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Chinas besaßen eiserne Nassen und Geräte, wie die ältesten chines. Geschichtsbücher
berichten; auch die alten
Juden kannten das Eisenach
,
[* 3] was aus mehrern Bibelstellen (z. B.
Hiob 28,2). hervorgeht.
Die
Ge- sänge des Rigveda, die einer Zeit entstammen, als die
Arier noch im Fünfstromlande wohnten, berich- ten, daß diese
das Eisenach
zu Waffen
[* 4] benutzten (Indras Donnerkeil und
Speer). Von den alten
Ariern ging die Kenntnis des Eisenach
auf
Babylonier, Assyrer, Me- der und
Perser über.
Von diesen sind sowohl Funde als
Inschriften auf uns gekommen, nach denen das Eisenach
auch zum
Bau von
Palästen und Reisewagen be-
nutzt wurde. Ind.
Stahl wird von
Quintus Curtius erwähnt, indem er erzählt, daß der besiegte Porus dem
Alexander einen 15 kF schweren
Barren ind.
Stahls zum Geschenk machte. Die asiat.
Eisen- tunst wurde hauptsächlich durch die
Phönizier auf die alten Kulturvölker Europas, zuerst auf die Griechen, übertragen. DieIliade nennt von eisernen Gegenständen
namentlich die Keule des Are'ühoos, den auf Menelaus abgesendeten Pfeil des Pan- daros, die
Achse des
Prachtwagens der Hera
[* 5] sowie den Diskos,
[* 6]
Äxte und
Messer.
[* 7]
Nach allen diesen Vorkommnissen des Eisenach
ist die ältere für alle
Völter geltende Bedeutung der Eisenzeit (s. d.) hinfällig
ge- worden. Die Art der Herstellung von Eisenach
beschreibt
Aristoteles so, daß man erst Roheisen aus den
Erzen
erzeugte und dieses dann durch einen Frischprozeß, wie noch heute, in Schmiedeeisen verwandelte. Von den
Römern sind keine
Aufzeichnungen über die Art der Gewinnung des Eisenach
vorhanden. Das Roheisen wurde von Griechen und
Römern nicht zum Gießen
[* 8] verwendet, während die
Chinesen schon 700 Jahre v. Chr. die Eisengießerei
[* 9] betrie- ben; denn Gutzlaff
berichtet von einer 13 m hohen gußeisernen
Pagode aus jener Zeit.
An den meisten Orten wurde jedoch ursprünglich das Schmiede- eisen direkt aus den
Erzen erzeugt, welches
Ver- fahren (Nennarbeit)
noch heute an einigen Orten Europas sowie auch von Naturvölkern benutzt wird.
Agricola, der
Vater der
Metallurgie, gebraucht den
Ausdruck
Gußeisen in seinen 12
Büchern ä" l6 mewilica. nicht, erwähnt aber, daß zum
Stahl- frischprozeß
leichtflüssiges Eisenach
verwendet wird. Durch die
Notwendigkeit, auch fchlechterc
Erze zu ver- arbeiten, baute man die
Mauern der
Frischherde höher und gelangte zu den Schachtöfen, die neben dem schmiedbaren Eisenach
, das
sich als
«Wolf» im Ofen festsetzte, noch flüssiges Roheisen lieferten, das sich auf der Ofcnsohle sammelte.
Aus diesen Afen entwickelten sich die kontinuierlich auf Noheifen ar- beitenden «Blauöfen», die ein weißes Roheisen lieferten. Durch Erhöhung des Schachtes entstan- den aus den Vlauöfen die heutigen Hochöfen, mit denen man ein zum Guß verwendbares graues Roh- eisen erhält. Die Ofen wurden ursprünglich mit Holzkohle beschickt, was bald, namentlich in Eng- land, dem Holzbestande der Wälder gefährlich wurde, sodaß man aus der Steinkohle ein der Holzkohle analoges Produkt, den Koks, herzustellen begann. So entstand 1735, von Darby gebaut und betrie- ben, der erste Kokshochofen in Coalbrooldale in Ehropshire.
Auf dem Festland brannten die ersten Kokshochöfen 1796 zu Gleiwitz, [* 10] 1826 zu Seraing. 1784 nahmen Cort und Parnell ein Patent auf das Flammofenfrischen mit Steinkohlen. Dies wurde 1835 zuerst in Kärnthen auf Stahl benutzt. Durch die Erfindung des Ilhrenfabrikanten Benjamin tzuntsman, der 1750 durch Umschmelzen von Ce- ment- und Herdstahl in Tiegeln dichten Gußstahl erzeugte, wurde eine wichtige Neuerung in die Stahl- fabrilation eingeführt. Diesen Gußstahl nachzu- ahmen, fetzte 1810 Friedrich Krupp in Essen [* 11] nach und nach sein Vermögen daran, während es seinem Sohne Alfred Krupp gelang, das Verfahren zur Entwicklung zu bringen, sodaß er 1862 einen allge- meine Bewunderung erweckenden Gußstahlblock von 21000 k^ auf die Londoner Ausstellung schicken konnte, und 1887 wurde in Essen ein Geschützrohr von 143000 KZ gegossen.
Die Erfindung des be- deutend billigern Fluhstahls geschah 1856 von Bessemer, und 1865 stellte man auf dem franz. Werke von Martin in Sireuil Flußstahl durch Zu- sammenschmelzen von Schmiedeeisen und Roheisen dar. Sowohl dieser Prozeß als auch die Tiegelguß- stahlfabrikation war nur mit Anwendung der die höchsten Temperaturen erzeugenden Siemensschen Gasfeuerungsöfen möglich. 1879 glückte dem Eng- länder Thomas die Entphosphorung des Fluhstahls in der Bessemerbirne, wodurch es möglich wurde, auch phospborhaltigc Erze zu Flußstahl zu verarbei- ten.
Das Flußeiscn hat in letzterer Zeit eine immer steigende Anwendung zu baulichen Zwecken (Schiff- bau, Brückenbau) gefunden und fcheint dem Schweiß- eisen den Rang streitig zu machen. (Näheres über die heutigen Eisengewinnungsprozesse sowie Pro- duktionsstatistik s. Eisenerzeugung.) -
Vgl.
Beck, Die Geschichte des Eisenach
in technischer und kultur- geschichtlicher
Beziehung (Abteil. 1, Braunschw. 1884; Abteil.
2, ebd. 1892fg.);
Mehrtens, Das Eisenach
im
Altertum (in
«Stahl und
Eisen»,
[* 12] 1887).
Vgl. auch die Litteratur zu Eisenerzeugung.
Eisen, galvanisiertes, s. Verzinken.
Eisen, gepulvertes, s. Eisenpulver.
Eisen,
reduciertes, I^rrum rsäuctum des
Arzneibuchs für das
Deutsche Reich,
[* 13] ist ein graues glanzloses Pulver,
das vom
Magnet angezogen wird und beim Erhitzen unter Verglimmen in
Eisen- oryduloryd übergeht. Es muß mindestens 90 Proz.
metallisches Eisenach
enthalten. Dargestellt wird es, in- dem man in geschlossenen
Röhren
[* 14] reines
Eisen- oxyd bis zur schwachen
Glühhitze
erwärmt und dann trocknes, völlig schwefel- und arsenfreies Wasser- stoffgas durch die
Röhre leitet,
bis kein Wasser mehr entweicht. Das reducierte Eisenach
muß bis zum Er- kalten in der Wasserstoffatmosphäre verbleiben,
da es in warmem Zustande sich entzündet, sowie es mit der Luft in Berührung kommt. Die
Darstel- lung tadelloser Präparate
rst schwierig und erfor- dert viele nbung. Es wird daher auch in der Regel fabrikmäßig dargestellt
und häusig auch nach beson- dern Vorschriften. (S. auch Eisenpulver.)
Eisen, in der Jägersprache eiserne Fallen
[* 15] (s.d.),
wie das
Berliner Eisen
[* 16] (s. d.),
Tellereisen
[* 17] (s. d.).
Eisen, Charles, franz. Zeichner und Kupfer- stecher, geb. 1720 zu Brüssel, [* 18] lebte in Paris [* 19] bis 1777 und starb in Brüssel. Er war der hervorragendste und fruchtbarste unter den Illustrations- und Vignettenzeichnern des Rokoko- zeitalters; so zeichnete er Amorettenbildchen u.a. für Thomsons «Jahreszeiten» [* 20] (1759),
Gre'courts «Ge- dichte» (1761),
Rousseaus «Hmiis», Lafontaines «Er- zählungen», Ovids «Metamorphosen» (1762), auch radierte er 13 galante Blätter. -
Vgl. Eisenach
und I. de Goncourt, I/art du 18° siscis, Bd/s
(Par. 1882).
Eisenach.
1) Verwaltungsbezirk im Grohher- zogtum
Sachsen-Weimar, hat 557,14 ykm, (1890) 53314 (25655 männl., 27659 weibl.) Eisenach
, darunter
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571 Katholiken und 403 Israeliten; 7555 bewohnte Gebäude, 11121 Haushaltungen und Anstalten in 70 Gemeinden und umfaßt die
Amtsgerichts- bezirke Eisenach
und Gerstungen. - 2) Eisenach
(mittellat. I86uacum), Hauptstadt des Verwaltungsbezirks
Eisenach -, sowie Haupt- und Residenz- stadt des ehemaligen Fürsten- tums Eisenach, in romantischer Gegend
am Nordwestende des Thüringerwaldes, in 221 m Höhe, an der Einmündung der Nesse in die Hörsel und an der
Linie Halle-Vebra derPreuß. ^taatsbahnen und Eisenach-Lichten- fels (151,2 km) der Werra- bahn, Sitz der Bezirksdirektion, eines
Landgerichts (Oberlandesgericht Jena)
[* 22] mit acht Amtsgerichten (Eisenach, Geisa, Gerstungen, Ilmenau, Kalten-Nordheim, Lengsfeld, Ostheim,
Vacha), Amtsgerichts, Rech- nungs- und Steueramtes, eiuer Forstinspektion, Steuerrevision, Forsttaxationskommission,
Kirchen- inspektion und Reichsbanknebenstelle, hat (1890) 21399 Eisenach, darunter 482 Katholiken und 376 Israe-
liten, Post erster Klasse, Bahnpostamt mit Zweig- stelle, Tclcgraph, Fernsprecheinrichtung, in Garnison ( das 2.Bataillon des
94.Infanterieregi- ments «Großherzog von Sachsen»;
[* 23] Wasserleitung,
[* 24] Kanalisation, Gasbeleuchtung, Schlacktdof, Spar- kasse, Vorschußverein.
Unter den öffentlichen Plätzen ist zu erwähnen der Markt mit der daran anstoßen- den Esplanade, jetzt
geziert mit einer Germania
[* 25] zum Andenken an die 1870/71 aus dem Eiscnacher Kreise
[* 26] Gefallenen, der Lutherplatz mit dem Lutherhaus,
wo Luther als Schüler bei der Frau Cotta gewohnt haben soll, und der Karlsplatz. Unter den fünf Kirchen
(vier evangelische, eine katholische) ist die spätgot.
Markt- oder Gcorgskirche die größte, die Nikolaikirche, 1150 erbaut, mit achteckigem Turm, [* 27] 1887 renoviert, die älteste. Letztere ist durch einen ^wischenbau an Stelle des 1888 abgebrochenen ehemaligen Benediktiner-Nonnenklosters mit dem roman. Nikolaiturm verbunden. Vor dem Westportal dcr erstern das nach Donndorfs Modell von Howald gegossene Vronzestandbild des in Eisenach geborenen Se- bastian Bach (1884). Die bedeutendsten weltlichen Gebäude sind das ehemalige, 1742 vom Herzog Ernst August von Weimar [* 28] erbaute Nesidenzschlotz (davor ein großer Brunnen [* 29] mit vergoldeter Statue des heil. Georg), das Rathaus (1641), Gymnasinm, ursprünglich ein Dominikanerkloster, die neuen Bür- gcrschulen, das schöne Theater [* 30] auf dem Theaterplatz, 1878 von Julius von Eichel der Stadt geschenkt, westlich davon die Klemda (Klemme), ein 1260 von der Herzogin Sophie gegen Markgraf Heinrich den Erlanchten erbautes Kastell, jetzt Gesellschaftshaus, und südöstlich davon das 1888 erbaute Gewerbe- haus, mit ständiger Ausstellung für Kunst und Kunstgewerbe; am Frauenplan Sebastian Bachs Geburtshaus, in der Karlstraße das des Malers Fricdr.
Prcller. Das großherzogl. Karl Friedrichs- Gymnasium (Direktor I)i-. Weber, 15 Lehrer, 9 Klassen, 193 Schüler), früher eine Lateinschule, die auch Luther und Sebastian Bach einige Zeit be- suchten, wurde 1544 vom Kurfürsten Joh. Friedrich dcm Großmütigen in eine Landesschule verwan- delt, die 1707 den Titel eines 6^mna8ium iiiuäti's erhielt. Ferner besitzt Eisenach ein großhcrzogl. Real- gymnasium, 1843 als Realschule eröffnet (Direktor Or.Frcrichs, lj Lehrer, 6 Klassen, 222 Schüler), eine höhere Mädchen-(Karolinen-)schule, ein Lehrer- seminar, Lehrerinnenseminar, eine Forstlehranstalt, Zeichen- und Gewerbeschule, Leih- und Pfandhaus, Waiseninstitut, Korrektionsanstalt, gemeinschaft- liches Stadt- und Landkrankenhaus, St. Annen-, St. Iustus-, Et. Sp intus-, St. Clemensstift, Armen- afyl und andere Wohlthätigkeitsanstalten.
Von größeren industriellen Etablissements bestehen eine Farbenfabrik, eine Fabrik chem. Farben und Kalipräparate, zwei Vleiweißfabriken, zwei Dampf- ziegeleien, Kammgarnspinnerei, Wollweberei, Kunst- tischlerei, drei Vierbrauereien, 17 Gerbereien, viele Dampfsä'gemühlen sowie Fabrikation von Thon- waren (etrurische und mittelalterliche Gefäße), Herden, Wagen, Schuhwarcn, Tabak [* 31] und Cigarren, Schuhleisten, Essig, Ol, Leim, Alabastcrwarcn und Maschinen und bedeutende Fischzucht (Spiegelkar- pfen) und eine Geflügelmastanstalt.
Der Eisenacher Verschönerungs- und der Thüringer Waldverein, dessen Vorort Eisenach ist, haben für die Reisenden in der kurzen Zeit ihres Bestehens sehr viel gethan. Außer der Wartburg (s. d.) befinden sich in der Umgebung viele durch Naturschönheit ausgezeichnete Punkte, wie von Eichcls Garten [* 32] am Pflugensberg, der groß- berzogl. Karthausgarten vor dem Frauenthor, das Marienthal, das Annathal, die Drachen-, die Landgrafenschlucht, die Hohe Sonne, [* 33] der Hirsch- stein, die großherzogl. Sommcrresidenz Wilhelms- thal u. s. w. Auf dem neuen Friedhof, 2 Km nörd- lich dcr Stadt, das Grab des Dichters Fritz Reuter mit seiner Büste von Afinger.
Auf dcm Hainstein ein 1889 errichtetes Kurhaus, darunter die von Vurg- steinfnrt 1887 nach Eisenach verlegte Sprachheilanstalt. Geschichte. Eisenach, ursprünglich Isenach genannt und östlich der jetzigen Stadt am Fuße des Peters- berges gelegen, wurde 1070 unter Ludwig dem Springer näher der Wartburg erbaut. Ihren Auf- schwung verdankt sie der Wartburg, der Residenz der Landgrafen von Thüringen, und dcr Zcit von 1596 bis 1741, wo sie selbst Residenz eigener Fürsten war. Die Stadt wurde 1343, 1617, 1637 durch große Brände heimgesucht und in- solge der Explosion mehrerer franz. Pulverwagen sehr beschädigt. -
Vgl. Storch, Beschreibung der Stadt Eisenach (Eiscnach 1831);
Senft, Geognost. Beschrei- bung dcr Umgegend E.s (ebd. 1857);
Schwerdt und Jäger, Eisenach und die Wartburg (2. Aufl., ebd. 1871); G. Schmidt, Das kath. Eisenach, ein Vortrag über die kirchlichen Zustände E.s vor der Reformation (ebd. 1874);
Warnatz, Die Wartburg und Eisenach in Sage nnd Geschichte (Wien [* 34] 1881);
Walther, Neuer Führer für Eisenach, Wartburg und Umgebungen (Berl. 1881); Scheller, Sommerfrische in Eisenach und Umgebung s Eisenach 1889);
Sammlung von Gesetzen und Verordnungen für die Residenzstadt Eisenach, hg. von Kahle (2 Bde., ebd. 1888-89).
Das ehemalig^ Fürstentum Eisenach kam mit Thü- ringen 1440 an wachsen und bei der Teilung zwi- schen Friedrich dem Sanftmütigen und seinem Bru- der Wilhelm an den lctztern, nach dessen Tode es 1482 wieder zurückfiel, 1485 aber an die Ernestini- sche Linie kam. Der jüngere Sohn Johann Fried- rich des Mittlern, Johann Ernst, stiftete 1596 die ältere Linie der siebente Sohn des Herzogs Johann von Weimar, Albrecht, 1640 die mittlere Linie Eisenach. Beide starben aber mit ihren Stiftern, jene 1638, diese 1644 wieder aus. Georg, der fünfte ^ohn des Herzogs Wilhelm von Wcimar, wurde 1672 der Stifter der jung ern Linie Eisenach, die. indcs ¶