Ellissen,
Adolf, Litterarhistoriker und Philolog, geb. zu Gartow im Lüneburgischen, studierte in Göttingen Medizin, später Geschichte, Litteratur und Sprachwissenschaft, machte weitere Studien in Berlin und Paris und besuchte zweimal (1838 und 1860) Griechenland, um Land und Leute und die neugriechische Litteratur kennen zu lernen. Nachdem er sich 1842 in Göttingen niedergelassen, erhielt er 1847 eine Anstellung bei der Universitätsbibliothek daselbst, beschäftigte sich auch lebhaft mit den politischen Verhältnissen seines Heimatslandes, war 1849 bis 1855 Mitglied der Zweiten Kammer, seit 1854 Präsident derselben und erhob mit glänzender Beredsamkeit Protest gegen die Absichten der Regierung, die Zustände vor 1848 wieder zurückzuführen.
Seine Oppositionsstellung veranlaßte die hannöversche Regierung, ihm jede Beförderung zu versagen. 1864 trat er als Abgeordneter für Osnabrück wieder in die Zweite Kammer, 1866, nach der Katastrophe des welfischen Hauses, in den konstituierenden Reichstag, in das preußische Abgeordnetenhaus und den hannöverschen Provinziallandtag, in beiden sich der nationalliberalen Fraktion anschließend. Er starb in Göttingen.
Von Ellissen erschienen zuerst die »Thee- und Asphodelosblüten« (Götting. 1840),
metrische Bearbeitungen chinesischer und neugriechischer Gedichte, weiterhin vortreffliche Übersetzungen von Montesquieus »Geist der Gesetze« (Leipz. 1846, 12 Tle.) und »Voltaires Werken in zeitgemäßer Auswahl« (das. 1844-46, 12 Tle.),
welcher die Abhandlung »Voltaire als politischer Dichter« (das. 1852) nachfolgte. Mit dem »Versuch einer Polyglotte der europäischen Poesie« (Bd. 1, Leipz. 1846), der leider unvollendet blieb, half der kulturgeschichtlichen Betrachtung sowie der vergleichenden Litteraturgeschichte Bahn brechen. Seine weitern Arbeiten galten der fast ganz unbekannten mittelgriechischen und neugriechischen Geschichte und Litteratur. Zu diesen Arbeiten gehören das mittelgriechische Gedicht »Der alte Ritter« (Leipz. 1846),
die historische Monographie »Michael Akominatos, Erzbischof von Athen« (Götting. 1846),
ein Beitrag zur Geschichte Athens während des Mittelalters; ferner »Zur Geschichte Athens nach dem Verlust seiner Selbständigkeit« (das. 1848) und die »Analekten zur mittel- und neugriechischen Litteratur« (Leipz. 1855-62, 5 Bde.). Seine letzte Schrift war: »Französische Thronfolger, eine retrospektive Betrachtung« (Götting. 1870).