Emin
Pascha
, Mehmed, eigentlich Eduard Schnitzer, Forschungsreisender, wurde zu Oppeln
[* 2] geboren,
von wo seine Eltern (beide jüd.
Religion) 1842 nach
Neisse
[* 3] übersiedelten. 1846 trat er mit seiner
Mutter, als diese in zweiter
Ehe einen
Christen heiratete, zur prot.
Kirche über. Emin Pascha
besuchte das kath. Gymnasium zu
Neisse und studierte
1858–64 zu
Breslau
[* 4] und
Berlin
[* 5]
Medizin und Naturwissenschaften, besonders Ornithologie. Seit 1865 war er türk.
Hafen- und Distriktsarzt
zu
Antivari in
Albanien und bereiste im Gefolge eines türk. Würdenträgers bis 1873
Armenien,
Syrien und
Arabien.
Anfang 1874 begab sich Emin Pascha
nach
Konstantinopel
[* 6] und nach einem Besuch in der
Heimat (1875) trat er im
Beginne des J. 1876 als Emin
Efendi in ägypt. Dienste,
[* 7] stellte sich
Gordon, dem
Generalgouverneur des
Sudan, zur
Verfügung
und reiste mit diesem von
Chartum bis zum Victoria-Njansa. 1877 fuhr Emin Pascha
von
Ladó den
Nil aufwärts bis Magungo an der Nordostecke
des
Albert-Sees und durchreiste das Gebiet von Magungo über Masindi nach Mruli. Von hier drang er südwärts
vor bis Rubaga, der Residenz des Königs
Mtesa von
Uganda. Im März 1878 wurde Emin Pascha
zum Bei befördert und zum Gouverneur
der ägypt.
Äquatorialprovinzen ernannt.
In den folgenden Jahren wurde sein Verwaltungsbezirk mehreremal durch die ägypt.
Regierung vergrößert. Die
Äquatorialprovinz (s. d.) gehörte bald zu den am besten verwalteten
Bezirken des
Sudan, denn Emin Pascha
machte
es sich zur Pflicht, vor allem das Wohl der einheimischen
Bevölkerung
[* 8] im
Auge
[* 9] zu behalten. Er sammelte die durch die langjährigen
Sklavenjagden zerstreuten Bewohner und siedelte sie in neuen Dörfern an, wies die Sklavenhalter aus
seinem Gebiet und lieh es sich angelegen sein, den durch Räubereien fast vernichteten Viehstand wieder zu heben.
Auch führte er neue Kulturpflanzen ein und baute
Straßen, so 1882 die von
Wadelai am
Weißen
Nil westlich längs des Kibali
(Kibbi) nach Kubi in
Monbuttu. Die
Provinz, welche Emin Pascha
mit einem jährlichen Defizit von 39000 Pfd. St.
übernommen hatte, warf 1883 der ägypt. Regierung einen Überschuß von 240000 M. ab. Trotz
seiner umfassenden Verwaltungsgeschäfte fand Emin Pascha
Zeit, für die geogr.
Aufschließung seines Gebietes fort und fort thätig zu sein. Ferner legte er wertvolle ornithologische
Sammlungen
an, die er nach Europa
[* 10] schickte.
Nach der Rückkehr von seiner ersten größern
Reise nach
Unjoro und
Uganda unternahm er einen Ausflug von Dufilé am
Weißen
Nil nach
Fatiko im Dez. 1878 und Jan. 1879 und Ende 1879 einen weitern nach den westl. Uferlandschaften
des
Albert-Sees. Ende 1880 zog Emin Pascha
von Makaraka nach
Wadelai und Anfang 1881 von Kalika nach
Monbuttu
und legte überall neue
Stationen an. Von März bis Mai 1881 bereiste er die Gebiete der Latuka und
Schilluk im
Osten des obern
Weißen
Nil, vom September bis Dezember die
Mudirieh Rol im Westen, wobei er bemüht war, die
Lücken in
dem Routennetz von
Junker, Schweinfurth, Wilson und Felkin auszufüllen. Nach einem Aufenthalt zu
Chartum im Febr. und März 1882 durchwanderte
Emin Pascha
von Oktober bis Dezember desselben Jahres die bisher unbekannten Gebiete im Südwesten von
Ladó.
Am ging der letzte
Dampfer von
Ladó den
Nil abwärts nach
Chartum. Von dieser Zeit an wurde der
Gouverneur der
Äquatorialprovinz wegen des
Ausbruchs des Mahdistenaufstandes von dem Verkehr mit
Ägypten
[* 11] und Europa völlig
abgeschnitten. Zwei europ. Reisende flüchteten sich während der folgenden bedrängnisreichen
Jahre aus den westlich benachbarten Monbuttuländern zu ihm:
Casati 1883, Dr.
Junker 1884. Letzterer blieb
bis zum in der Nähe Emin Paschas
, brach dann
auf und gelangte glücklich über
Unjoro und
Uganda an die Ostküste
Afrikas.
Casati durchlebte die schwersten Ereignisse der spätern und letzten Zeit entweder in unmittelbarster Gemeinschaft mit
Emin Pascha
oder in dessen
Auftrag am
Hofe Kabregas von
Unjoro (s.
Casati).
Die
Lage Emin Paschas
verschlimmerte sich von Jahr zu Jahr. Die Mahdisten oder die denselben sich anschließenden
Negerstämme stachelten rechts und links vom
Weißen
Nil zu Revolten auf. Im Jan. 1884 fanden die ersten Kämpfe bei Rumbehk
statt, die nächstfolgenden bei Gaba Schambe. Aus Latuka, Fadibek und Fauvera und
Monbuttu mußten die
bedrohten Posten nach den Nilufern herangezogen werden. Als Ende Mai 1884 die
Niederlage von
Hicks Pascha und die Eroberung
der
Provinz
Bahr el-Ghasal bekannt wurde, empörte sich ein höherer Offizier Emin Paschas
, Ibrahim
Aga und plünderte und verwüstete
Wandi und Kabajendi.
Amadi im Makaraka-Land, um das
Monate lang gekämpft worden, mußte im Febr. 1885 fluchtartig geräumt
werden. Infolge der zwischen
Ladó und Dufilé aufgetretenen Hungersnot zog die gesamte
Bevölkerung, mit Ausnahme der
Soldaten,
nilaufwärts nach
Wadelai, wo auch Emin Pascha
dauernd sich niederließ. Als Emin Pascha
(Anfang 1886) offiziell
aus
Ägypten mitgeteilt wurde, daß der ganze
Sudan aufgegeben und daß Bleiben oder
Gehen ganz seinem Ermessen
überlassen sei, war er nahezu schon entschlossen, südwärts nach der Ostküste abzuziehen.
Allein der König Mwanga von
Uganda hatte
G. A. Fischer, welcher zur Rettung Emin Paschas
1886 nach dem
Victoria-Njansa marschiert
war, den Durchzug verweigert und zeigte sich dadurch als Emin Paschas erbitterter Feind;
selbst die eigenen Truppen wiesen mit Entschiedenheit einen Abmarsch und am meisten den nach Süden zurück;
ihre Treue und Zuverlässigkeit geriet ins Wanken;
als Emin Pascha März 1886 nach Ladó, welches von den Mahdisten mehrmals angegriffen worden, den ausdrücklichen Befehl ergehen ließ, die Garnison solle nach Wadelai ¶