forlaufend
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in Berlin. [* 3] Die Leitung wurde als Luftleitung auf Ölisolatoren (s. d.) an Stangen ausgeführt, welche die Reichstelegraphenverwaltung und die königl. württembergische, die auch den Bau der Leitung übernahmen, für die Zwecke des Versuches herliehen. Die Spannung, mit der die Leitung betrieben wurde, betrug im Mittel 16000 Volt; nur gegen Schluß der von der Prüfungskommission vorgenommenen Messungen wurde dieselbe bis auf 30000 Volt gesteigert. Trotz dieser hohen Spannung hielt sich die Leitung vorzüglich; nur einer der 10000 Isolatoren wurde bei 30000 Volt durchschlagen.
Der Wirkungsgrad der Übertragung betrug 73 Proz. War somit der technische und wissenschaftliche Erfolg des großartigen Versuches ein vollkommener, so konnte doch der kommerzielle Erfolg der Übertragung nur ein negativer sein. Nach der obigen Formel für die Kosten der Leitung ist nämlich sofort zu übersehen, daß die Triebwerkslänge, da K im i Quadrat vorkommt, sehr stark einwirkt. Nun war bei dieser Anlage k ^ 175, also sehr groß, während die Pferdestärkenzahl mit etwa 300 verhältnismäßig niedrig war.
Die Formel zeigt, daß dies ungünstig auf die Kosten wirken muß, und so kann denn in der That nach dieser Richtung hin von einem Erfolge nicht die Rede sein. Nach einer Mitteilung von Huber, dem Nachfolger von Brown in Oerlikon, in der «Schweizer Bauzeitung», Bd. 18 (1891),
Elektrische
[* 4] 162, betrugen die Kosten für jede übertragene Pferdestärke 1200 M., wovon 1000 M.
auf die Leitung entfielen. Rechnet man 4^ Proz.
Zinsen, 12'/"z Proz.
Amortisation und 5 Proz. für
Beaufsichtigung und Instandhaltung,
so kostete die Pferdestärke an der
Welle in
Frankfurt
[* 5] jährlich 265 M., oder bei 3000 Arbeitsstunden die
Pferdekraftstunde fast genau 9
Pf., während bei Dampfbetrieb die
Stunde etwa 4
Pf. kostet. Diese
Anlage sollte aber auch nur
zeigen, daß es mit voller Betriebssicherheit möglich sei, mit so großen
Spannungen zu arbeiten, und daß die
Verluste durch
Ladungserscheinungen und direkte
Abgabe an den vielen sich nötig machenden Stützpunkten der Leitung
nicht so hoch seien, daß an einen irgend annehmbaren Wirkungsgrad nicht zu denken sei.
Ein solcher ist aber im vollsten Maße erreicht. Die Elektrotechnik ist nun in der Lage, Übertragungen auf alle Entfernungen auszuführen, die sich in der Praxis bieten werden. Wirkliche dauernde Übertragungen auf 175 km hat wohl kaum jemand geplant. Solange wir die heute noch fast unerschöpflich erscheinenden Kohlenvorräte haben, wird man an derartige Entfernungen, die ganze Staaten überspannen, nicht zu denken brauchen. Seitdem ausgeführte und in lohnendem praktischem Betriebe befindliche und weitere im Bau und im Projekt begriffene Anlagen erreichen aber heute schon ganz respektable Entfernungen. So überträgt die von der Maschinenfabrik Oerlikon erbaute Anlage Herrenwiesen-Bülach 400 Pferdestärken auf 4 mm starker Kupferleitung nach Oerlikon auf 15 km (vgl. «Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure», 1892, lH. 77),
die von der Firma Gan^ & Co. erbaute Anlage Tivoli-Nom überträgt 2000 Pferdestärken auf 28 km (vgl. «Elektrotechnische Zeitschrift», 1892, S. 500); durch die im Bau begriffene Anlage zur Ausnutzung der Niagarafälle endlich sollen 50000 Pferdestärken auf eine Entfernung von 32 km nach Buffalo übertragen werden (vgl. «Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure», Berl. 1892, S. 39: Projekt der Firma Ganz & Co.). -
Vgl. Kapp, TTTTT
(3. Aufl., Lond. 1891; deutsch von Holborn und
Kahle, Verl. 1891):
Braun, über Elektrische
K., insbesondere über
Drehstrom (Tüb. 1892).
Eine populäre Übersicht giebt Iaping in Bd. 2 der Hartlebenschen
«Elektrotechnischen
Bibliothek» (3. Aufl. von Zacharias,
Wien
[* 6] 1891).
Elektrische
Lampe,
[* 7] s.
Bogenlicht,
[* 8]
Glühlicht,
[* 9]
Elektrische
Kerze.
[* 10]
Elektrische Leitungen, s. Elektricitätsleitungen.
Elektrische Lichterscheinungen. Zu den Elektrische Lichtersch
einungen gehört
zunächst der elektrisch
eFunke, der entsteht, wenn hochgespannte Elektricitätsmengen sich mit plötzlicher
Durchbrechung
der umgebenden nichtleitenden Luft entladen. (S.
Elektrische Entladung.) Bei größerer Echlagweite beschreibt der elektrische
Funke gewöhnlich keine gerade, sondern meist eine gebrockene und vielfach verzweigte
Bahn.
[* 1]
(Fig. 3 der
Tafel Elektricität zeigt einen Funken der
Influenzmaschine in
Kohlensäure.) Ebenso verhält es sich mit dem mächtigen elektrischen
Funken in der Natur, dem
Blitz (s. d.). Die
Farbe und die
Stärke
[* 11] des Leuchtens der elektrischen
Funken ist nach der Gasart,
in der die Funken überschlagen, verschieden.
In der Luft leuchten sie mit einem intensiven weiß-bläulichen Lichte. Wenn man den mit positiver Elektricität
geladenen Konduktor einer Elektrisiermaschine
[* 12] (s. d.) mit einer sehr kleinen
Kugel oder einer stumpfen
Spitze versieht, so erhält hier der Konduktor eine so große elektrische
Dichte, daß die Elektricität
aus jenem Kügelchen oder aus der
Spitze, ohne gegenüberstehenden Funkenzieher, in die Luft als ein,
nur im Dunkeln wahrnehmbares, gestieltes
elektrisches Büschel übergeht, d. h. es strömen hier viele, nach außen divergierende
bläuliche oder rötliche
Strahlen mit einem schwachen
Geräusch aus, das von einer raschen Folge von Entladungen herrührt.
Versiebt man den negativ elektrischen
Konduktor der Elektrisiermaschine mit einer ähnlichen
Spitze, so
erscheint geräuschlos nur ein Lichtpunkt oder ein Lichtstern. An einer
Spitze, die man in der
Hand
[* 13] und gegen den negativ elektrischen
Konduktor der Elektrisiermaschine in einer mäßigen Entfernung hält, bemerkt man, weil positive Elektricität gegen den
negativen Konduktor ausströmt, ein positiv elektrisches
Lichtbüschel. Der
Spitze entweicht dagegen negative Elektricität
als Lichtpunkt, wenn der ihr gegenüberstehende Konduktor der Elektrisiermaschine positiv elektrisch
ist.
Durch sehr scharfe und feine
Spitzen strömt zwar die Elektricität am leichtesten aus, aber die elektrischen
Büschel der
positiven Elektricität sind dann so klein, daß sie sich vom negativen Lichtstern nur schwer unterscheiden lassen. Auf einem
solchen büschelartigen Ausströmen der Elektricität beruht das Elmsfeuer (s. d.).
Jedes geräuschlose schwache elektrische
Leuchten heißt
elektrisches Glimmen. Das elektrische
Glimmlicht tritt in ausgedehntem
Grade auf, wenn man die Elektricität des positiven Konduktors mittels eines Zuleiters in den luft- oder gasverdünnten
Raum eines geschlossenen
Glasballons, eines sog.
Elektrischen
Eies (s. umstehende
[* 1]
Fig. 1), führt und am
andern Ende durch einen
Draht
[* 14] zum negativen Konduktor ableitet. Hierbei tritt dann das elektrische Glimmlicht zwischen zwei
entgegengesetzt elektrischen
Spitzen oder auch
Kugeln auf. Die
Farbe des aus
Spitzen ausströmenden elektrischen Lichts ändert
sich, wenn diese Lichtbüschcl
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