Elfenbeina
rbeiten.
Das durch den warmen
Ton wie durch seine plastische Eigenschaft ausgezeichnete Elfenbein (s. d.)
wurde schon in frühester Zeit mit Vorliebe in der Kleinkunst verwendet.
Ägypt. und assyr. Reliefs zeigen besiegte
Äthiopier,
die Elefantenzähne als
Tribut bringen; kleine Schnitzwerke, Idole und Gebrauchsgegenstände sind in
Ägypten
[* 2] (s.
Tafel:
Ägyptische Kunst III,
[* 1]
Fig. 2
u. 3) und
Mesopotamien gefunden worden. Die Griechen verwandten es auch zu großen
Statuen, indem
sie die Fleischteile daraus fertigten, Gewand und
Haar
[* 3] aber von
Gold
[* 4] bildeten. (S.
Chryselephantin.) Elfenbeina
rbeiten aus dem griech. und
röm.
Altertum sind nachweisbar so gut wie gar nicht erhalten.
Mit der Zeit
Konstantins beginnen als die ältesten
Denkmale die sog. Konsulardiptychen (s.
Tafel: Elfenbeina
rbeiten,
[* 1]
Fig. 5), in
Bildschnitzerei hergestellte Platten, die auf ihren äußern Seiten die
Darstellung der Konsuln nebst andern Scenen,
z.B. öffentliche
Spiele und Kämpfe, zeigen, auf den innern aber, mit
Wachs überzogen, zum Schreiben als Notizbücher dienten
(s.Diptychon). Die byzantinischen Elfenbeina
rbeiten zeichnen sich durch vollendete
Technik sowie durch zierliche und lebensvolle
Darstellung
aus;
das prachtvollste derartige Elfenbeinwerk, das erhalten ist, ist der um 550 entstandene Sessel des Bischofs Maximianus in der Sakristei des Doms zu Ravenna. Er ist ganz mit Elfenbeinschnitzereien bedeckt;
die Seitenlehnen zeigen die Geschichte Josephs, vorn ist Johannes der Täufer mit den vier Evangelisten zu beiden Seiten dargestellt;
das übrige füllen Rankenfriese mit Löwen, [* 5] Hirschen u.dgl.
Ferner
Tafeln mit religiösen
Darstellungen (besonders aus der Passionsgeschichte), Klosterarbeiten
des 9. bis 14. Jahrh., die sich als Buchdeckel erhalten
haben (s.
die
Tafeln: Elfenbeina
rbeiten,
[* 1]
Fig. 4, 6, 7; Altchristliche Kunst III,
[* 1]
Fig. 1;
Byzantinische Kunst,
[* 1]
Fig. 5). Im spätern Mittelalter wuchs die Vorliebe für Elfenbeina
rbeiten sowohl
zum religiösen wie profanen Gebrauch. Aus den Diptychen wurden die mit kleinen figürlichen Reliefs religiöser Art ausgefüllten
Triptychen, welche die Haus- und Tragaltäre schmückten.
Auch
Statuetten sind noch zahlreich erhalten. Weiter traten Schmuckkästchen, Spiegelkapseln (s.
Tafel: Elfenbeina
rbeiten,
[* 1]
Fig. 3) u.dgl. hinzu, die mit figürlichen Scenen aus dem Leben oder erotischer
Art verziert waren. Gegen das Ende des Mittelalters und während der besten Zeit der Renaissance scheint die künstlerische
Herstellung von Elfenbeina
rbeiten nachgelassen zu haben, obschon sich vortreffliche Werke,
Statuetten wie Reliefs, finden. Mit
dem Beginn des 17. Jahrh. lebte die Vorliebe für Elfenbeina
rbeiten wieder auf.
Das Elfenbein fand als kunstvolle Einlage bei Möbeln, Kästchen
u. dgl. eine ausgedehnte Anwendung, die vorzugsweise in
Italien
[* 6] (Mailand,
[* 7]
Venedig),
[* 8] aber auch in
Deutschland
[* 9]
(Nürnberg,
[* 10]
Augsburg)
[* 11] und sonst gefertigt wurden; sodann wurde es von einer geschickten
Kunstdrechslerei (Passichtdrechslerei) verarbeitet (s. Passigdrehen), welche
daraus
Kannen (s.
Tafel: Elfenbeinarbeiten
,
[* 1]
Fig. 2),
Becher
[* 12] und andere
Gefäße, zum
Teil von höchst bizarren Formen, schuf.
Verwandt damit sind andere Elfenbeinarbeiten
dieser Zeit, wie ineinander bewegliche
Kugeln, künstliche bewegliche
Augen u.dgl. aus einem
Stück. Ferner wurden äußerst fein und vollendet durchgeführte
Statuetten, Crucifixe und
[* 1]
Figurenreliefs
gefertigt, welch letztere teils selbständig sind, teils als Einlagen dienen, teils Pokale und
Becher verzieren (s.
Tafel:
Elfenbeinarbeiten
,
[* 1]
Fig. 1). Derartige Elfenbeinarbeiten
wurden in den
Niederlanden und in
Deutschland zahlreich
bis in das 18. Jahrh. hinein
geschaffen.
Auch in
Italien wurde damals (17. Jahrh.) das Elfenbein wieder häufig sowohl
zu
Statuetten wie zu Reliefs, insbesondere zu religiösen figürlichen Kunstwerken gebraucht. Später versuchte man sich
noch in überaus künstlich feinen Landschaftsdarstellungen mit den winzigsten Figürchen, aber es war
dies nur vorübergehende Spielerei. Von der heutigen Kleinkunst ist die Elfenbeinschnitzerei mannigfach wieder versucht worden,
meist aber nur zu kleinen und billigen landeseigentümlichen Schmuckartikeln oder zu Fächern u.dgl.
sowie zur Nachahmung älterer Werke (z. B. zu
Nürnberg, Geislingen und zu
Erbach im Odenwald). Dagegen hat sie in
Indien und
ganz besonders in
China
[* 13] sich eine hohe
Blüte
[* 14] bewahrt. Die chines.
Arbeiten, Kästchen,
Becher, Fächer
[* 15] und viele andere Dinge,
sind ebenso vollendet fein wie zahlreich, und bewahren, trotz der Eigentümlichkeiten ihrer Art und Gegenstände,
doch ein besonderes Interesse. Die Elfenbeinarbeiten
Japans (s.
Japanische Kunst) übertreffen sogar an künstlerischem Wert das meiste von
dem, was Europa
[* 16] auf diesem Gebiet schuf.