Elektrisches
[* 2] Licht, [* 3] für militärische Zwecke. Soviel bekannt, wurde für Kriegszwecke zuerst im Oktober 1855 bei der Beschießung der taurischen Festung [* 4] Kinburn von der französischen Flotte e. L. verwendet, um die nächtliche Wiederherstellung der am Tage beschossenen Festungswerke zu verhindern. Die Franzosen bedienten sich seiner wieder bei den Belagerungen von Paris [* 5] und Belfort [* 6] 1870/71. Auf dem Montmartre und in Double Couronne vor St.-Denis waren Scheinwerfer aufgestellt, aber das elektrische Licht wurde noch von großen galvanischen Batterien erzeugt.
Der Erfolg war zwar gering, teils wegen Unvollkommenheit der
Beleuchtungsapparate,
[* 7] teils wegen Vorsicht der deutschen
Truppen,
die sich beim Erscheinen des Licht
bündels auf die
Erde oder hinter
Deckungen legten und ruhig verharrten,
bis das
Licht fortging, aber man hatte doch die Überzeugung gewonnen, daß elektrisches Licht
mit verbesserten
Apparaten für Kriegszwecke
von Nutzen sein könnte. 1873 waren denn auch auf der
Wiener
Ausstellung von
Siemens u.
Halske in
Berlin
[* 8] und
Sautter-Lemonnier in
Paris
Apparate von bedeutend gesteigerter Leistungsfähigkeit aufgestellt, welche nach weiterer
Entwickelung
von 1877 an in den
Kriegsmarinen wie in
Küstenbefestigungen Verwendung fanden, zunächst auf den
Panzerschiffen, um die nächtliche
Annäherung feindlicher
Torpedoboote, deren Einführung damals begonnen hatte, zu entdecken; aber diese
Apparate waren feststehend
oder doch nur sehr wenig für Ortswechsel geeignet, und für den
Festungskrieg forderte man die Fahrbarkeit.
Sautter-Lemonnier wie
Siemens u.
Halske, später Schuckert in
Nürnberg
[* 9] und
Fein in
Stuttgart
[* 10] haben sodann in der Herstellung
fahrbarer
Apparate gewetteifert. Nachdem
Versuche mit Sautter-Lemonnierschen Festungsapparaten in
Deutschland
[* 11] nicht befriedigt
hatten, gelangten die von Schuckert zur Einführung. Sie bestehen aus zwei mit 2
Pferden bespannten
Wagen,
von denen der eine die
Dampfmaschine
[* 12] von 14
Pferdekräften zum Betrieb der Dynamomaschine, welche bei etwa 700
Umdrehungen in der
Minute eine Licht
starke von 30,000 Normalkerzen entwickelt, trägt; auf dem andern
Wagen steht
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mehr
die elektrische
Bogenlampe mit Scheinwerfer von 90 cm Öffnungsweite. Beide Wagen sind durch ein 100 m langes Leitungskabel
verbunden. Man erzielt eine genügende Erleuchtung bis auf etwa 4 km und wird hier ein Streifen von 50-60 m belichtet.
Durch
Einschieben eines Zerstreuers (konvexe Cylinderlinsen) kann eine 8-10malige Verbreiterung des erleuchteten
Gesichtsfeldes erzielt werden, wobei die Intensität des Lichtes entsprechend abnimmt. Der Scheinwerfer ist derart aufgehängt,
daß er nach allen Seiten gerichtet werden kann, wie es das Absuchen des Vorfeldes erfordert. Für die Beobachtung ist ein
Standpunkt 300-400 m oder weiter seitwärts und vorwärts des Scheinwerfers zweckmäßig, beide Standpunkte werden zur
gegenseitigen Verständigung durch Fernsprecher
[* 14] (Feldtelegraphenkabel) verbunden.
Die Einführung weittragender kleinkalibriger Gewehre mit rauchschwachem Pulver kann es unter Umständen schwierig oder unmöglich
machen, eine vom feindlichen Feuer beherrschte Fläche zu durchschreiten und dazu auffordern, die Dunkelheit zur Annäherung
zu benutzen. Glaubt eine Truppe solchen nächtlichen Angriffen ausgesetzt zu sein, so ist sie genötigt,
ihre Sicherheitslinien zu verstärken und womöglich weiter hinaus zu schieben. Zur Entlastung und Unterstützung des aufreibenden
Sicherheitsdienstes hat man in neuer Zeit auch die Ausrüstung der Feldarmeen mit fahrbaren elektrischen
Scheinwerfern in Aussicht
genommen, wozu der vorbeschriebene von Schuckert mit Erfolg versucht wurde.
Man verspricht sich namentlich dann Nutzen von seiner Anwendung, wenn man den Angriff des Feindes in einer
vorbereiteten Stellung erwartet, zu welcher bestimmte Annäherungswege führen. In französischen Militärzeitschriften wird
sogar die Ausrüstung von zur Nacht ausgesendeten Erkundungsabteilungen der Kavallerie mit kleinen fahrbaren Scheinwerfern besprochen.
Täuschungen, zu denen das Orientieren nach dem elektrischen
Scheinwerfer und das Erkennen ferner feststehender
Gegenstände im elektrischen
Licht Veranlassung gibt, sucht man durch genaue Orientierung am Tage vorher zu vermeiden. In Küstenwerken
und auf Schiffen fallen diese Täuschungen zwar fort, aber auch hier erfordert das Erkennen feindlicher, grauschwarz angestrichener
Schiffe
[* 15] ebenso große Übung wie die Beobachtungen zu Lande.
Auf der Weltausstellung in Paris 1889 befanden sich fahrbare elektrische
Festungsapparate von 35,000 Normalkerzen,
aus einem Maschinen- und einem Projektorwagen (Sautter-Lemonnier) bestehend; ersterer trägt eine Parsensche Dampfturbine mit
direkt gekuppelter Dynamomaschine (turbo-moteur électrique), die Turbinen machen 9000-10,000 Touren in der Minute. Jedes Armeekorps
in Frankreich soll mit einem solchen Apparat M/88 ausgerüstet sein. Die Schweiz
[* 16] führt gleiche Apparate,
aber mit Brotherhoodmaschinen.
Ein Küstenapparat hatte einen aplanatischen Glasspiegel nach Mangin von 1,50 m Durchmesser mit einem Beleuchtungseffekt von
80-99,000 Normalkerzen. Auf Schaffen sind die Scheinwerfer in der Regel in den Marsen aufgestellt, die Innenräume, namentlich
die Munitionskammern, sind durch Glühlampen erhellt. Kleinere fahrbare Scheinwerfer dienen auch zum Absuchen
der Schlachtfelder nach Verwundeten. Um das Absuchen von Gebüschen, Gehöften etc. zu ermöglichen, hat man in England tragbare
Glühlampen durch 50 m lange Licht
kabel mit der fahrbaren Dynamomaschine verbunden.
Noch zweckmäßiger sind die auf Anregung des Roten Kreuz
[* 17] von Trouvé konstruierten selbständigen elektrischen
Handlampen von 6 Normalkerzen
und 3-4 Stunden Glühdauer, weil sie den Träger
[* 18]
unabhängig vom Gelände machen und ihm das Absuchen von Wäldern gestatten.
Fein in Stuttgart hat einen elektrischen
Beleuchtungswagen in zwei Größen, sowohl für Fernbeleuchtung wie Teilungslicht
zur
Verwendung bei den Eisenbahntruppen gebaut. Sie gestatten den Betrieb von 6-8 Bogenlampen von je 500-1000
Normalkerzen und einiger Glühlampen, oder eines Einzellichts
mit Scheinwerfer. Die Bogenlampen, durch Lichtkabel mit der
Dynamomaschine verbunden, werden an mitgeführten eisernen Tragestangen aufgehängt, um nächtliche Arbeiten an Eisenbahnen,
Straßen, Brücken
[* 19] etc. zu beleuchten. Es ist außerordentlich schwer, auf unbekannte Entfernungen aufgestellte Scheinwerfer
durch Mitrailleusen- oder Gewehrfeuer zu treffen, weil selbst annähernd richtiges Abschätzen der Entfernung
kaum möglich ist.