Elektrische
[* 2] Leitungen
, Vorrichtungen zur Überführung der elektrischen
Energie von der Erzeugungsstelle nach den verschiedenen
Verwendungsstellen. Als
Leiter der
Elektrizität
[* 3] dienen vorwiegend die
Metalle; unter ihnen nimmt das
Kupfer,
[* 4] welches neben dem
Silber die größte
Leitungsfähigkeit besitzt, den ersten
Rang für die
Praxis ein. Man würde es wohl ausschließlich
verwenden, falls man nicht auch in manchen
Fällen, wie bei frei gespannten Leitungen
, auf die Zugfestigkeit Rücksicht zu
nehmen hätte, welche des öftern die
Wahl von Leitungen
aus
Eisen,
[* 5]
Siliciumbronze,
Aluminiumbronze,
Phosphorbronze
nötig macht. Es gilt nun ferner, diese Leitungen
gegen andre
Leiter zu isolieren, damit sich nicht durch deren Berührung
der
Strom teilweise unbeabsichtigte
Bahnen verschafft.
Bei Verwendung von blanken Leitungen
müssen daher die
Stellen, an welchen die Leitungen
befestigt sind,
durch
Nichtleiter
(Glas,
[* 6]
Porzellan, imprägniertes
Holz
[* 7] etc.) isoliert werden, oder man überzieht die Leitungen
in ihrer ganzen
Länge mit einer isolierenden
Schicht
(Baumwolle,
[* 8]
Seide,
[* 9]
Guttapercha u. a. m.). Notwendig wird dies, wenn die Leitungen
unterirdisch
oder im
Wasser verlegt werden. Unterirdische Leitungen
(Kabel) werden entweder zu telegraphischen, bez. telephonischen
Übertragungen,
oder zu
Licht-, bez. Kraftzwecken benutzt. Um sie bequem verlegen zu können, muß
man namentlich bei Leitungen
mit großem Kupferquerschnitt eine Anzahl dünner
Drähte seilartig verbinden, weil nur dadurch
die nötige
Biegsamkeit erzielt wird.
Das isolierte Kupferseil wird zum Schutz der Isolation vor den zerstörenden Wirkungen des Erdreichs mit einer dicht anliegenden Bleihülle umgeben (Bleikabel). Damit endlich bei Erdarbeiten mechanische Beschädigungen (durch Hacken etc.) möglichst ausgeschlossen werden, umgibt man das Bleikabel noch mit Eisenbändern, welche wieder durch eine aus geteertem Hanf bestehende Schicht gegen Zutritt von Feuchtigkeit etc. geschützt werden (eisenbandarmiertes Bleikabel).
Derartige
Kabel sind teuer und fallen namentlich bei einem großen
Netz sehr ins
Gewicht. Man hat daher
versucht, unterirdische Leitungen
auf die
Weise herzustellen, daß man die Leitungen
blank in eingegrabenen Zementkanälen
(Monierkanäle nach ihrem Erfinder benannt; vgl.
Monierbau)
[* 10] verlegte und an den Unterstützungspunkten
Isolatoren verwendete.
Allein die
Praxis hat ergeben, daß diese Leitungen
völlig unzureichend und keineswegs betriebssicher sind.
Im
Berliner
[* 11] Leitungsnetz, wo sie
¶
mehr
probeweise zur Verwendung kamen, sind sie wieder durch Kabel ersetzt worden. Es ist schwierig, die Zementkanäle wasserdicht
zu verschließen, sodann werden sie nur zu häufig durch Grundwasser
[* 13] überflutet, wobei die gegeneinander isolierten Leitungen
in leitende Verbindungen gebracht werden, drittens lassen sich die Kanäle nicht unter den Fahrdamm verlegen, da sie
eine größere Belastung nicht vertragen; wollte man sie jedoch stärker bauen, so würden sie bei weitem teurer werden als
Kabel, es sei denn, daß man in jeden Kanal
[* 14] eine große Anzahl von Leitungen
legte; endlich aber ist die Isolation für Ströme
von hoher Spannung kaum betriebssicher herzustellen. Man ist daher in der Praxis vorläufig von diesem
System abgekommen.