forlaufend
50
Im I. 1891 erzeugten 45 Eisengießereien 37186 t Gußwaren im Werte von 7 085497 M.; 10 Schweiheisenwerke lieferten 150 849 t
im Werte von über 17 Mill. M. Die mittlere tägliche Arbeiterzahl betrug bei erstern 2749, bei letztern 6161
Köpfe. Bedeutende
Maschinenfabriken sind im Unterelsaß
in
Illkirch-Grafenstaden und Reichshofen, im Oberelsaß
in
Mülhausen,
[* 3] Colmar,
[* 4]
Gebweiler,
[* 5]
Thann u. a. O.
Die erste Fabrik für Maschinenbau im Oberelsaß
wurde 1818 gegründet,
die erste größere
Fabrik für Spinnercimaschinen 1824 (in
Gebweiler), mit dem
Bau von
Lokomotiven wurde 1838 begonnen.
Der nordwestl.
Teil von Lothringen
besitzt sehr be- merkenswerte Glasindustrie (Münzthal, St. Louis, Götzenbrück, Meisenthal,
Dreibrunnen, Val- lerysthal); eine ebensolche Porzellan- und
Stein- gutmanufaktur hatSaargemünd; namhafte Fabriken für chem.
Produkte sind in Lothringen
in Dieuze, im Unterelsah in
Buchsweiler, im Oberelsaß
in
Mül- hausen,
Thann; Papierfabriken in
Straßburg,
[* 6]
Nix- heim, Türtheim; eine bemerkenswerte
Papiermache'- fabrit ist in Forbach,
[* 7] große Gerbereien finden sich in
Straßburg, Metz,
[* 8]
Barr u. a. O. Eine photogr.
An- stalt von Weltruf ist in Dornach. Am waren in den
Städten 75, auf dem
Lande 98, zusammen 173
Brauereien vorhanden;
dieselben er- zeugten 907386
Kl
Bier (davon mehr als die Hälfte m
Straßburg und Umgegend); 47583 di gelangten zur Ausfuhr
(hauptsächlich nach
Frankreich). Die Biereinfuhr betrug aus dem deutschen Zollgebiet 275225, aus dem
Zollauslande 5880 Iii. Kirsch- und Pflaumenwasser wird im Wasgau vielfach ge- brannt, für die Liqueurbereitung hat
Straßburg
einen gewissen Ruf. 1892/93 standen von 30481
Branntweinbrennereien 22029 im Betrieb und lieferten 12 877 kl reinen
Alkohol;
die Brannt- weinsteuer-Einnahme belief sich im ganzen auf 1,925 Mill. M. Der im
Münsterthale (Oberelsaß
)
hergestellte Münsterkäse gelangt zu ansehnlicher Aus- fuhr.
Einen weltberühmten Gewerbszweig, beson- ders Straßburgs, bildet die Herstellung von Gänse- leberpasteten (Ausfuhr jährlich etwa 1600000 M.). Gewcrbcgerichte bestehen in Straßburg, Metz, Mülhausen, Markirch, [* 9] Thann. Handel. Dem Handel kam die günstige Lage des Landes von alters her zu statten; 1882 waren im Handel und Verkehr gegen 10 Proz. der Gesamt- bevölterung thätig. Die bewegte Gütermasse auf sämtlichen Wasserstraßen betrug (1892) 1394682 t, wovon 26 Proz. aus Durchfuhr, 32 Proz. auf Ein- fuhr, 29 Proz. auf innern Verkehr, 13 Proz. auf Aussuhr entfallen.
Der Geschäftsumsatz der be- stehenden Reichsbankstellen belicf sich (1893) in Strahburg (Hauptstelle) auf 994,595, in Metz
auf 846,794, in
Mülhausen auf 749,599
MM.
M.; in Colmar besteht eine von
Mülhausen abhängige Nebenstelle. Neben der
Aktiengesellschaft für
Boden- und Kommunalkredit, welche die öffentliche Depo- sitenverwaltung des
Staates vertragsmäßig in
Händen hat,
und vielen andern
Banken giebt es zahlreiche ländliche (Naiffeisenfchc) Darlehnskassen, eine Kreditgenossenschaft für Elsaß-Lothringen
[* 10] lin
Strahburg, 1890 eröffnet), (1894) 60 öffentliche Vorschußkassen sdurch Gesetz vomJuni 1887 errichtet) und (1893) 112 Spar-
tassen mit 22 Zweigstellen, 214 956 Einlegern und einem Guthaben von 76,392 Mill.
M. Einheimische Versicherungsgesellschaften
sind «Rhein und Mosel»
(Feuer-) und
«Älsatia»
(Feuer- und
Lebensversiche- rung) in
Straßburg. Handelskammern
bestehen in
Straßburg,
Mülhausen, Metz und Colmar.
Verkehrswesen. An
Straßen bestanden 1893:
Kreise
[* 11] Staatsstraßen Bezirksstraßcn
Km Vicinalstraßen kra Unterelsaß. Oberelsaß . Lothringen.
331,756 306,200 531,336 378,112 325,955 2361,159 1151,383
2601,932 In Lothringen
sind die Bezirksstraßen durch kaiserl. Verordnung
vom in die
Kategorie der Vicinalstrahen versetzt. - 11 Schiff- brücken verbinden auf der elsäss.-bad.
Nheinstreae die beiden Ufer.
Eisenbahnen, s. Neichseisenbahnen. Post und Telegraph. [* 12] Die beiden Oberpost- direktionen in Straß bürg (s. d.) für Unter- und Oberelsaß und in Metz (s. d.) für Lothringen unter- stehen dem Reichspostamt in Berlin [* 13] und umfassen (1892) 3404,7? km oberirdische Telegraphenlinien mit 11049,17 km Telegraphenleitungen, davon 1279,98 Km Stadt-Fernsprechanlagen; 18 Post- ämter erster Klasse mit 7 Zweigstellen, 3 Telegra- phenämter erster Klasse, 2 Vahnpostämter, 3 Stadt- postanstalten, 28 Postämter zweiter Klasse und 1 Zweigstelle, 103 Postämter dritter Klasse und 365 Postagcnturcn, insgesamt 530 Verkehrsanstalten.
Die Fernsprechverbindungen zwischen Mülbausen, Thann und Gebweiler sind die ältesten im Reich. Das Kanalsystem umfaßt 446 km. Es sind: der in das Elsaß fallende Teil (132 km mit 85 Schleusen) des Nhein-Rhöne-Kanals (s. d.), der Hü- ninger Zweigkanal (28 km mit 4 Schleusen), unter- halb Basel [* 14] vom Rhein abgehend und bei der Napo- lconsinsel, 5 km nordöstlich von Mülhausen, in den Rhein-Rhöne-Kanal mündend;
der Vreisacher Zweig- tanal (7 km mit 2 Schleusen), vom Rhein bei Altbrei- sach zum Rhein-Rhöne-Kanal bei Künheim, der Col- marer Zweigkanal (s. d., 13 km mit 1 Schleuse), zwi- schen Rhein-Nhöne-Kanal bei Arzenheim und III; der Verbindungskanal bei Straßburg (5 Km mit 1 Schleuse) zur Verbindung des Rhein-Rhöne- Kanals und der III mit dem Ill-Rhein-Kanal;
der Vreusch-Kanal (s.Vreusch, 20 km mit 11 Schleusen) zwischen der Mossig bei Sulzbad und der IU ober- halb Straßburg;
der reichslänoische Teil des Nhein- Marnc-Kanals (s.d., 104 km mit 64 Schleusen), der im Ill-Rhcin-Kanal (2 km mit 2 Schleusen) bis zum Rhein fortgesetzt wird;
der Sacniohlen-Kanal (107 km mit 36 Schleusen), im Weiher von Gon- drerange den Rhein-Marne-Kanal verlassend und bei Saargemünd [* 15] die Saar erreichend, in erster Reihe zur Verschiffung der Kohlen aus dem Becken von Saar- brücken bestimmt;
der Salinen-Kanal (^anal ä68 sa- 1iii68 ä6 I)i6ii26, s. d., 6 km ohne Schleusen), der Mosel-Kanal mit Abzweigungen und dem Arser Zweigkanal (22 km mit 6 Schleusen), von der sranz. Grenze bei Arnaville nach Metz. Der sog. Vauban- Kanal,von Neubreisach zur III bei Ensisheim, kommt für die Schiffahrt nicht in Betracht. Die Regelung der meisten Kanäle ist beschlossen; die des Rheins soll vorgenommen werden. 1892 wurde mit Voll- endung des Straßbnrger Nheinhasens die seit Jahrzehnten unterbrochene regelmäßige Schisfahrt auf dem Oberrhein wieder eröffnet; sie war, des ungünstigen Wasserstandes wegen, 1893 nur an 100 Tagen möglich. ¶
forlaufend
51
Kirchenwesen. Der katholisch kirchlichen Ver- fassung nach teilt sich das Deutsche
[* 17] Reichsland Elsaß-Lothringen
in die exemten Bistümer Straßburg
(die Bezirke Unterelsas; und Ob.erelsah umfassend) und Metz (Be- zirk Lothringen), deren Grenzen
[* 18] mit denen des Lan- des zusammenfallen.
Die Bistümer von Straßburg und von Metz (bis 1870 unter dem Bischof von Bc- sancon) sind durch Bulle Pius'
IX. vom 10. und 14.'Juli 1874 eingerichtet und dem päpstl. Stuhle unmittelbar unterstellt.
Das Bistum Straßburg (rund 778000 Katholiken) umfaßt 57 Dekanate mit 700 Pfarreien, das Bistum Metz (rund 450000 Katholiken) 33 Dekanate mit 624 Pfarreien. Die Leitung der Kirche augsburgischen Be- kenntnisses liegt in den Händen eines Ober- konsistoriums und eines Direktoriums (Sitz in Straßburg) mit 7 Inspektionen (3 in Straßburg, 3 im übrigen Unterelsaß, 1 im Oberelsaß), 39 Kon- sistorien, 199 Pfarreien, 118 Filialen, 225 Pfarrern, 1 Pfarrvikar. Die reform. Kirche umfaßt 5 Kon- sistorien, 31 Pfarreien, 38 Pfarrer, 1 Pfarradjunkt, ohne gemeinsame Oberleitung.
Für die Israeliten besteht je ein Konsistorinm in jedem Bezirk mit je 1 Oberrabbiner sowie überhaupt 40 Rabbinate. Unterrichts- und Bildungswesen. Unter der deut- schen Verwaltung, welche den Schulzwang einführte, wurde das Unterrichtswescn wesentlich umgestaltet und gehoben. 1871-94 wurden in 583 Gemeinden 643 Elementarschulgebäude für 91614 Schüler mit 995 Lehrern neu errichtet oder vollständig umgebaut. 1871 ermangelten gegen 10,5 Proz. der Gesamtbevölkerung (5 Proz. im Unterelsas;, 10,8 Proz. im Oberelsah, gegen 17 Proz. in Lothrin- gen) der Schulbildung vollständig.
Von den im Er- satzjahr 1892/93 aus Elsaß-Lothringen
eingestellten Mannschaften des Unterrichtswefens (mit Ausschluß der (^traß- burger
Hochschule sowie der landwirtschaftlichen und gewerblichen Fachlehranstalten) untersteht demOber- schulrat,
in welchem der Staatssekretär den Vorsitz führt, und dem Bezirksunterrichtsrat jedes Bezirks. Kreisschulinspektoren beaufsichtigen
das niedere Un- terrichtswesen. In den Gcmeindeschulen werden die Schüler in der Regel dem religiösen Bekenntnis und dem Geschlechte
nach getrennt unterrichtet, die Mäd- chen in den kath. Gemeinden überwiegend
von Schul- schwestern. Es bestanden (1893) außer der Univer- sität Straßburg (s. d.) 26 öffentliche höhere Schulen (14
Gymnasien, 4 Progymnasien, 3 Oberrealschulen, 5 Realschulen) und 4 mit Gymnasien verbundene Nealschulabteilungen, 6 nicht
öffentliche (von kirch- lichen Behörden unterhaltene) höhere Schulen mit insgesamt 8511 Schülern (3927
Ka- tholiken, 3764 Protestanten, 820 Israeliten); 21 aus Landesmitteln unterstützte höhere Mädchenschulen, 11894) 2790 öffentliche
und 84 private Elementar- schulen mit zusammen 227283 Schulkindern, 5080 Lehrkräften, darunter 1411 Geistliche; ferner 4 Prä-
parandenschulen, 6 Lehrer- und 3 Lehrerinnen- seminare.
Die Ausbildung der kath. Geistlichkeit besorgen die bischöfl. Seminare in
Straßburg und Metz, die der protestantischen das theol. Studicn- stift St. Wilhelm in Straßburg. Gewerbliche Fach- schulen
und eine Chemieschule in Mülhausen, eine Kunstgewerbeschule in Straßburg. Wissenschaftliche und Kunstsammlungen besitzt Elsaß-Lothringen
außer
den mit der Universität verbun- denen in der naturwissenschaftlichen Sammlung, dem Kunst- und dem Kunstgewerbemuseum ^traß-
burg, den städtischen Sammlungen im
Kloster Unter- linden in Colmar, den Sammlungen im Neuen Museum in
Mülhausen. - Die periodische Presse
[* 19] umfaßte (1890) 131 Zeitungen und Zeitschriften, darunter 88 in deutscher, 21 in französischer, 22 in
beiden Sprachen.
Verfassung und Verwaltung. Die oberste Staats- gewalt im Rcichslande, in welchem die Reichsverfassung
eingeführt wurde, übt der Deutsche Kaiser durch seinen Statthalter. Bis zu dem genannten Zeitpunkte wurden alle die Neuordnung
des Landes betreffenden Gesetze durch den deutschen Reichstag, in welchem Elsaß-Lothringen
noch nicht vertreten war,
beraten und beschlossen. Nunmehr erläßt (Gesetz vom der Kaiser mit Zustimmung des Bundesrates
die Landesgesetze (einschließlich des jährlichen Landeshaushaltsetats), nachdem sie die einheimische Landesvertretung (der
Landesaus- schuß) genehmigt bat; doch bleibt nach demselben Gesetze, falls Negierung und Landesausschuh sich nicht verständigen
können, für die Erlassung von Landesgesetzen die Mitwirkung des Reichstags vorbehalten.
An der Spitze der Verwaltung, welche ihren Sitz in Straßburg hat, steht der kaiserl. Statthalter in Elsaß-Lothringen
, ihm
zur Seite das Ministerium für Elsaß-Lothringen
, dessen Vorsitz der Staats- sekretär führt. Dasselbe zerfällt (früher in vier, seit
1887) in drei Abteilungen, denen Unterstaats- sekretäre vorstehen: die Abteilung des Innern, die Abteilung für Justiz und
Kultus, die Abteilung für Finanzen, Landwirtschaft und Domänen. Dem Ministerium unterstehen unmittelbar
die Bureaus für Statistik, Forsteinrichtungs- und Gerichtskosten- wesen, die Katasterkommission und elf staatliche Prüfungskommissionen.
Zur Begutachtung der Ent- würfe zu Gesetzen, der zur Ausführung von Gefetzen zu erlassenden allgemeinen Verordnungen und
an- derer ibm vom Statthalter überwiesenen Angelegen- heiten ist der Staatsrat für Elsaß-Lothringen
eingesetzt, dessen
Vorsitzender der Statthalter ist und der aus dem Staatssekretär und den Untcrstaatssekretären, dem Präsidenten desOberlandesgerichts,demOberstaats-
anwalt bei demselben und einer Anzahl vom Kaiser berufener Mitglieder gebildet wird.
Dem Ministe- rium sind zunächst die drei Präsidenten der Bezirke Untcrelsaß, Oberelsaß und Lothringen untergeordnet. Letztere sind in 20 Landkreise (7 im Unterelsah, 6 im Oberelsaß, 7 in Lothringen) und 2 Stadtkreise (Straßburg und Metz) eingeteilt, die Kreise in zu- sammen 99 Kantone (39 im'Unterelsaß, 26 im Ober- elsaß, 34 in Lothringen), welche 1700 Gemeinden (561 im Unterelsaft, 385 im Oberelsaß, 754 in Loth- ringen) umfassen. Jedem der drei Bezirke steht ein Vezirkspräsident (mit dem Sitze Straßburg, Colmar, Metz) vor, jedem Landkreise ein Krcisdirektor (in den beiden Stadtkreisen der Bezirkspräsident), jeder Gemeinde ein Gemeinderat mit einem Bürgermeister.
In den Krcishauptortcn und den Gemeinden von 25000 und mehr Einwohnern, sowie in denjenigen, welchen die Annahme der für die vorgenannten Ge- meinden erlassenen Gesetzesbestimmungen gestattet worden ist, werden Bürgermeister und Beigeordnete aus Grund eines Vorschlags des Gemeinderats durch kaii'erl. Verordnung, in den übrigen Gemeinden (aus der Zabl der Gcmemderatsmitglieder) durch den Be- zirksprüsidenten ernannt. Straßburg, Metz und Mül- hausen besitzen Polizeidirektionen: in den Kantonen üben Kantonalpolizeikommissare, in den Gemeinden (ausgenommen die drei genannten Stadtgemeinden) ¶
forlaufend
52
die Gemeindebehörden die Polizeigcwalt. Für die drei Bezirke des Reichslandes tagt, unter dem Vorsitz des Bezirkspräsidenten, zeitweilig je ein Bezirks- tag, in welchen jeder Kanton [* 21] einen Vertreter ent- sendet, für jeden Kreis [* 22] unter dem Vorsitz des Kreis- direktors ein Kreis tag. In den beiden Stadtkreisen Straßburg und Metz vertritt der Gemeinderat die Stelle des Kreistags. Bezirkstag, Kreistag und Gemeinderäte gehen aus allgemeiner unmittelbarer Wahl hervor.
Durch kaiserl. Verordnung vom trat eine Landesvertretung (der Landesausschuß) für
Elsaß-Lothringen
ins Leben, deren Mitglieder- zahl und Befugnisse 1877 und 1879 wesentlich er- weitert wurden. Von
den 58 Mitgliedern desselben werden 34 durch die Bezirkstage (13 für Unterelsaß, 10 für Oberelsaß, 11 für
Lothringen), 24 durch die Gemeinderäte der Städte Straßburg, Metz, Colmar, Mülhausen (je eins ihrer Mitglieder) und in in-
direkten Wahlen durch die 20 Landkreise E.s auf 3 Jahre gewählt.
Der Landesausschuß empfängt die von ihm zu beratenden Vorlagen durch den Statthalter: die Beschlüsse der Plenarversammlun- gen werden mit Begründung in Gutachten abge- geben, welche auch die Ansichten der Minderheit enthalten. Dem Landesausschuß steht das Recht zu, innerhalb des Bereichs der Landesgesetzgebung Ge- setze vorzuschlagen und an ihn gerichtete Petitionen dem Ministerium zu überweisen. In den Bundes- rat sind zwei Kommissare der Landesverwaltnng ab- geordnet, die jedoch nur beratende Stimme haben.
An der Spitze der Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern steht ein Direktor. Die Ver- waltung umfaßt 6 Hauptzollämter, 14 Nebenzoll- ämter erster, 36 zweiter Klasse, 5 Hauptsteuer- ämter, 45 Steuerämter, 41 übergangssteuerstcllcn, 468 Ortseinnehmereien, 48 Oberkontrollbezirke, 6 Salzsteuerämter; ferner für das Enregistrement: 3 Oberinspektionsbezirke, 13 Inspektionsbezirke, 87 Einnehmereien und 11.Hypothekenämter. Die oberste Verwaltung der direkten Steuern des Kataster- und Vermessungswesens liegt in den Händen einer Direktion (in Straßburg); die Lotalverwaltung der Verwaltung der direkten Steuern umfaßt 158 Steuerempfangsbezirke.
Rechtspflege. Oberster Gerichtshof ist das Reichsgericht in Leipzig. [* 23] Das Reichsland besitzt ein in drei Senate zerfallendes Oberlandesgericht sin Colmar), ferner 6 Landgerichte (in Straßburg, Zabern, [* 24] Colmar, Mülhausen, Metz, Saargemünd; letztere beiden Landgerichtsbezirke haben ein gemein- sames Schwurgericht in Metz) und 75 Amtsgerichte. Für das bürgerliche Recht gilt der Ooä6 civil, für die Strafgesetzgebung, Handel, Erwerb und Verlust der Reichs- und Staatsangehörigkeit, Freizügigkeit, Münze u.s.w. gelten die deutschen Gesetze. Es bestehen 2 Strafanstalten, 6 Bezirksgefäng- nisse, 69 Amtsgefängnisse und 1 Transportstation; ferner 1 Erziehungs- und Vessernngsanstalt für Knaben (bei Hagenau) [* 25] und 1 Landesarbeitshaus (Pfalzburg).
Die Bezirks- und Amtsgefängnisse dienen gleichzeitig
zur Aufuahme der Untersuchungs- gefangenen. Die Zahl der Verurteilten
belief sich 1886 «auf 11234. Die Gendarmerie ist Landes- anstalt; die Gendarmeriebrigade umfaßt 5 Distrikte
mit zusammen 21 Beritten. In Elsaß-Lothringen
bestehen (1893) 630Feuerwehren. Die Mtgliederzahl beträgt 19 752 (6824 im Unterelsaß, 7885 im
Oberelsah, 5043 in Lothringen); die Anzahl der Fahrspritzen 1392. / Das Neichsland steht unter prenß. Militär- verwaltung.
In den Garnisonen liegen Truppen des 15., 16. und ein Teil des 14. Armeekorps. (S. Deutsches Heerwesen, Bd. 5, S. 67.) Die Ersatz-
mannschaften werden den einheimischen Bezirken der betreffenden Truppenteile entnommen; die aus- gehobenen Rekruten (1893: 7604 -
17,93 Proz. der Gestellungspflichtigen) werden preuß. Garnisonen
überwiesen. Die Zahl der freiwillig Eingetretenen betrug (1893)944. Festungen: Straßburg, Metz, Diedenhofen,
[* 26] Bitsch, Neubreisach. Eine Kriegsschule ist in Metz, eine Unteroffiziervorschule in Neubreisach. Der Krieger-Landesverband (1890
gegründet) um- faßte (Juni 1894) 159 Vereine mit 16447Mitgliedern. Die 15 Reichstagswahlkreise sind: Ältkirch- Thann (1893
Abgeordneter Winterer, Elsaß-Loth- ringer); MüllMlsen (Vueb, Socialdemokrat); Col- mar (Preiß, Elsaß-Lothringer); Gebweiler(Guerber,
Elsaß-Lothringer); Rappoltsweiler (Simonis, Elsaß- Lothringer); Schlettstadt
[* 27] (Pöhlmann, fraktionsloser Altdeutscher); Molsheim-Erstein
(FreiherrZorn von Bulach, Hospitant der Konservativen); Stadt Straß- bnrg (Vebel, Socialdemokrat); Landkreis Straßburg (Vostetter,
Hospitant der Nationalliberalen); Hage- nau-Weißenburg (Prinz zu Hohenlohe, Hospitant der Konservativen); Zabern (Hoeffel,
Reichspartei); Saargemünd - Forbach (Colbns, Elsaß - Lothringer); Volchen-Diedenhofen (Neumann, Elsaß-Lothringer); Metz
(Dr. Haas, Elsaß-Lothringer); Saarb'urg- Chäteau-Salins (Küchly, Elsaß-Lothringer). Das Wappen, durch
kaiserl. Erlaß vom festgesetzt, zeigt den deutschen Reichsadler (ohne Ordenskette) mit darüber schwebender Kaiser-
krone, belegt mit einem mit der Herzogskrone gekrönten hochgespaltenen Schild.
[* 28] Die rechte quer- geteilte Hälfte zeigt oben
im roten Feld einen ein- wärtsgetehrten goldenen, von je drei goldenen Kro- nen (zwei und eine) begleiteten
Schrägbalken (Wap- pen der Landgrafschaft Ober-Elsaß), unten im roten Feld einen ebenfalls linksgcwendeten silbernen, beiderseits
mit gleichfarbigen Perlen und Drei- blättern abwechselnd besteckten Schrägbalken (Wap- pen der Landgraffchaft Unter-Elsaß).
In der linken Schildhälfte erscheint im goldenen Felde ein roter mit drei gestümmelten weißen, schräg
gelegten kleinen Adlern (9.i6rioii8) belegter Schrägbalken (Wappen
[* 29] des Herzogtums Lothringen). Heraldische Wappen- farben
für das Reichsland sind Schwarz-Weiß- Not. - Als Dienstsiegel der Behörden wird (laut Erlaß des Ministeriums für Elsaß-Lothringen
vom
wie früher der Reichsadler gebraucht.
¶
Zum Duden
Nr. | Ergebnis | Elsaß-Lothringen |
---|---|---|
1 | El|sass-Loth|rin|gen; -s: amtliche Benennung für das das Elsass u. das nordöstliche Drittel Lothringens umfassende ... |
Quellen, Literatur
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
17.293 | Elsaß- Lothringen | Hertzog | Die bäuerlichen Verhältnisse im Elsaß | (Straßb. 1886) |
5.583 | Elsaß- Lothringen | Woltmann | Geschichte der deutschen Kunst im Elsaß | (Leipz. 1875) |
5.583 | Elsaß- Lothringen | Spach ^[Derselbe] | Moderne Kulturzustände im Elsaß | (das. 1873-74, 3 Bde.) |
5.583 | Elsaß- Lothringen | Lorenz und Scherer | Geschichte des Elsaß | (3. Aufl., Berl. 1885) |
5.583 | Elsaß- Lothringen | Schriften von Schneegans | Grad u. a.; M. Hertz, Deutsche Sage im Elsaß | (Stuttg. 1872) |
5.583 | Elsaß- Lothringen | Strobel und Engelmann | Vaterländische Geschichte des Elsaß | (Straßb. 1840-49, 6 Bde.) |
17.293 | Elsaß- Lothringen | Rocholl | Zur Geschichte der Annexion des Elsaßdurch die Krone Frankreichs | (Gotha 1888) |
5.574 | Elsaß- Lothringen | Hirsche, Damhirsche, Rehe, Hasen | Kaninchen etc., ferner Wildschweine, Wölfe | (in Lothringenhäufig), Füchse, Wildkatzen etc.; |
5.583 | Elsaß- Lothringen | Anschluß hieran das | "Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Litteratur Elsaß- Lothringens" | (1885 ff.) |
5.583 | Elsaß- Lothringen | "Alemannia; Zeitschrift für Sprache, Litteratur und Volkskunde des Elsaß" | (hrsg. von Birlinger, Bonn 1871 ff.) | |
3.686 | Busendorf | Stadt in Elsaß- Lothringen | Bezirk Lothringen, Kreis Bolchen, an der Nied und der Diedenhosen-Völklingener Eisenbahn, mit kath. Pfarrkirche, Amtsgericht und | (1880) |
53.756 | Burg | . | Die B. in Elsaß- Lothringen | (Straßb. 1886) |
17.293 | Elsaß- Lothringen | Naeher | Die Burgen in E. | (das. 1886) |
5.578 | Elsaß-Lothringen | Oberlin | Der Weinbau in E. | (das. 1880) |
5.578 | Elsaß-Lothringen | Mündel | Die Vogesen | (3. Aufl., das. 1884) |
5.583 | Elsaß-Lothringen | Noë | E., Naturansichten und Lebensbilder | (Glog. 1872) |
5.583 | Elsaß-Lothringen | Mitscher | E. unter deutscher Verwaltung | (Berl. 1875) |
17.293 | Elsaß-Lothringen | Herkner | Die oberelsässische Baumwollindustrie | (das. 1887) |
17.53 | Archiv | Pfannenschmid | Das Archivwesen in Elsaß-Lothringen | (Kolmar 1875) |
5.583 | Elsaß-Lothringen | Du Prel | Die deutsche Verwaltung in E. 1870-79 | (Straßb. 1879 ff.) |
5.583 | Elsaß-Lothringen | Spach ^[Derselbe] | Biographies alsaciennes | (das. 1863-71, 3 Bde.) |
5.583 | Elsaß-Lothringen | Schöpflin | Alsatia illustrata | (Kolm. 1751-1761, 2 Bde.) |
10.925 | Lothringen | Hutzelmann | Angriffe Frankreichs auf Elsaß und L. | (Nürnb. 1872) |
19.263 | Elsaß-Lothringen | 1,603,506 | Seelen | (gegen 1,564,355 im J. 1885) |
5.583 | Elsaß-Lothringen | Kraus | Kunst und Altertum in E. | (Straßb. 1876-84, 2 Bde.) |
5.578 | Elsaß-Lothringen | Stoffel | Topographisches Wörterbuch des Oberelsasses | (2. Aufl., das. 1877) |
5.583 | Elsaß-Lothringen | v. Löher | Aus Natur und Geschichte von E. | (Leipz. 1871) |
5.583 | Elsaß-Lothringen | Spach | Histoire de la basse Alsace et de la ville de Strasbourg | (das. 1860) |
17.293 | Elsaß-Lothringen | Rathgeber | Elsässische Geschichtsbilder aus der Revolutionszeit | (Basel 1886) |
56.740 | Feuerlöschwesen | Faller | Das Feuerlösch- und Rettungswesen in Elsaß-Lothringen Rappoltsweiler 1893); |
Von total 30 Quellen werden 30 angezeigt.