaeida, seu orbis disciplinarum tum sacrarum tum profananrum» (ebd. 1559),
Reischs «Margarita philosophica» (Freiburg 1503),
Martinis «Idea methodicae et brevis encyclopaediae, sive adumbratio universitatis» (Herborn 1606) und Alsteds gelehrte «Scientiarum omnium Encyclopaediae» (4 Bde., ebd. 1630), ebenso zahlreiche Werke der Folgezeit waren im wesentlichen bloß Notizensammlungen. Der erste, welcher im Bruche mit scholastischer Tradition unternahm, eine lediglich auf philos. Gesichtspunkten beruhende, mit logischer Konsequenz sich gliedernde Einteilung der Wissenschaften zu gewinnen, war Baco von Verulam; doch der Weg, den er in der «Instauratio magna, id est Novum organum» (Lond. 1620) und in seiner Schrift «De dignitate et augmentis scientiarum» (ebd. 1623) betrat, und der zugleich auf Erkenntnis des Wesens der wissenschaftlichen Forschungsmethoden gerichtet war, wurde lange weder in Deutschland noch anderwärts weiter verfolgt.
Die zahlreichen Encyklopädie des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrh, waren entweder für den Unterricht der Jugend und der Ungelehrten, wie Wagenseils «Pera librorum juvenilium» (5 Bde., Altdorf 1695) und Chevignys «La science de l'homme de sour, d'épée et de robe» (fortgesetzt und vermehrt von Limiers und Massuet, 18 Bde., Amsterd. 1752),
oder zum Nachschlagen für Gelehrte bestimmt. Übersichtliches und außerordentlich Reichhaltiges bot namentlich Morhof im «Polyhistor» (Lüb. 1688; 4. Aufl., 2 Bde., 1747).
Nach dem Vorgange J. M. Gesners («Primae lineae isagoges in eruditionem universalem», 3. Aufl., Gött. 1786) versuchte endlich J. G. Sulzer in der Schrift «Kurzer Begriff aller Wissenschaften» (Eisenach [* 31] 1778; umgearbeitet von H. Koch, 1793) den innern Zusammenhang aller Zweige des menschlichen Wissens darzulegen. Seine Anordnung fand allgemeinen Beifall und wurde im allgemeinen, z. B. von Adelung in «Kurzer Begriff menschlicher Fertigkeiten und Kenntnisse» (Lpz. 1778),
in den «Encyklopädien» von Reimarus (Hamb. 1775),
Busch der mathem. Wissenschaften», ebd. 1795), Klügel (Berl. 1788; 3. Aufl., 6 Bde., 1806-9),
Reuß [* 32] (Tüb. 1783),
ja selbst noch von Buhle (Lemgo 1790) und andern beibehalten. Auf Grund der Kantschen Philosophie entwarf dann eine neue der Wissenschaften Eschenburg im «Lehrbuch der Wissenschaftskunde» (Berl. 1808), der auch die bisher zugleich mit behandelte Hodegetik (s. d.) als besondere Disciplin ausschied. Sein Buch fand zahlreiche Verehrer, die selbst Krugs Versuche zu einer neuen Einteilung und Darstellung der Wissenschaftslehre («Versuch einer systematischen der Wissenschaften», 2 Tle., Lpz. 1796-97; Fortsetzung, 3 Bde., Züllichau 1804-19) u. a. nicht zu mindern vermochten. Eschenburgs Ideen bearbeiteten Habel, Rüf, Straß für Studierende, während Heffters «Philos. Darstellung eines Systems aller Wissenschaften » (Lpz. 1806),
Burdachs «Organismus der menschlichen Wissenschaft und Kunst» (ebd. 1809) und Kraus' «Encyklopäd. Ansichten» (Königsb. 1809) mehr selbständige Arbeiten waren. Den von dem strenger klassifizierenden Kantianer Erb. Schmidt in der «Allgemeinen Encyklopädie und Methodologie ¶
mehr
der Wissenschaften» (Jena 1811) gebotenen Stoff verarbeitete Schaller zu einer «Encyklopädie und Methodologie der Wissenschaften» (Magdeb. 1812) für Studierende. Manches Eigene bieten Jäsches «Einleitung zu einer Architektonik der Wissenschaften» (Riga [* 34] 1818) und von Kronburgs «Allgemeine Wissenschaftslehre» (Berl. 1825). Je mehr auf allen Forschungsgebieten das Princip der Arbeitsteilung zu praktischer Durchführung gelangte, um so weniger blieb dem Einzelnen die Möglichkeit, über das ganze Reich des Wissenswürdigen einen systematischen Überblick zu erwerben, und um so geringer ward auch die Zahl der Werke, die Encyklopädie im Sinne einer Wissenschaft für sich zum Gegenstande haben. Doch sind Kirchners «Akademische Propädeutik» (Lpz. 1842) und «Hodegetik» (ebd. 1852) von einigem Verdienst, und mannigfachen Nutzen gewährt A. A. Encyklopädie Schleiermachers «Bibliogr. System der gesamten Wissenschaftskunde» (2 Tle., Braunschw. 1852).
Viel reicher als die Litteratur dieser systematischen Lehrbücher ist die der Realwörterbücher, deren alphabetische Anordnung nicht ein zusammenhängendes Studium, sondern augenblickliche Belehrung im einzelnen Falle durch Nachschlagen eines kleinern Artikels bezweckt. Die große Reihe der encytlopäd. Wörterbücher, als deren Vorläufer das griech. «Lexikon» des Suidas (s. d.) zu betrachten ist, beginnt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. Die ältern Werke sind vorzugsweise histor., geogr. und biogr. Inhalts; so vor allem Moréris «Grand dictionnaire historique» (Lyon [* 35] 1674; 29. Aufl., 10 Bde., Par. 1759) und Bayles «Dictionnaire historique et critique» (2 Bde., Rotterd. 1697 u. ö.) in Frankreich; ferner in Italien Coronellis auf 45 Bände berechnete, aber unvollendet gebliebene «Biliotheca universale» (Bd. 1-7, Vened. 1701),
und in Deutschland J. J. Hoffmanns fleißig gearbeitetes «Lexicon universale» (2 Bde., Bas. 1677; Supplemente, 2 Bde., 1683; neue Auflage des Ganzen, 4 Bde., Leid. 1698). Das umfangreichste aller bis dahin veröffentlichten Werke dieser Art war jedoch das von J. P. von Ludewig, dann von Frankenstein, Longolius u. a. herausgegebene «Große vollständige Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste» (64 Bde. und 4 Bde. Supplemente, Lpz. 1732-54),
das nach seinem Verleger gewöhnlich das Zedlersche Lexikon genannt wird und in einzelnen Fächern, besonders in der Genealogie, noch jetzt Brauchbares enthält. Ferner haben wir die mehr encyklopäd. «Wörterbücher der Wissenschaften und Künste», unter denen in Frankreich die von Furetière (1690 u. ö.) und Thomas Corneille (1694 u. ö.),
in England das «Lexicon technicum» von Harris (1704 u. ö.) und die berühmte «Cyclopaedia» (seit 1728) von Ephraim Chambers, in Deutschland Jablonskis «Allgemeines Lexikon der Künste und Wissenschaften» (Lpz. 1721; zuletzt hg. von Schwabe, 2 Bde., Königsb. 1767) die namhaftesten sind.
Epochemachend in der Geschichte der encyklopäd. Litteratur wurde die von Diderot und d'Alembert herausgegebene «Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences», ein Werk, welches das wissenschaftliche Material im Geiste der Zeit aufzufassen und die philos. Weltanschauung des 18. Jahrh. zur Geltung zu bringen bestrebt war. Es erschien zuerst in Paris [* 36] 1751-72 in 28 Foliobänden (worunter 11 die Kupfer [* 37] enthalten); ein «Supplément» folgte (Amsterd. 1776-77) in 5 und eine «Table analytique et raisonnée des matières» (Par. 1780) in 2 Bänden. In mehrern spätern Ausgaben (z. B. 39 Bde., Genf [* 38] 1777; 36 Bde., Lausanne [* 39] 1778; 58 Bde., Yverdun 1770-80, mit Zusätzen von Fortunate de Félice) sind die Supplemente gehörigen Ortes eingeschaltet.
Das Werk wurde überall mit Begeisterung aufgenommen und sicherte nicht nur den Herausgebern, sowie den vorzüglichsten Mitarbeitern, die man Encyklopädisten (s. d.) nennt, einen Platz in der Geschichte der Philosophie, sondern gab auch Veranlassung, daß von nun an der Name Encyklopädie für ähnliche Wörterbücher allgemein in Anwendung kam und daß in Frankreich, England und Deutschland umfangreiche encyklopäd. Werke von höherer wissenschaftlicher Bedeutung begonnen wurden.
Auf das Werk Diderots unmittelbar begründet war die «Encyclopédie méthodique ou par ordre de matières» (166 Bde. Tert und 51 Bde. Kupfer, Par. 1782-1832),
die Panckoucke und Agasse verlegten und die in einer Reihe von Wörterbüchern über die einzelnen Wissenschaften besteht. In Deutschland erschien zunächst die «Deutsche Encyklopädie» (Bd. 1-23 [A bis Ky], Frankf. 1778-1804), von Köster und Roos geleitet, die aber unvollendet blieb. Von wissenschaftlich bedeutend höherm Werte als die genannten ist die von der Verlagshandlnng Joh. Friedr. Gleditsch zu Leipzig und den Professoren Ersch und Gruber in Halle [* 40] 1818 begründete «Allgemeine der Wissenschaften und Künste», die 1831 in den Verlag von F. A. Brockhaus überging und von der bis 1890 167 Bände erschienen (1. Sektion, A-G, 99 Bde., 1818-82; 2. Sektion, H-N, Bd. 1-43, 1827-90; 3. Sektion, O-Z, Bd. 1-25, 1830-50). Ferner ist an dieser Stelle zu erwähnen die von Krünitz begonnene, dann von F. J. Flörke, hierauf von H. G. Flörke, zuletzt von Korth und O. Hoffmann fortgesetzte «Okonomisch-technolog. Encyklopädie» (242 Bde., Berl. 1773-1858),
die sich bald nicht mehr auf Ökonomie und Technologie beschränkte, sondern zu einer allgemeinen Encyklopädie wurde; endlich die «Deutsche Encyklopädie» (nur 3 Bde. [bis «Dalmatica»] erschienen, Lpz. und Berl. 1885-89).
Besonders reich ist die engl. Litteratur an umfassenden Encyklopädie von wissenschaftlichem Wert, die sich namentlich durch gediegene technische und naturwissenschaftliche Artikel auszeichnen. Am meisten geschätzt sind die «Encyclopaedia Britannica» (zuerst von Smellie bearbeitet, 3 Bde., Edinb. 1771; 8. Aufl., 21 Bde., 1853-60; 9. Aufl., 21 Bde. und 1 Bd. Index, 1875-89),
an der die namhaftesten engl. und deutschen Gelehrten mitgearbeitet haben, die von Rees geleitete «Cyclopaedia» (45 Bde., Lond. 1802-19),
Brewsters «Edinburgh Encyclopaedia» (18 Bde., Edinb. 1810-30) und Smedleys teils systematisch, teils alphabetisch geordnete «Encyclopaedia Metropolitana» (30 Bde., Lond. 1818-45). Außerdem ist noch unter den neuern encyklopäd. Werken in Frankreich die zunächst für Geistliche bestimmte «Encyclopédie théologique» des Abbé Migne zu erwähnen, die in mehr als 90 besondere Wörterbücher zerfällt und 1844-66 zusammen in 171 Bänden zu Petit-Montrouge (bei Paris) erschien.
Ein neuer vorzugsweise auf volkstümliche Verbreitung der wissenschaftlichen Kenntnisse gerichteter Umschwung in der Litteratur der encytlopäd. Wörterbücher begann mit dem von Friedrich Arnold Brockhaus (s. d.) im ersten Viertel des 19. Jahrh. ¶
mehr
begündeten Konversations-Lexikon (s. d.), das seit 1891 in der vorliegenden 14. Auflage erscheint. Der außerordentliche Beifall, mit dem das Brockhaussche Werk aufgenommen wurde, veranlaßte nicht nur in Deutschland viele ähnliche Unternehmungen, sondern rief auch bei allen andern gebildeten Völkern Übersetzungen und Nachahmungen des Originalwerkes hervor. Abgesehen von Nachdrücken und Plagiaten, wie deren zu Stuttgart, [* 42] Köln, [* 43] Augsburg, [* 44] Quedlinburg [* 45] und Wien [* 46] erschienen, lassen sich die deutschen und ausländischen Nachbildungen des Konversations-Lexikons in mehrere Gruppen teilen.
Die einen behielten die Brockhaussche Idee entweder ganz oder unter geringen, durch polit. oder kirchliche Parteistellung gebotenen Umgestaltungen bei. So die nach ihren Verlegern benannten Konversations-Lexika von Pierer, «Universallexikon, oder encyklopäd. Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe» (26 Bde., Altenb. 1824-36; 2. umgearbeitete Aufl., 34 Bde., 1840-46; 3. Aufl., 17 Bde., 1849-52; 4. Aufl., 19 Bde., 1857-65; «Jahrbücher», Ergänzungswerk, 3 Bde., 1865-73; 5. Aufl., 19 Bde., 1867-72; 6. Aufl., hg. von Ad. Spaarmann, Oberhausen und Lpz., 18 Bde., 1875-79; 7. Aufl., 12 Bde., Berl. und Stuttg. 1888-93, hg. von Jos. Kürschner),
von Brüggemann (8 Bde., Lpz. und Kalberst. 1833-38), von Reichenbach [* 47] (11 Bde., Lpz. 1834-44), von Otto Wigand (15 Bde., ebd. 1845-52), von Meyer, «Konversations-Lexikon» (37 Bde., Hildburgh. 1839-52; «Supplemente», 6 Bde., 1852-55; 4. Aufl., 17 Bde., Lpz. 1885-90; 2 Jahres-Supplemente, 1890-92; 5. Aufl. 1893 fg.); die «Allgemeine Real-Encyklopädie oder Konversations-Lexikon für das kath. Deutschland» (12 Bde., Regensb. 1846-51; 4. Aufl., 13 Bde., 1880-90) und von ähnlicher Tendenz Herders «Konversations-Lexikon» (5 Bde., Freiburg 1853-57; 2. Aufl., 4 Bde., 1875-79),
das von Rotteck und Welcker herausgegebene «Staats-Lexikon» (3. Aufl., 14 Bde., Lpz. 1856-66),
das die Grundsätze der altliberalen Partei bekannte, und sein Gegenstück, das von Wagener geleitete «Neue Konversations-Lexikon. Staats- und Gesellschaftslexikon» (23 Bde., Berl. 1859-68),
das den Standpunkt der preuß. Altkonservativen vertrat; sowie das «Deutsche Staats-Wörterbuch» (hg. von Bluntschli und Brater, 11 Bde., Stuttg. und Lpz. 1857-70). Andere beschränkten den Begriff des Konversations-Lexikons auf bestimmte Lehrtreife (z. B. für Frauen, für die Jugend) oder verarbeiteten den Stoff, unter verschiedenen Titeln, in kürzern Formen, entweder für die minder gebildeten Schichten des Volks oder als bloße Notiz- und Nachschlagebücher.
Unter den Werken letzterer Art sind hervorzuheben: die «Deutsche Taschen-Encyklopädie» (4 Bde., Lpz. 1837-41),
«Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon» (4. Aufl., 2. Ausg., 2 Bde., ebd. 1888; 1. Aufl. u. d. T.: «Kleineres Brockhaussches Konversationslexikon», 4 Bde., ebd. 1854-56; 2. Aufl. 1861-64; 3. Aufl., 2 Bde., 1879-80) und Meyers «Handlexikon des allgemeinen Wissens» (Hildburgh. 1870-72; 2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1878; 3. Aufl. 1882-83; 4. Aufl. 1888; 5. Aufl.: «Meyers Kleines Konversations-Lexikon», 3 Bde., 1892-93, und abgekürzt in 1 Bd. als «Handlexikon», 1893). Außerdem erhielten viele andere volkstümliche, in lexikalische Form gekleidete Werke über einzelne Fächer [* 48] oder für besondere Zwecke den Namen Konversations-Lexikon; ja es erschienen selbst Konversations-Lexika der Heiligen der kath. Kirche, «für Weintrinker», «für Geist, Witz und Humor» u. s. w.
Einen abermaligen Umschwung erfuhren, nachdem bereits früher von F. A. Brockhaus im Anschluß an das «Konversations-Lexikon» ein eigener «Bilder-Atlas», enthaltend geogr. Karten, naturwissenschaftliche, technolog. u. a. Abbildungen, herausgegeben war, die Encyklopädie durch Beigabe von Illustrationen (Karten, Bildertafeln, Textfiguren),
mit denen die 2., dann die 3., 4. und 5. Auflage von Meyers «Konversations-Lexikon», Spamers «Illustriertes Konversations-Lexikon» (8 Bde., Lpz. 1870; 2 Ergänzungsbände 1881-82; 2. Aufl. 1884-91),
die 3. und 4. Auflage von «Brockhaus' Kleinem Konversations-Lexikon», die 13. und 14. Auflage von «Brockhaus' Konversations-Lexikon», sowie Meyers «Handlexikon» und «Kleines Konversations-Lexikon» erschienen.
Als die vorzüglichsten populären Encyklopädie des Auslandes, die sich nach Plan und Ausführung an das Brockhaussche Original anschließen, sind zu nennen: in den Niederlanden «Algemeene Nederlandsche Encyclopedie voor den beschaafden stand» (15 Bde., Zütphen 1865-68),
«Geillusstreerde Encyclopedie» (hg. von Winkler Prins, 15 Bde., Amsterd. 1868-82; 2. Aufl. 1884-88);
in England «The Penny Cyclopaediea», hg. von der Society for diffusion of useful knowledge (29 Bde., Lond. 1832-46),
die «National Cyclopaedia» (12 Bde., ebd. 1846-51; neue Aufl., 13 Bde., 1875),
Knights «English Cyclopaedia» (2. Aufl., 23 Bde., ebd. 1866-68 und Supplemente) und Chambers' «Encyclopaedia» (10 Bde., ebd. 1860-68; neueste Ausg. 1888-92),
«Dictionary of science, literature and art» von Brande und Cox (3 Bde., ebd. 1875),
Beetons «Encyclopaedia of universal information» (2 Bde., ebd. 1881),
Chambers' «Information for the people» (5. Aufl., 2 Bde., 1874-75),
Hunters «Encyclopaedic dictionary» (7 Bde., 1881-83);
in Amerika [* 49] die «Encyclopaedia Americana» (von Franz Lieber geleitet, 14 Bde., Philad. 1839-47) und die treffliche «New American Cyclopaedia» (16 Bde., Neuyork [* 50] 1858-62; neue Aufl. 1873-76, hg. von Ripley und Dana),
das «Deutsch-amerik. Konversations-Lexikon» von Schem (11 Bde., ebd. 1869-74),
«The National Encyclopaedia» von L. Calange (ebd. 1872 fg.),
«Encyclopaedia Americana» von Stoddart (Philad. 1883 fg.);
in Skandinavien das «Nordisk Conversationslexikon» (3. Ausg., Kopenh. 1883 fg.);
in Frankreich die gehaltreiche «Encyclopédie des gens du monde» (22 Bde., Par. 1833-44),
das «Dictionnaire de la conversation et de la lecture» (52 Bde., ebd. 1832-39; «Supplément», 16 Bde., 1844-51; 2. umgearbeitete Aufl., 16 Bde., 1851-58; «Supplément», 5 Bde., 1865-82),
die Didotsche «Encyclopédie moderne» (26 Bde., ebd. 1823-32; neue Bearbeitung, 27 Bde. Text und 3 Bde. Atlas, [* 51] 1847-51; «Complément», 12 Bde. und 2 Bde. Atlas, 1856-62),
die «Encyclopédie du XIXe siècle» (27 Bde., ebd. 1836-59; 2. Aufl., 28 Tle. in 55 Bdn., 1858-64),
«Grand dictionnaire universel du XIXe siècle» von Larousse (16 Bde., ebd. 1864-78),
«Dictionnaire français illustré et encyclopédie universelle» von Dupiney de Vorepierre (2 Bde., ebd. 1857-64),
«Dictionnaire universel des sciences, des lettres et des arts» von Bouillet (14. Aufl., ebd. 1884),
«Dictionnaire général des lettres, des baeux-arts et des sciences morales et politique» von Bachelet und Dezobry (4. Aufl., 2 Bde., ebd. 1875), ¶