Ellora
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Stadt im Gebiet des Nizam von Haidarabad in Ostindien, [* 2] in der Nordprovinz Aurangabad, nahe der Stadt Daulatabad, berühmt durch ihre Höhlentempel, welche an Ausdehnung [* 3] und herrlicher Ausführung alle andern übertreffen. Sie bilden drei Abteilungen: die ersten 10 Tempel [* 4] gehören den Buddhisten, die nächsten 14. den Brahmanen;
die 6 folgenden tragen einen gemischten Charakter, da sie weder rein buddhistisch noch rein brahmanisch sind.
Der Berg, aus Granit bestehend, ist hierzu 45 m tief und 82 m breit, stellenweise bis zu 25 m Höhe ausgehauen worden. In der ersten Abteilung ist die bemerkenswerteste Höhle diejenige, welche Viswakarman, dem Baumeister und Künstler der Götter, beigelegt wird und ein Bild Buddhas enthält; dieser Tempel mag im 8. oder 9. Jahrh. n. Chr. ausgegraben sein. Der bedeutendste in der zweiten Abteilung und überhaupt ist der Kailâsa genannte, in dessen Aushöhlung man viele Teiche, Obelisken, Säulengänge und Sphinxe, an den Wänden aber Tausende von Bildsäulen und mythologischen Darstellungen mit Gestalten von 3-4 m Höhe findet.
Zuerst tritt man in eine Vorhalle von 42 m Breite [* 5] und 27 m Tiefe mit mehreren Säulenreihen, dann in eine Halle [* 6] von 7,5 m Länge und 45 m Breite, in deren Mitte aus einem Felsblock das eigentliche Heiligtum gemeißelt ist. Vier Reihen Pilaster mit kolossalen Elefanten tragen die Decke. [* 7] Der Tempel selbst, durchaus im brahmanischen Charakter, ist 31 m lang und 17 m breit; seine Höhe wechselt von 5 bis 27 m, der Spitze des pyramidalen Doms. Der südindische Tempelstil diente zum Vorbild; die Höhle muß ums Jahr 1000 n. Chr. erbaut sein. Die Wände sind mit Bildwerken bedeckt; alle Gottheiten der indischen Mythologie sieht man hier sowie Darstellungen von Kämpfen aus dem Râmâyana und Mahâbhârata, außerdem zahlreiche Inschriften. In der dritten Abteilung ist die Dhumârlena genannte Höhle die ¶
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bemerkenswerteste; sie ist in brahmanischem Stil gehalten, die darin aufgestellten phantastischen Gottheiten sind siwaitische und die Erbauer wohl Siwaiten. Elefanten in Lebensgröße, kolossale Löwen [* 9] und barocke Tiergestalten, zum Teil in Relief, zum Teil in voller Gestalt aus dem Felsen gehauen, scheinen, aus einiger Ferne betrachtet, das Ganze zu tragen. »Die Skulpturen zeichnen sich vor allen sonstigen indischen Werken dieser Art durch ihre Schönheit und die Vortrefflichkeit ihrer technischen Ausführung aus und können den vorzüglichsten Leistungen der Griechen unbedenklich gleichgesetzt werden.« (S. die Tafeln »Baukunst [* 10] I«, [* 8] Fig. 8-10; »Bildhauerkunst [* 11] I«, [* 8] Fig. 12.)
Vgl. Lassen, Indische Altertumskunde, Bd. 4 (Leipz. 1861), und die architektonischen Werke von Fergusson.