Elektrisches
[* 2]
Sehen
[* 3] oder
Telegraphisches Sehen.
Schon 1880 hat A. G.
Bell daran gedacht, durch
Umkehrung der
Anordnung in
seinem
Photophon
[* 4] (s. d.) ein telegraphisches oder Elektrisches Sehen
zu
ermöglichen.
Gleiches erstrebten G. R. Carrey in
Boston
[* 5] in demselben Jahre, bald darauf Sawyer, schon 3 Jahre
früher J.
Perry und W. Elektrisches
Ayrton, Conolly und McTighe in Pittsburg 1880, der
Franzose Senlecq d'Ardres 1877 und fast zu gleicher
Zeit Professor Adriano de Paiva in Oporto
[* 6] und Dr. Carlo Mario Pevorino in Mondovi.
Senlecq brachte den unzutreffenden
Namen
Telektroskop für seine Erfindung in
Vorschlag. Die
Aufgabe, welche
einem elektrischen
Teleskop zu stellen wäre, hat eine gewisse Verwandtschaft mit der
Aufgabe der
Kopiertelegraphen (s.
Elektrische Telegraphen
[* 7] A, 5), ist jedoch umfassender, insofern nicht bloß ein einzelnes vorliegendes
Bild telegraphisch kopiert werden, sondern
die gleichzeitigen
Umrisse eines körperlichen Gegenstandes, ja selbst etwaige
Bewegungen desselben telegraphisch dem entfernten
Auge
[* 8] wahrnehmbar gemacht werden sollen und dies außerdem noch durch eine Reihenfolge von elektrischen
Strömen, welche doch eine gewisse Zeitdauer besitzen.
Bessere Erfolge als Senlecq hat 1881 Shelford Bidwell mit seinem Telephotograph erzielt, indem er als Empfänger einen
Kopiertelegraphen von d'Arlincourt benutzte und im Geber durch Selenpräparate die vorhandenen optischen Unterschiede
in elektrische
umsetzte. Das Elektrisches Sehen
mit einem einzigen Leitungsdrahte zu ermöglichen, bemühte sich
P. Nipkow in
Berlin
[* 9] seit 1884 und kam schließlich auf die Benutzung der von Delany für die absatzweise Vielfachtelegraphie
(s. Mehrfache
Telegraphie) bei Benutzung des phonischen
Rades von La
Cour angewendeten
Anordnungen zur
Erhaltung des
Synchronismus
und Entsendung der
Ströme, denen er Vorrichtungen zur Zerlegung der Lichtbilder in absetzendes Licht,
[* 10] zur
Umsetzung der Lichtschwankungen
in Stromschwankungen, zur
Umsetzung der Stromwirkungen wieder in Lichtwirkungen und endlich zur Zusammensetzung der ins
Auge
gelangenden absetzenden
Lichtstrahlen zu Bildern hinzufügte. In jüngster Zeit hat sich namentlich
Henri Button mehrere Jahre
lang mit dem Elektrisches Sehen
beschäftigt und dafür den
Namen
Telephanie in
Vorschlag gebracht; er benutzte gleichfalls das
phonische Rad
neben einer
Stimmgabel, wie Delany. -
Vgl. Liesegang, Probleme der Gegenwart, Bd. 1: Beiträge zum
Problem des elektrischen Fernsehens
(Düsseld. 1891).