Eisenbahnmonopol,
das ausschließliche Recht, Eisenbahnen zu bauen und zu betreiben. Ein Eisenbahnmonopol im rechtlichen Sinne (s. Monopol) besteht bisher in keinem Staate. Selbst in den Ländern mit Staatsbahnsystem (s. Eisenbahnpolitik) werden noch Privatbahnen, wenn auch in beschränktem Umfange, zugelassen. In Deutschland ist ein Eisenbahnmonopol im rechtlichen Sinne ausgeschlossen, da die gesetzlichen Bestimmungen, welche, wie z. B. das preuß. Eisenbahngesetz vom bestehenden Eisenbahnunternehmungen ein Widerspruchsrecht gegen die Anlegung von Parallel- und Konkurrenzbahnen einräumen, durch Art. 41 der Reichsverfassung aufgehoben sind, und zugleich die Verleihung eines solchen Widerspruchsrechts in künftig zu erteilenden Genehmigungen untersagt ist.
Dagegen ist, wie von der Leyen im Artikel Eisenbahnmonopol in Rolls «Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens», Bd. 3 (Wien 1891) ausführt, nicht zu bestreiten, daß die Eisenbahnen ein faktisches oder natürliches Monopol besitzen. Einmal ist die Eisenbahn innerhalb ihres Gebietes von verschiedenen Verkehrsmitteln das vollkommenste und schließt damit andere Verkehrsmittel thatsächlich aus; dann aber erfordert die Herstellung einer Eisenbahn so bedeutende Geldmittel, daß nach Anlage einer Eisenbahn zwischen zwei Endpunkten es thatsächlich bisher nicht gelungen ist, zur Anlage einer weitern Eisenbahn in derselben Richtung und zwischen denselben Endpunkten die erforderlichen Geldmittel aufzubringen. Das Bestehen des natürlichen Eisenbahnmonopol ist für die Länder des Staatseisenbahnsystems der Hauptgrund gewesen, die Eisenbahnen für den Staat zu erwerben, da nur die Staatsverwaltung die Gewähr für eine gemeinnützige Verwertung des Eisenbahnmonopol bietet. -
Vgl. Sax, Transport- und Kommunikationswesen in dem «Handbnch der polit. Ökonomie», hg. von Schönberg, Bd. 1 (3. Aufl., Tüb. 1890);
Michaelis, Voltswirtschaftliche Schriften, Bd. 1 (Berl. 1873);
Lehr, Eisenbahntarifwesen und Eisenbahnmonopol (ebd. 1879);
Cohn, Untersuchungen über die engl. Eisenbahnpolitik, Bd. 3 (Lpz. 1883): Baker, Monopolies and the People (1889);
von der Leyen, Die nordamerik.
Eisenbahnen (Lpz. 1885); Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens, hg. von Roll (Wien 1890 fg.).