Eisenbau
,
im Gegensatz zum Stein- und Holzbau die Herstellung einzelner oder mehrerer zusammenhängender Bauteile aus Eisen. [* 2] Gedrückte, stets einer ruhenden Belastung ausgesetzte Teile, wie die Stützen von Mauern und die Streben von Dachstühlen, werden hierbei entweder aus Gußeisen oder aus Schmiedeeisen, gezogene oder gedrückte, einer bewegten, mit Erschütterungen verbundenen Belastung ausgesetzte Teile aus Schmiedeeisen hergestellt. Da Gußeisen den 20fachen Druck des Holzes und 200fachen Druck des Steins, Schmiedeeisen den 10fachen Zug und Druck des Holzes und den 100fachen Druck des Steins ertragen kann, während das Eisen nur etwa 8mal soviel wie Holz [* 3] und 4mal soviel wie Stein wiegt und trotz der bedeutenden Vervollkommnung seiner technischen Darstellung und mechanischen Verarbeitung zur Zeit im Preise sinkt, während Stein und Holz im Preise steigen, so wird bei zahlreichen Baukonstruktionen der Gegenwart Stein und Holz durch Eisen ersetzt.
Hierzu kommt dem
Holz gegenüber der Vorzug der geringern Feuersgefahr und manchen Steinkonstruktionen, z. B.
Gewölben, gegenüber die Möglichkeit einer ungleich raschern
Aufstellung. Der Eisenbau
wird bei kleinern
Objekten
in Schlosserwerkstätten, bei größern
Objekten in sogen.
Eisenbauanstalten hergestellt und erstreckt sich auf Gegenstände
des
Hochbaues und des Ingenieurwesens, insbesondere des Brückenbaues. Im
Hochbau gehören besonders die
Dach- und Deckenkonstruktionen
sowie die
Stützen und
Säulen
[* 4] dem Eisenbau
an. Die Eisendächer werden sowohl über rechteckigen als zentralen
Grundrissen mit geraden, gebrochenen oder gekrümmten
Sparren hergestellt und erhalten die geeignete, aus
Streben und Zugstangen
bestehende Versteifungskonstruktion, während ihre Eindeckung meist mittels
Metall,
Schiefer oder
Glas
[* 5] erfolgt oder auch aus
je zweien dieser Materialien kombiniert wird.
Unter die bedeutendsten Ausführungen dieser Gattung gehören die Dächer der Bahnhofshallen, großen Wintergärten und Saalbauten (s. Dach). [* 6] Die Eisendecken werden meist aus einer Lage gewalzter Balken von I-förmigem Querschnitt hergestellt, mit welchen schwächere Quer- und Längsstäbe verbunden werden. Das hierdurch entstehende eiserne Gerippe wird über Wohnräumen unten meist mit einem Gipsguß überzogen, welcher den Plafond bildet, und oben mit hölzernen Dielen belegt, welche als Fußboden dienen. In Nutzbauten werden statt der eisernen Stäbe mit Vorteil Wellbleche über die Eisenbalken gelegt und mit Zement oder Asphalt ausgefüllt.
Hierher gehören ferner die walzeisernen Balken, durch welche Fenster- und Thüröffnungen überdeckt werden, und welche zu Trägern der darüber befindlichen Mauern und Wände dienen (s. Decke). [* 7] Die eisernen Stützen werden meist aus Gußeisen in Form von Röhren [* 8] oder hohlen Säulen teils im Äußern, teils im Innern von Hochbauten verwendet und setzen sich bei Fabriken, Warenlagern u. dgl. nicht selten durch sämtliche Etagen fort, wo sie zusammengeschraubt und oft mit der gleichfalls eisernen Deckenkonstruktion verbunden werden. In Bauten, welche starken Erschütterungen ausgesetzt sind, werden solche Stützen zweckmäßiger aus Schmiedeeisen und zwar entweder aus mit kreuzförmigem Querschnitt gewalztem Façoneisen hergestellt, oder aus je vier Winkeleisen oder Quadranteisen zusammengesetzt.
Eisenfachwerkbau findet mehrfach an Stelle massiver Mauern und hölzerner Fachwerkswände Anwendung, indem er vor den erstern den Vorzug größerer Dichtigkeit und Raumersparnis, vor den letztern denjenigen größerer Dauer sowie vollkommener Sicherheit vor Feuersgefahr und Schwammbildung, vor beiden aber den Vorzug größerer Festigkeit [* 9] darbietet. Die Konstruktion des Eisenfachwerkbaues ist verschieden, je nachdem derselbe das eiserne, später auszumauernde Gerippe der Umfangs- und Zwischenwände eines Hochbaues bilden oder nur als Ersatz starker, massiver Mauern durch schwächere dienen oder Holzfachwerkwände ersetzen soll. Im ersten Fall besteht derselbe meist aus einer etwa 14×1 starken, auf gemauertem Sockel ruhenden Fußplatte, worauf die im Querschnitt I-förmigen, ca. 14×1×4×1 starken Zwischenpfosten sowie die aus je zwei ebensolchen, unter rechten Winkeln zusammenstoßenden Pfosten und einem Winkeleisen bestehenden Eckpfosten mittels an jene Fußplatte angenieteter Winkellappen durch Schrauben [* 10] befestigt werden. Diese Pfosten erhalten einen Abstand von je 1-1,5 m und werden in Stockwerkshöhe durch je zwei im Querschnitt I-förmige; ca. 8×1×4×1 starke Riegel mittels konsolenartig gebogener Flacheisen durch Niete verbunden, welche Riegel zugleich die im Querschnitt I-förmigen Deckenbalken aufnehmen. Thür- und Fensterstürze werden aus ähnlichen doppelten, durch ¶
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Schrauben verbundenen Riegeln zusammengesetzt. Im letztern Fall werden zum Zweck der Herstellung von 1 Stein starken Wänden aus wagerechten Flacheisen und ca. 9×3×1 starken, lotrechten T- oder I-Eisen etwa 1,5-2 m breite und 0,7-0,8 m hohe Felder hergestellt, welche so ausgemauert werden, daß die Flacheisen in der Mitte liegen und zu beiden Seiten durch Mörtelfugen verdeckt werden. Wo, wie bei Ecken und Anschlüssen von Zwischenwänden, die Flacheisen sich selbst oder die Ständer treffen, werden sie an den Enden rechtwinkelig umgebogen und mit den letztern überdies vernietet. Wo Fenster oder Thüren anzubringen sind, werden T- oder Z-Eisen eingelegt und mit den rechtwinkelig umgebogenen Enden der Flacheisen vernietet.
Bei den zur Zeit verhältnismäßig billigen Eisenpreisen läßt sich der Eisenfachwerkbau mit den gleichen, bisweilen selbst
mit niedrigern Kosten herstellen als der entsprechende Massiv- oder Holzfachwerkbau. Im Brückenbau gehören besonders die
eisernen Überbaukonstruktionen, teilweise bisweilen auch die Pfeiler und Fundamente dem Eisenbau
an. Die Überbaukonstruktionen
bestehen aus der Brückenbahn und den Brückenträgern, während die letztern schmiedeeiserne Balkenträger, schmiedeeiserne
oder gußeiserne Stützträger oder schmiedeeiserne Hängträger sind.
Die erstern sind wieder Träger [* 12] mit vollen Wandungen oder Blechträger, Parallelträger oder Polygonalträger mit gegliederten Wandungen und erhalten, wie die letztern, die im Brückenbau näher beschriebene Konstruktion (s. Brücke). [* 13] Die eisernen Pfeiler der Brücken [* 14] sind entweder, wie bei den leichtern Landungsbrücken und den Fußgängerbrücken, nur massive oder hohle Stützen aus Guß- oder Schmiedeeisen mit oder ohne Schraubenflantschen zum Einschrauben in den Boden, oder, wie bei Straßen- und Eisenbahnbrücken, entweder Röhrenpfeiler oder gegliederte Pfeiler aus Gußeisen, gegliederte Pfeiler aus Guß- und Schmiedeeisen oder gegliederte Pfeiler aus Schmiedeeisen, meistens auf Steinuntersätzen.
Die gußeisernen Pfeiler werden aus einzelnen Trommeln zusammengeschraubt, während die schmiedeeisernen Pfeileraufsätze auf Gußplatten ruhen und aus schmiedeeisernem Fachwerk [* 15] hergestellt werden. Auch die Fundamente einzelner Brücken wurden teilweise aus Eisen hergestellt, indem sie entweder nur gußeiserne oder schmiedeeiserne, meist mit Beton gefüllte Umschließungen erhielten, oder aus meist pneumatisch versenkten eisernen Röhren bestanden, welche nach Erreichung des festen Bodens mit Beton gefüllt wurden.