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Neichstagsfraktionen anschlössen. Die hierdurch be- wiesene Erstarkung der reichsfreundlichen Gesinnung hatte nun auch seitens der Regierung eine milde .Handhabung des Paßzwanges zur Folge. Aber die Vorgänge bei der Anwesenheit der Kaiserin Friedrich in Paris, [* 3] im Febr. 1891, veranlaßten die Reichs- regierung, von neuem eine Verschärfung des Paß- zwanges eintreten zu lassen. Eine Adrehdeputation des Landcsausschusses, die unter Zusicherung reichs- treuer Gesinnung den Kaiser in Berlin [* 4] um Aufhebung oder Milderung der Verordnung bat, tonnte zunächst keine unmittelbare Zusicherung er- halten. Am 21. Sept. aber wurde plötzlich die Auf- hebung des Paßzwanges verfügt (ausgenommen für ausländische aktive Militärpersonen, ehemals aktive Offiziere und Zöglinge militär. Schulen, sowie für Personen, welche die deutsche Staatsangehörigkeit vor Erfüllung der Wehrpflicht verloren haben), was eine tiefgehende freudige Empfindung bei der Be- völkerung hervorrief.
Für die Gesinnung der großen Mehrheit der eingeborenen Bevölkerung [* 5] zeugten auch der Ausfall der Gemeinderatswahlen (Juli 1891), bei denen sich Eingeborene und Eingewan- derte vielfach zusammengefunden hatten, und der Neuwahlen zum Landesausschuß (Nov. 1891), bei denen die Wahlerklärungen aller Bewerber rück- haltslos die bestehenden staatlichen Verhältnisse anerkannten. Die Bedingung der Vorbildung an einer deutschen Lehranstalt für die Aufnahme in das Priesterseminar und andere geistlicherseits ge- troffene Maßregeln in gleichem Sinne sprechen für die Stellung des tath. Klerus, wäbrend zugleich der 1891 ernannte Bischof von Straßburg [* 6] (Fritzen), ein Altdeutfcher, rasch die Zuneigung der Geistlich- keit wie der Bevölkerung gewann. In der Eröff- nungssitzung der 19. Session des Landesausschusses wurde der Antrag des Vorsitzenden, dem Kaiser mit den Empfindungen der Ehrerbietung und Treue den Dank für die Befreiung des Landes vom Drucke des Paftzwanges in einer Adresse aus- zusprcchen, einstimmig angenommen.
Nicht ohne Einfluß auf die Entwicklung der Verhältnisse dürfte der Beschluß des Zusammenwirkens der elsaß-lothr. Katholiken mit dem «Volksverein für das kath. Deutschland» [* 7] sein, den die im Nov. 1892 in Straß- burg und Metz [* 8] stattgehabten Katlwlikenversamm- luugcn faßten, überhaupt vollzieht sich allmählich, während der Protest verschwindet, eine Neubildung der Parteien nach der Richtung der Parteien in Altdeutschland. So wurden 1893 (s. S. 52d) in den Reichstag 7 Klerikale, 1 liberaler Autonomist, 2 Socialdemokraten, 1 konservativer Altdeutscher und 4 dcutschgesinnte Elsaß-Lothringer gewäblt.
Doch während die letztern im Reichstag verschiedenen
Fraktionen beitraten, zögerten die Klerikalen noch, sich der Centrumspartei
anzuschließen. Mit dem Landesausschuh vereinbarte die Regierung 1894 eine neue Gemeindeordnung, die, mit dem fran;. Kommunalsystem
brechend, die gemeindliche Selbst- verwaltung verbürgte, ohne die straffe staatliche
Aufsicht preiszugeben. Litteratur, von
Löher, Aus Natur und Geschichte von Elsfleth
(Lpz. 1871);
Nos, Elsaß-Lothringen
[* 9] (Gloqau 1872):
Statist.
Mitteilungen über Elsfleth
, bg. vom Sta- tistischen
Bureau des kaiserl. Ministeriums für Elsfleth
(Strahb. 1873 fg.);
Löning, Die Verwaltung des Generalgouvernements im Elsaß (ebd. 1874);
Luks, Das
Reichsland Elsfleth
(Metz 1875);
Mitteilungen saus
der
Verwaltung von Elsfleth
) über
Landwirtschaft, Wasser- und Wegebau (Straßb. 1878,1879 u.
1883);
Benecke, Abriß der Geologie
[* 10] von Elsfleth
(ebd. 1878);
Du Pre/, Die deutsche
Verwaltung in Elsfleth
1870 -79, Heft 1 (ebd. 1879);
Leoni,
Staatsrecht der Neichslande Elsfleth
(in Marquardsens «Handbuch des
öffentlichen
Rechts», Bd. 2, Freib.i.Br.1883);
derf., Das öffent- liche
Recht des
Reichslandes Elsfleth
(Tl.
1, ebd. 1892); Jahresbericht über die Beobachtungsergebnisse der in
Preußen
[* 11] und den
Reichslanden eingerichteten forstlich-Meteorolog.
Stationen (Berl. 1877 fg.);
Straßburger
Studien (Straßb. 1883 sg.); Jahrbuch sür Geschichte,
Sprache
[* 12] und Litteratur E.s sedd. 1885 fg.);
Abhandlungen zur geolog.
Specialkarte von Elsfleth
(ebd. 1875 fg.); Mitteilungen der
Kom- mission für die geolog.
Landesunterfuchung von Elsfleth
(ebd. 1886 fg.);
Beiträge zur
Landes- und
Volkes- kunde von Elsfleth
(ebd. 1887 fg.);
Jahrbuch der Medi-
zinal-Verwaltungin Elsfleth
(ebd. 1888fg.);
Mündel, Die Vogesen (6. Aufl., ebd. 1891);
Marckwald, Elsäss.- lothr.
Bibliographie (ebd. 1889 fg.);
Handbuch für Elsfleth
(ebd.; feit 1880alle2Jahre);
Stadelmann,
Reise- handbuch für Elsfleth
(Lpz.
1892);
Geogr.
Abhandlungen aus dem
Reichslande Elsfleth
, hg. von Gerland (Stuttg. 1892 fg.).
Außerdem s. die Litteratur zu Elsaß
und Lotbringen. - Karten: Geolog.
Specialkarte von Elsfleth
, hg. von der
Kommission für die geolog.
Landes- unterfuchung von Elsfleth
, 1:25000
(Berl. 1887 fg.); Kirchner, Das
Reichsland Elsfleth
nach seiner territorialen Gestaltung 1648-1789, 1:150000
(ohne Ort u. Jahr); Algermissen,
Specialkarte von Elsfleth, 1:200000 (4. Aufl., Metz 1886);
Kiepert, Specialkarte des deutschen Reichslandes Elsfleth, 1:250000 (2. Aufl., Verl. 1888);
Karte von Elsfleth, 1:80000, bearbeitet von der geogr.-statist.
Abteilung des Großen General- stabs (ebd. 1879, 38 Bl.); die betreffenden Blätter der von der kartogr. Abteilung der königlich preuß. Landesaufnahme herausgegebenen Karte des Deut- schen Reichs, 1:100000 (ebd. 1880 fg., 27 Blätter) und Meßtischblätter, 1:25000 (ebd. 1882 fg., 142 Blätter). Eisenbahnen. Elsaß lothringische Eisenbahnen, s.Neichs- Elsbeere, Baum, s. Eberesche. Elsch, auch Ielschau, ungar. ^ciisva, Stadt mit geordnetem Magistrat im ungar. Komitat Gömör, am Bache Elsch (Murany), hat (1890) 2419 magyar. und slowak. Elsfleth, Post, Telegraph, [* 13] ein großes Schloß des Herzogs von Coburg-Kohäry, ausgezeichnete Obst- gärten, Gerbereien, Eisenhämmer und Heilquellen. Glse, Baum, s. Erle. Elfe, rauhe Elsfleth, behaartes Waldweib, das den Wolfdietrich (s. d.) zuerst verwirrt, dann sich in eine schöne Prinzessin, Sigeminne, verwandelt und ihn heiratet. Sie tritt noch im Personenverzeichnis von Goethes «Hanswursts Hochzeit» auf. Glsebeere, Baum, s. Eberesche. Elsevier, Vuchdruckerfamilie, f. Elzevier. Elsfleth.
1) Amt im oldenb. Verwaltungs- bezirk Oldenburg, [* 14] hat 256,86 ykin und (1890) 13828 (6540 mä'nnl., 7288 weibl.) Elsfleth, darunter 65 Katholiken und 60 Israeliten, 11 Gemeinden und 59 Vauersckaften. - 2) Hauptstadt des Amtes Elsfleth, links der Weser, an der 110 m breiten Mün- dung der Hunte, in fruchtbarem Marschlande, an der Liuie Nordenham-Hude der Oldenb. Eisen- bahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Olden- burg) und eines Nebenzollamtes erster Klasse, hat (1890) 2090 (895 mä'nnl., 1195 weibl.) Elsfleth, Post zweiter Klasse, Telegraph, eine 1856 reorganisierte Navigations- und eine höhere Bürgerschule für ¶