(griech., Tierkreis oder Zodiakus), der größte Kreis der scheinbaren Himmelskugel, den die Sonne scheinbar
im Lauf eines Jahrs in der Richtung von W. nach O. durchläuft. Der Name Ekliptik, vom griechischen ékleipsis
(Sonnen- oder Mondfinsternis) stammend, wurde diesem Kreis gegeben, weil man früh schon bemerkte, daß diese Finsternisse nur
dann eintreten, wenn der Mond in demselben steht. Die Ekliptik schneidet den Himmelsäquator in zwei Punkten, welche man
Äquinoktial- oder Nachtgleichenpunkte nennt, weil Tag und Nacht von gleicher Länge sind, wenn die Sonne in einem dieser Punkte
steht.
Derjenige von diesen zwei Punkten, in welchem sich die Sonne am Frühlingsanfang, 21. März, befindet, heißt der Frühlingsnachtgleichenpunkt
oder Frühlingspunkt, der diametral entgegengesetzte, in welchem sie am Anfang des Herbstes, 23. September, steht,
der Herbstnachtgleichenpunkt oder Herbstpunkt. Zwischen diesen Punkten in der Mitte, 90° von jedem entfernt, liegen die zwei
Punkte der Ekliptik, welche am weitesten von dem Äquator entfernt sind; sie werden Solstitial- oder Sonnenstillstandspunkte genannt,
weil die mittägige Höhe der Sonne und damit die Tageslänge sich nicht merklich ändert, wenn die Sonne
bei einem derselben steht.
Auch heißen sie Sonnenwendepunkte, weil die Sonne, wenn sie sich vor dem Durchgang durch einen derselben immer weiter vom
Äquator entfernt und daher mittags von Tag zu Tag höher gestanden hat, nachher sich dem Äquator wieder nähert, also eine
Wendung macht, die wir auch an der Abnahme der Tageslänge bemerken; hatten dagegen vor dem Durchgang
die mittägigen Sonnenhöhen und die Tageslängen abgenommen, so nehmen sie nachher zu. Der nördlich vom Äquator liegende
Solstitialpunkt heißt der Sonnensolstitialpunkt, weil in ihm die Sonne zu Sommers Anfang, 21. Juni, steht; in dem südlichen,
dem Wintersolstitialpunkt, steht sie zu Winters Anfang, 21. Dezember. Die vier genannten Punkte teilen die Ekliptik in
ebenso viele gleiche Teile, welche die Sonne, vom Frühlingspunkt anfangend, in den vier astronomischen Jahreszeiten Frühling,
Sommer, Herbst und Winter durchläuft.
Außerdem teilt man die Ekliptik seit alten Zeiten in 12 gleiche Teile (Dodekatemoria) von je 30°, Zeichen genannt,
die einander vom Frühlingspunkt aus in der Reihe folgen: Widder ♈, Stier ♉, Zwillinge ♊, Krebs ♋, Löwe ♌, Jungfrau ♍,
Wage ♎, Skorpion ♏, Schütze ♐, Steinbock ♑, Wassermann ♒, Fische ♓. Die drei ersten Zeichen
heißen die Frühlings-,
die drei folgenden die Sommer-, die nächsten drei die Herbst- und die letzten drei die Winterzeichen;
auch nennt man die ersten sechs nördliche Zeichen, die letzten sechs südliche Zeichen, und endlich heißen die letzten
und ersten drei aufsteigende, die übrigen absteigende Zeichen.
Ursprünglich fielen ohne Zweifel diese Zeichen zusammen mit den gleichnamigen Sternbildern, und weil diese
größtenteils nach Tieren benannt waren, so erhielt die den Namen Zodiakus (v. griech. zodion, Tierchen) oder Tierkreis; infolge
der Präzession (s. d.) ist aber der Frühlingspunkt einer langsamen Verschiebung, entgegen der Reihenfolge der Zeichen, unterworfen,
und er fällt jetzt nicht mehr in den Anfang des Sternbildes des Widders, sondern mitten in das Sternbild der
Fische.
Die zwölf Zeichen des Tierkreises hat man aber trotzdem in der ursprünglichen Bedeutung beibehalten, so daß der Frühlingspunkt
den Anfang des Widders bildet, weshalb er auch Widderpunkt genannt und mit ♈ bezeichnet wird. Die Ekliptik schneidet den Äquator
des Himmels unter einem Winkel von ungefähr 23½°, den man die Schiefe der Ekliptik nennt. Derselbe ist jedoch
nicht unveränderlich, sondern periodischen Schwankungen unterworfen, welche man als Sakularänderung der Schiefe bezeichnet.
Nach den Untersuchungen von Lagrange hatte sie ihren größten Wert 29,400 v. Chr., nämlich 27° 31'; dann nahm sie ab bis
auf 21° 20' im J. 14,400 v. Chr. und hierauf wieder zu bis 23° 53' im J. 2000 v. Chr., seit welchem Zeitpunkt
sie abnimmt bis auf 22° 54' im J. 6600 n. Chr. Ihre jährliche Abnahme beträgt gegenwärtig (nach Bessel) 0,48368''; und Anfang 1884 hatte
sie den Wert 23° 27' 17,55'' (nach Leverrier).
(grch.), die scheinbare Bahn, welche die Sonne im Laufe eines Jahres unter den Sternen am Himmel beschreibt.
Da diese Bahn in einer durch den Erdmittelpunkt gehenden Ebene liegt, bildet sie einen größten Kreis an der Himmelskugel.
Weil man wahrnahm, daß die Sonnen- und Mondfinsternisse immer nur dann stattfinden, wenn der Mond sich
in der Nähe dieses Kreises befindet, so veranlaßte dies die Griechen, denselben die Ekliptik (von grch.
ekleipsis, d.i. Finsternis) zu nennen.
Die Ebene der Ekliptik ist gegen die des Äquators geneigt und bildet mit ihr einen Winkel, den man die Schiefe
der Ekliptik nennt und der gegenwärtig 23° 27' beträgt. Da die Erde sowohl im Mittelpunkt des Äquators als auch der Ekliptik steht,
schneiden sich die von beiden an der Himmelskugel gebildeten größten Kreise in zwei um 180° voneinander abstehenden Punkten,
welche die Nachtgleichen- oder Äquinoktialpunkte (s. Äquinoktium) heißen. Die Sonne passiert sonach auf
ihrer scheinbaren Bahn unter den Sternen zweimal im Jahre den Äquator.
Das eine Mal
ist dies um die Zeit des 21. März. Sie geht dann für alle Orte der Erde genau im Osten auf und im Westen unter, Tag und
Nacht sind dann gleich. Ihre Mittagshöhe ist dann gleich der Äquatorhöhe des Beobachtungsortes. Verfolgt
man die Sonne auf ihrer jährlichen Bahn von einem Ort der nördl. Halbkugel aus, so sieht man, daß sie vom 21. März ab immer
mehr nördlich vom Ostpunkt aufgeht, ihre Abweichung vom Äquator also immer nördlicher wird. Infolgedessen nimmt auch die
Tagesdauer und die Mittagshöhe der Sonne zu. Die Größe der Zunahme der letztern ist anfangs täglich etwa 24', verlangsamt
sich aber immer mehr und mehr, bis am 21. Juni die Sonne scheinbar gegen den Äquator still steht.
Nun beginnt sie wieder sich dem Äquator zu nähern, ihre nördl. Deklination nimmt ab. Ihr Aufgangspunkt
rückt von Norden her immer näher an den Ostpunkt heran, bis sie um den 23. Sept. zum zweitenmal im Jahre wieder im Äquator
selbst steht. Sie geht dann wieder genau im Osten auf, Tag und Nacht sind sich gleich. Von nun an geht sie täglich immer mehr
südlich vom Ostpunkt auf, ihre Abweichung vom Äquator wird eine südliche, und ihre Mittagshöhe nimmt nach und nach um ebensoviel
ab, wie sie zwischen 21. März und 21. Juni zugenommen hatte.
Dies dauert bis zum 21. Dez. Dann scheint die Sonne gegen den Äquator abermals stillzustehen. Vom 21. Dez. ab,
wo die Mittagshöhe der Sonne ihren kleinsten Betrag im Jahre erreicht, wendet die Sonne sich wieder nach Norden und nähert
sich dem Äquator, bis sie diesen am 21. März wieder erreicht. Daß die Sonne während des eben geschilderten Jahres sich nicht
nur von Norden nach Süden und von Süden zurück nach Norden bewegt hat, sondern dabei auch von Osten nach
Westen unter den Sternen vorwärts gewandert ist, sieht man daraus, daß immer andere, weiter nach Osten zu gelegene Sternbilder
am nächtlichen Himmel erscheinen.
Die Punkte der Ekliptik, welche die größte Abweichung vom Äquator haben und 90° von den Nachtgleichenpunkten abstehen,
heißen die Solstitien oder Sonnenwenden (s. d.), da die Sonne in ihnen, wie wir gesehen haben, um die Zeit des 21. Juni und 21. Dez. erst
gegen den Äquator stillzustehen und dann sich wieder dem Äquator zuzuwenden scheint. Den ganzen Umfang der Ekliptik teilt man vom
Frühlingspunkt aus in 360° oder auch in 12 Zeichen zu je 30°, die nach gewissen in der Ekliptik gelegenen
Sternbildern benannt sind. (S. Tierkreis.) Da die beiden erwähnten Durchschnittspunkte der Ekliptik mit dem Äquator nicht fest sind,
sondern in jedem Jahre um 50'', in jedem Jahrhundert beinahe 1° 23'' rückwärts, d.i. westlich gehen (s.
Präzession), so sind seit der Zeit, wo jene 12 Zeichen erfunden wurden, diese Sternbilder in der Ekliptik jetzt
sehr verrückt worden, sodaß das Sternbild der Fische, die früher im letzten Zeichen standen, jetzt im ersten Zeichen, das
des Widders, der früher im ersten stand, jetzt im zweiten Zeichen steht u. s. w., oder
daß die Sternbilder alle um ein ganzes Zeichen von 30° vorgerückt sind. Auch die Schiefe der Ekliptik ist veränderlich; sie beträgt
jetzt nahe 23° 27', wird aber in jedem der nächsten Jahrhunderte um beinahe 50'' kleiner. Wenn sie immerfort abnähme,
so würde endlich die Ekliptik mit dem Äquator zusammenfallen und ein immerwährender Frühling auf der Erde
entstehen; sie nimmt aber nicht immer ab, sondern schwankt periodisch zwischen bestimmten Grenzen (21 und 28°), die sie
nie übersteigen kann, hin und her. Nach den
mehr
darüber angestellten Rechnungen war sie um 2000 v. Chr. beinahe gleich 23° 53'. Seitdem nimmt sie ab, bis sie gegen 6600 n. Chr.
am kleinsten und gleich 22° 54' sein wird. Von da wird sie wieder bis zum J. 19 300 zunehmen, einen Wert von 25° 21' erreichen
und dann wieder abnehmen. Diese geringen Änderungen können auf die Jahreszeiten keinen wesentlichen
Einfluß äußern. In Wirklichkeit bewegt sich nicht die Sonne um die Erde, sondern die Erde um die Sonne. Die Ebene, in der
sich scheinbar die Sonne bewegt, ist in Wirklichkeit die Bahnebene der Erde; somit ist auch die der Durchschnitt
der Erdbahn mit der Himmelskugel.