Ellwangen
,
Hauptstadt des württemberg. Jagstkreises, eine der sogen.
guten
Städte, in einem freundlichen
Thal
[* 2] (Virngrund) an der
Jagst und Obern Jagstbahn, ist Sitz der Kreisregierung, eines
Landgerichts
(für die sieben
Amtsgerichte zu
Aalen, Ellwangen
,
Gmünd
[* 3] in
Württemberg,
[* 4]
Heidenheim,
Neresheim,
Schorndorf und
Welzheim) und eines
Oberamtes,
hat ein
Gymnasium, eine
Realschule, reiche
Stiftungen, mehrere ehemalige Klöster und 6
Kirchen (darunter
eine evangelische und unter den katholischen die Stiftskirche in romanischem
Stil [1100-1124] und die St. Wolfgangskirche)
und (1880) 4697 meist kath. Einwohner, welche
Pergamentpapier-, Blechspielwaren-, Klärspäne- u. Schachtelfabrikation, Wachsbleicherei,
Gerberei, Bierbrauerei,
[* 5] Hopfenbau treiben und bedeutende Viehmärkte unterhalten (der sogen.
Kalte
Markt, im
Januar, ist ein berühmter Pferdemarkt). Die zahlreichen
Türme geben der Stadt ein großartiges
Ansehen. Auf einem der beiden
Hügel, zwischen denen die Stadt liegt, steht das 1354 erbaute
Schloß Hohen-Ellwangen
(seit 1843 Sitz
einer
Ackerbauschule für den Jagstkreis), auf dem andern, dem
Schönen
Berg, die im
Jesuitenstil erbaute Wallfahrtskirche der
Maria von
Loreto. - Ellwangen
war bis 1802 die Hauptstadt der gefürsteten
Propstei Ellwangen
, die vor 1803: 385 qkm (7
QM.) mit 25,000 Einw. und ungefähr 120,000
Gulden Einkünften umfaßte.
Das
Kloster soll bereits 764 von Herulf,
Bischof von
Langres, gestiftet sein, ist aber erst 814 urkundlich nachweisbar.
Später
gewann es ausgedehnte Besitzungen und
Lehnrechte in
Schwaben,
Baden
[* 6] und
Bayern.
[* 7] Unter den
Äbten ragt Kuno
(1188-1221), ein vertrauter Ratgeber König
Friedrichs II., hervor. 1459 wurde die
Abtei mit Bewilligung des
Papstes
Pius II.
säkularisiert und in ein Ritterstift verwandelt, an dessen
Spitze der bisherige
Abt nun als gefürsteter
Propst trat, der seinen
Sitz im
Reichsfürstenrat auf der geistlichen
Fürstenbank hatte. Durch den Reichsdeputationshauptschluß
von 1803 kam Ellwangen
an
Württemberg. Von seiner
Stiftung an bis 1803 zählte Ellwangen
50
Äbte und 20 Fürstbischöfe, deren letzter
Klemens
Wenzel,
Prinz von
Sachsen
[* 8] (gest. 1812), war.
Vgl. Seckler,
Beschreibung der gefürsteten Reichspropstei Ellwangen
(Stuttg. 1864).