Elektrische
Fische, [* 2] s. Zitterfische.
Elektrische Fische
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Elektrische
Fische, [* 2] s. Zitterfische.
fische
(elektrische Fische), die mit elektrischen
Organen ausgestatteten Fische, nämlich: der Zitteraal (Gymnotus),
Zitterwels (Malapterurus) und die Zitterrochen (Torpedinidae). Die betreffenden Organe liegen bei den genannten
Fischen an verschiedenen Stellen des Körpers (beim Aal am Schwanz dicht unter der Haut,
[* 4] beim Wels über den ganzen Rumpf hin, bei
den Rochen im Vordertheil des Rumpfes) und stimmen auch nur in dem feinern Bau, nicht aber in den gröbern
Verhältnissen überein. Wie die neuern entwickelungsgeschichtlichen Untersuchungen lehren, entstehen sie aus Muskeln,
[* 5] welche
sich in einer eigentümlichen Weise umwandeln, und enthalten eine kolossale Menge Nervenfasern. Im ausgebildeten Zustand ist
beim Zitterrochen (Torpedo, s. Rochen) jedes der beiden Organe (s. Figur) aus einer großen Anzahl nebeneinander stehender Prismen
zusammengesetzt; diese wiederum bestehen aus einer Reihe
[* 3]
^[Abb.: Fig. Zitterroche (Torpedo), zum Teil geöffnet. EO elektrisches
Organ, links mit den sich darin verzweigenden Nerven,
[* 6] die von einem besondern Teil des Gehirns (Lobus electricus, IV) ausgehen.]
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aufeinander geschichteter Kästchen. Zwischen je zwei Kästchen befindet sich eine bindegewebige Scheidewand, die Kästchen
selbst aber enthalten eine gallertige Substanz. Fünf starke, den Kopfnerven zugehörige Nervenstämme treten von der Bauchseite
in die elektrischen
Organe ein, verzweigen sich zwischen den Prismen und bilden dann in jedem Kästchen auf der Bauchseite
desselben die sogen. elektrische
Endplatte, d. h.
eine Unmenge feinster Nervenendigungen.
Hiernach wirkt jedes Prisma
[* 8] wie eine Voltasche Säule, in welcher die bindegewebigen Scheidewände als positive, die Endplatten
als negative Metallstücke, die Gallerte der Kästchen aber als feuchter Leiter fungieren; anatomisch jedoch entspricht es
einer einzigen quergestreiften Muskelfaser, in welcher die kontraktile Substanz geschwunden ist, während
die Nervenendigungen eine vergleichsweise riesige Ausdehnung
[* 9] erlangt haben. Die Quelle
[* 10] der Elektrizität
[* 11] ist in den Nerven zu
suchen, welche bekanntlich im thätigen Zustand von elektrischen
Strömen durchlaufen werden.
Die frühere Annahme, daß der Zitterrochen gegen seinen eignen Schlag geschützt sei, ist irrig, denn bei jeder Entladung
des elektrischen
Organs erleidet das Tier selbst eine Zuckung. Einen starken Schlag, welcher indessen auch bei den größten
Exemplaren ohne Schaden ertragen werden kann, erhält man nur bei Berührung von Bauch
[* 12] und Rücken eines noch ungereizten Tiers;
nach wiederholten Entladungen, oder wenn man nur die Rückenseite des Rochens berührt, ist die Wirkung
sehr gering.
Beim Zitteraal (s. d.) und Zitterwels (s. d.) sind die Kästchen nicht vertikal, sondern horizontal,
mit den Nervenendplatten nach dem Schwanz zu angeordnet. Daß ersterer, wie es in Humboldts Reisebriefen heißt, seitens der
Indianer durch Hineintreiben von Pferden in den See unschädlich gemacht und erst dann gefangen werde, hat
sich als eine Fabel herausgestellt. Pseudoelektrische Organe nannte man früher die im Bau den elektrischen
sehr ähnlichen
Organe der gewöhnlichen Rochen (Raja) und der Fischgattungen Mormyrus und Gymnarchus aus dem Nil, von denen aber neuerdings
nachgewiesen ist, daß auch sie eine wenn auch nur äußerst geringe Menge Elektrizität zu liefern vermögen.
Im Schwanz von Torpedo finden sich gleichfalls diese Organe vor; in der Entstehung aus umgewandelten Muskelfasern stimmen sie
mit den elektrischen
Organen überein.
Vgl. Babuchin, Übersicht der neuern Untersuchungen über die elektrischen
und pseudoelektrischen
Organe (Berl. 1877);