Eisenach
,
[* 1] Stadt in
Sachsen-Weimar und Hauptstadt des
Kreises gleichen
Namens, in 221 m Meereshöhe am Nordwestende des
Thüringer
Waldes, wo
Hörsel u.
Neffe zusammenfließen, und am
Knotenpunkt der
Linie
Kassel-Dietendorf der Preußischen Staatsbahn
und der Werraeisenbahn
anmutig gelegen, von sauberm, freundlichem Ansehen, hat fünf Vorstädte (darunter die Georgenvorstadt
im W. und die Nikolaivorstadt mit dem schönen romanischen Nikolaiturm im O., welche nach den
Bahnhöfen
führt), ein 1742 erbautes großherzogliches
Schloß am
Markt (viele Jahre der
Wohnsitz der Herzogin
Helene von
Orléans),
[* 2] 4
Kirchen
(Georgenkirche am
Markt) und (1885) mit Einschluß der
Garnison (ein
Inf.-Bataillon Nr. 94) 19,641 Einw. (darunter
ca. 350 Katholiken, 100
Juden).
Die Bewohner haben sich von jeher durch
Gewerbfleiß ausgezeichnet. Im
Mittelalter war die Wollweberei in
Flor, gegenwärtig
treten neben den gewöhnlichen bürgerlichen
Gewerben
Leder- und Farbenfabrikation, eine Kammgarnspinnerei, eine
Fabrik für
Thonwaren
[* 3] (etruskische
Vasen
[* 4] und mittelalterliche
Gefäße) und eine andre für Alabastergefäße hervor. Eisenach
ist Sitz
eines
Landgerichts (für die acht
Amtsgerichte zu Eisenach
,
Geisa,
Gerstungen,
Ilmenau,
Kaltennordheim,
Lengsfeld,
Ostheim und
Vacha), besitzt
ein
Gymnasium (bis 1707 lateinische
Schule, die bekanntlich
Luther besuchte), ein
Realgymnasium, eine
Forstakademie,
Bau- und Gewerkschule,
ein
Lehrer- und Lehrerinnenseminar, Landkrankenhaus und eine
Korrektionsanstalt. Eisenach
ist eine vielbenutzte Eingangspforte nach
dem
Thüringer Wald und zur schönen
Jahreszeit von Touristen und Sommergästen oft überfüllt, für die
durch Pensionshäuser im nahen
Marienthal gesorgt ist. Die Umgebung bietet außer der
Wartburg (s. d.),
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 5] von Eisenach.]
¶
mehr
die sich 2 km südlich von der Stadt erhebt, noch manche reizende Partien, so: die Kartause, den Eichelschen Garten,
[* 7] das Roesesche
Hölzchen mit dem Mädelstein und der Felsengruppe »Mönch und Nonne«, das liebliche Marien- und das enge, felsige Annathal,
Wilhelmsthal, die Landgrafenschlucht etc. Eisenach
ist die Geburtsstadt von J. Seb. Bach (Geburtshaus am Frauenplan),
dem 1884 eine Statue (von Donndorf modelliert) daselbst errichtet wurde, sowie Sterbeort des Humoristen Fritz Reuter (gest. 1874).
- Eisenach
(Isenacum), eine der ältesten Städte Thüringens, ward 1070 von Ludwig dem Springer etwas südlich von einem ältern, durch
Feuer zerstörten Ort angelegt, dessen Ursprung die Sage in die Zeiten Attilas versetzt. Im Mittelalter ist
seine Geschichte mit der der Wartburg eng verflochten.
Von 1596 bis 1741 war die Stadt Residenz einer Ernestinischen Herzogslinie. Am ward sie durch das Auffliegen mehrerer
französischer Pulverwagen arg beschädigt, woran noch der »Explosionsplatz«
erinnert. In E., einem bevorzugten Ort für Wanderversammlungen, tagt seit 1852 die sogen. Eisenacher Konferenz
(s. Evangelische Kirchenkonferenz). Am 6. und fand in Eisenach
eine Zusammenkunft deutscher Nationalökonomen
statt, welche die Begründung einer neuen, der Theorie des volkswirtschaftlichen Kongresses entgegentretenden sozialistischen
Partei beschloß, und aus der 1873 der »Verein für Sozialpolitik« hervorging.
Vgl. Schwerdt und Jäger,
Eisenach
und die Wartburg (2. Aufl., Eisen.
[* 8] 1871);
Senft, Geognostische Beschreibung der Umgegend von Eisenach
(das. 1857).
Das ehemalige Fürstentum Eisenach
kam 1440 an das Haus Wettin und bei der Teilung von 1485 an die Ernestinische Linie, bei der es verblieben
ist. 1583 fielen die hennebergischen Ämter Lichtenberg und Kaltennordheim an Eisenach.
Der jüngere Sohn Johann
Friedrichs des Mittlern, Johann Ernst, stiftete 1596 die ältere Linie Eisenach
, welche aber mit ihrem Stifter 1638 ausstarb; der sechste
Sohn des Herzogs Johann von Weimar,
[* 9] Albrecht, 1640 die mittlere Linie Eisenach
, welche ebenfalls mit dem Tod ihres Stifters 1644 erlosch.
Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar überließ Eisenach
1662 seinem ältesten Sohn, Adolf Wilhelm; diesem folgte 1668 sein Bruder Johann
Georg, welcher der Stifter der jüngern Linie Eisenach
wurde. Dieselbe erlosch 1741 mit Wilhelm Heinrich, und das Land fiel wieder an
Sachsen-Weimar. Mit den 1815 hinzugekommenen fuldaischen und hessischen Ämtern Geisa, Dermbach, Vacha und
Frauensee bildet das Fürstentum den jetzigen Kreis
[* 10] der auf 1205 qkm (21,9 QM.) 90,852 Seelen zählt und in die Verwaltungsbezirke
Eisenach
und Dermbach zerfällt.