Elis
(einheim. Name Valis),
Landschaft im alten Peloponnes (s. Karte »Altgriechenland«), [* 2]
im S. von
Messenien, im O. von
Arkadien, im N. von
Achaia und im W. vom
Ionischen
Meer begrenzt, senkt sich von O., wo sich die
Ausläufer
des Arkadischen
Gebirges, namentlich des
Pholoe und des
Erymanthos (jetzt Olonos), hereinziehen, nach W. hin, wo ihre
Thäler
in die größte
Ebene des
Peloponnes ausmünden. Von
Arkadien erhielt Elis
seinen Hauptfluß, den
Alpheios,
der in den
Acheron, Kladeos,
Selinus und
Enipeus aufnimmt;
außer ihm sind die Küstenflüsse
Peneios
(Gastunitiko), Helisson
,
Jardanos, Anigros und Neda anzuführen. So war Elis
, reichlich bewässert, einer der fruchtbarsten Landstriche
Griechenlands;
Ackerbau und Viehzucht [* 3] (namentlich Pferde) [* 4] gediehen vortrefflich;
daher wird es schon in den frühsten Zeiten als ein sehr bevölkertes und zivilisiertes Land geschildert.
Überdies war der ganzen Landschaft wegen des Kultus des olympischen Zeus [* 5] und der Olympischen Spiele, die in der geheiligten Thalebene Olympia (s. d.) von den überall herzuströmenden Griechen gefeiert wurden, ein heiliger Charakter aufgedrückt und ein steter Friede gesichert. Herrliche Tempel [* 6] schmückten die anmutige Gegend, die im reichsten Blumenflor prangte. Selbst Pflanzen, die sonst nirgends in Griechenland [* 7] gefunden wurden, gediehen hier, so die kostbare Byssusstaude.
Letzteres ebenso wie Sagen und semitische Namen bezeugen, daß einst Semiten, wahrscheinlich Phöniker, einzelne Küstenplätze im Besitz hatten. Im 14. Jahrh. v. Chr. wurden angeblich die hier wohnenden Kaukonen und Epeier, welche vielleicht den Illyriern, den Vorfahren der heutigen Albanesen, stammverwandt waren, von achäischen Griechen verdrängt, auf welche der Name der Epeier wahrscheinlich überging, da spätere Autoren Epeios und Ätolos zu Brüdern machen.
Durch den
Einfall der
Herakliden im
Peloponnes (1104) kam Elis
an die Ätolier unter
Oxylos, dessen Nachkommen
aber nicht als
Könige geherrscht haben, weil die einzelnen
Städte (fast sämtlich im Innern des
Landes gelegen) eine oligarchische
Verfassung einrichteten und sich zu einem Städtebund vereinigten. Ein langer, ununterbrochener
Friede beglückte von da an
das Land, bis endlich seine
Blütezeit mit dem Peloponnesischen
Krieg zu Ende ging. Die Eleier schlossen
sich den Spartanern an; aber der
Kriegskunst nicht besonders kundig, konnten sie es nicht wehren, daß die
Athener die Küstengegenden
verwüsteten.
Nachdem so die
Athener einmal gegen die Unverletzlichkeit von Elis
gefrevelt hatten, trugen bald auch andre
Völker, z. B. die
Spartaner, kein Bedenken mehr, in Elis
einzufallen. Im allgemeinen standen die Eleier bei den
übrigen
Hellenen in keinem besondern
Ruf; sie waren als trunksüchtig und lügnerisch verschrieen und besonders übel berufen
wegen der
Knabenliebe, die bei ihnen frühzeitig das Gepräge grober
Sinnlichkeit angenommen hatte. Die bedeutendste Stadt,
der Sitz des elischen
Städtebundes, war nach der Zerstörung von
Pisa
[* 8] (572) Elis
am
Peneios, anfangs nur
eine kleine
Feste, bis 471 mit der Einrichtung einer
Demokratie zugleich eine bedeutende Erweiterung stattfand. Doch blieb
es eine offene, feindlichen Einfällen leicht zugängliche Stadt. Trümmer derselben finden sich beim Dorf Paläupolis. Im
heutigen
Königreich
Griechenland bildet Elis
mit
Achaia (s. d.) einen
Nomos.