(griech. Ekzema,
»Ausschlag«; nässende Hautflechte, s. Tafel
»Hautkrankheiten«,
[* 2] Fig. 6), eine mit
Jucken verbundene
Hautentzündung, welche in akuter und in chronischer Form auftreten kann. Sie erscheint in zerstreuten oder dichter stehenden
Knötchen,
Bläschen,
Eiterbeulen, als gleichmäßige Schwellung und Rötung der
Haut,
[* 3] welche dabei nässend (Eczema simplex),
schuppend (Ekzem squamosum), mitEiter bedeckt (Ekzem impetiginosum) oder von der
Oberhaut entblößt (Ekzem rubrum,
Salzfluß) sein kann. Als
Ursachen des Ekzems sind zu nennen: äußere
Reize, welche die
Haut treffen, z. B. die direkten Sonnenstrahlen,
Senfteige, lange fortgesetzte warme
Bäder und kalt-feuchte
Umschläge und Einwickelungen, welche die sogen. Badekrätze und
die vermeintlichen
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kritischen Ausschläge der Kaltwasserärzte hervorrufen. Sehr häufig ruft der Reiz von tierischen Parasiten ein Ekzem hervor,
wofür die gemeine Krätze das beste Beispiel liefert. Ekzeme werden auch durch gestörten Blutlauf in der Haut, namentlich
durch gehemmten Abfluß des Venenbluts, veranlaßt. Ausschläge dieser Art kommen namentlich an den Unterschenkeln vor. In
vielen Fällen liegt dem Ekzem eine gewisse konstitutionelle Anlage zu Grunde, welche nicht selten angeboren oder angeerbt ist.
Bei skrofulösen und rhachitischen Kindern tritt diese Anlage zum Ekzem besonders deutlich hervor. Das Ekzem ist von lebhaftem Jucken
begleitet, welches die Patienten zum Kratzen veranlaßt, wodurch das ursprüngliche Aussehen der entzündeten
Hautstelle sehr erheblich verändert werden kann, indem sich die Haut mit blutigen Krusten und Borken bedeckt. Hebra beschreibt
als Ekzem marginatum ein Ekzem, welches sich vom Hodensack und der benachbarten innern Schenkelfläche symmetrisch auf das Gesäß
ausbreitet.
Dem Ekzem marginatum liegt nach neuern Untersuchungen ein pflanzlicher Hautparasit (Trichothecium) zu Grunde.
Was die Behandlung des Ekzems anbetrifft, so sind zunächst alle Einwände gegen ein Vertreiben der Flechte, da diese »nach
innen schlagen könne«, als überwundene Beobachtungsfehler zu behandeln. Sofern dem »Salzfluß« allgemeine skrofulöse Schwäche
zu Grunde liegt, ist der Gebrauch von Leberthran, Solbädern, frischer Luft und guter Diät vor allem anzuraten.
Außerdem aber sind alle Fälle von Ekzem örtlich und zwar unter sehr sorgfältiger ärztlicher Leitung zu behandeln, da die
Wahl der Mittel ganz von der Dauer und dem Charakter des Einzelfalles abhängt. Im akuten Stadium sind nach Hebra lindernde Mittel,
Stärkemehl, Talkum und andre Streupulver kalten Waschungen vorzuziehen, da zunächst jeder Reiz fern zu
halten ist. Später ist die Haut durch Öleinreibungen oder Vaselinsalbe geschmeidig zu machen und endlich Teer anzuwenden.
Beim chronischen Ekzem beginnt die Kur mit täglichem Waschen mit Kaliseife und Einölen der Haut zur Erweichung der Borken, welches
fortgesetzt wird, bis jede Entzündung geschwunden ist. Dann folgt Bepinseln mit Teer, Waschung mit Teerseife
oder Einreibung mit Präzipitatsalbe.
(grch., «das durch die Hitze Herausgetriebene»)
oder nässende Flechte, Gesamtname für eine Gruppe scheinbar sehr verschiedenartiger Hautausschläge, welche jedoch das Gemeinsame
haben, daß sie sämtlich auf einer Entzündung der obersten, dicht unter dem hornigen Überzuge (Epidermis)
[* 6] gelegenen Schichte
der Lederhaut (s. Haut) beruhen, welche sich durch ihre weichere Beschaffenheit und ihren größern Reichtum
an Blutgefäßen von der übrigen Lederhaut unterscheidet.
Diese Entzündung ist stets von einem Ergusse von Flüssigkeit (Exsudat) unter die Oberhaut oder, wenn diese abgestoßen ist,
aus die freie Fläche der Haut begleitet. Das der äußern Haut entspricht hiernach durchaus dem
Katarrh der
Schleimhäute; denn auch dieser besteht in einer Entzündung der obern Schicht der Schleimhaut, verbunden mit reichlicher
Absonderung von Flüssigkeit. Beide Krankheiten haben die Neigung, sich leicht über größere Strecken der Haut oder Schleimhaut
zu verbreiten, und beide bilden bei weitem die häufigste Form der Erkrankung dieser Organe.
Bei allen Formen des Ekzem sind die obern Hautschichten infolge der Entzündung mit Blut überfüllt und erscheinen
daher röter und geschwollener als die übrige Haut. Die aus den überfüllten Blutgefäßen ausgeschwitzte Flüssigkeit hebt
die Oberhaut stellenweise oder in größerer Ausdehnung
[* 7] empor, und es entstehen auf diese Weise entweder Bläschen mit einem
bald klaren (Eczema vesiculosum), bald durch Eiterkörperchen getrübten (Eczema impetiginosum) Inhalt,
oder die Oberhaut wird in Fetzen abgestoßen.
Letzternfalls, oder wenn die Bläschen platzen und ihren Inhalt ergießen, bilden sich dann durch das gerinnende und trocknende
Exsudat Decken, Borken und Grinde, welche oft eine bedeutende Dicke erreichen. Ist das Exsudat sehr gering,
so kommt es gar nicht zur Bläschenbildung, sondern die Flüssigkeit durchtränkt nur die Schichten der Oberhaut, welche
sich allmählich in Schüppchen oder größern Fetzen ablöst (Eczema squamosum). Ist das Exsudat sehr reichlich und dünnflüssig,
so entstehen kleinere oder größere, bisweilen sehr ausgedehnte, nässende, stark gerötete Hautstellen, an welchen die
Haut mit der Zeit infolge der chronischen Entzündung sehr derb wird und ein gespanntes, glänzendes Aussehen
erhält, soweit sie nicht von Schuppen und eingetrockneten Exsudatmassen bedeckt ist.
Letztere Affektion ist unter dem Namen Salzfluß (Eczema rubrum) bekannt und findet sich besonders häufig an der Vorderfläche
der Unterschenkel. Weil in der obern Schicht der Haut zahlreiche Empfindungsnerven endigen, ist das Ekzem meist
von einem oft unerträglichen Jucken begleitet. Die nässende Flechte verbreitet sich bald über einen großen Teil der Körperoberfläche,
bald tritt sie nur örtlich beschränkt am behaarten Kopf, an Augen und Ohren, im Gesicht,
[* 8] an den Genitalien, am After oder an
Händen und Füßen auf. ChronischeEkzem führen meist infolge von Bindegewebswucherung zu einer dauernden Verdickung und Hypertrophie
der Haut.
Die Ursachen des Ekzem sind oft äußere, d. h. irgend welche Reizungen der Haut durch Hitze, Reibung,
[* 9] Parasiten, scharfe Stoffe
(Senfteige, span. Fliegen
[* 10] u. s. w.)., auch zu reichlich und
in zu starken Lösungen angewandte äußere Arzneimittel, wie Carbolsäure, Sublimat u. a. Das sog. Bade-
oder Brunnenfriesel, dem man früher eine große Bedeutung für den Verlauf der Badekuren zuschrieb, ist nichts weiter als
die Folge der reizenden Mineralbestandteile oder der Hitze der Bäder.
Ebenso hat das Friesel, welches bei Kaltwasserkuren häufig eintritt, durchaus nicht die kritische Bedeutung,
welche ihm manche Ärzte zuschreiben, sondern ist die Folge der Hautreizung durch Kälte und Abreibungen. Häufig aber entsteht
allerdings das Ekzem aus innern Ursachen, zumeist wohl infolge einer krankhaften Blutmischung, welche Ernährungsstörungen der
mannigfachsten Form, also auch solche der Haut hervorrufen kann. Insbesondere sieht man skrofulöse Kinder und
Bleichsüchtige häufig an hartnäckigem Ekzem leiden; auch stehen manche Ekzem mit chronischen Verdauungsstörungen,
andere mit
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Unregelmäßigkeiten in der Menstruation in ursächlichem Zusammenhang. Das von Hebra als Eczema marginatum beschriebene Ekzem, welches
sich mit Vorliebe an den innern Schenkelflächen entwickelt, wird durch einen pflanzlichen Hautparasiten (Trichophyton) verursacht.
Die Behandlung des Ekzem hat sich natürlich zuerst nach den Ursachen zu richten. Sind äußere Reizungen der Haut die
Ursache, so wird das Übel meist bald zu heilen sein, wenn es nicht schon zu sehr eingewurzelt ist.
Liegen erkennbare Störungen des Gesamtorganismus (Skrofulose, Bleichsucht, Syphilis) zu Grunde, so müssen vor allem diese gehoben
werden. In der neuern Zeit giebt man den äußerlichen, direkt auf die erkrankte Haut wirkenden Mitteln
vor den früher üblichen innern Kuren den Vorzug, weil durch die erstern die Ernährungsstörungen der Haut am schnellsten
und sichersten ausgeglichen werden, während man früher, wiewohl ganz mit Unrecht, befürchtete, durch eine eingreifende
äußere Behandlung an Stelle des vertriebenen Ekzem schwerere Störungen in innern Organen zu erzeugen. Im akuten Stadium
des Ekzem sind alle Waschungen und Bäder zu untersagen und nur lindernde Mittel, wie Hebrasche Salbe, Stärkemehl, Talk und andere
Streupulver, anzuwenden. Zu den wirksamsten Mitteln gegen die spätern Stadien des Ekzem zählen das Wasser in seinen verschiedenen
Anwendungsformen (als Regendouche und Voll- oder örtliches Bad,
[* 12] als Auflösungsmittel adstringierender Substanzen,
wie Alaun,
[* 13] Blei- und Zinkpräparate), die Fette, Vaselin und Lanolin zur Erweichung und Entfernung der Borken sowie in der Form
der verschiedenen Salben, ferner Streupulver, grüne Seife, Resorcin, Teerpräparate, Anätzungen der Haut mit Ätzkaliu. dgl.;
doch gewährt, zumal bei veralteten Ekzem, nur eine konsequente und methodische Behandlung Aussicht auf
dauernde Heilung.