Eisboden
,
in den Ländern, deren mittlere Jahrestemperatur unter dem Nullpunkt liegt, in einer gewissen Tiefe unter der Erdoberfläche sich findende, beständig gefrorne und niemals auftauende Bodenschicht. Die Jahrestemperatur in 1 m Tiefe beträgt 0,9° mehr als die mittlere Lufttemperatur T des betreffenden Ortes. Von dieser Tiefe an nimmt die Bodenwärme um 2,97° für je 100 m zu, in 23 m Tiefe, wo die Temperatur das ganze Jahr hindurch konstant bleibt, ist diese ^[Formel].
Ist t = 0 oder T = -1,6° (rund -2°), so muß die thermisch neutrale
Schicht beständig gefroren sein;
in geringerer Tiefe taut das
Eis
[* 3] im
Sommer oberflächlich auf. Die
Isotherme von -2° kann man demnach als die Südgrenze des
Eisbodens
ansehen, da indessen diese
Linie für das Meeresniveau gezogen ist und die
Temperatur um etwa
0,5° C. für je 100 m abnimmt, so kann für ein 400 m hohes Gebiet der Eisboden
schon
mit der
Isotherme von 0° zusammenfallen. Die Jahrestherme von -2° betritt bei der Mündung des
Mesen
(Weißes Meer)
[* 4] unter
dem
Polarkreis das russische Gebiet, durchschneidet bei
Bogoslowsk den 60.° nördl.
Br.,
senkt sich östlich
bis zum 55.° und fällt im Amurland mit dem 50. Breitengrad zusammen, unter dem sie auch die Ostküste
Asiens verläßt.
Kamtschatka wird etwa unter 58° nördl.
Br. von ihr durchschnitten. Ganz
Ostsibirien und ein großer Teil Westsibiriens nördlch
von 55-57° gehört dem Gebiet des Eisbodens
an. In
Amerika
[* 5] beginnt die Eisboden
grenze unter 64° am
Nortonsund,
geht südlich vor
Fort
Simpson vorbei, schneidet das Nordende des Winipegsees (54.°) und das Südende der
Hudsonbai (51.°)
und endet auf
Labrador zwischen
Nain und Hoffnungsthal (56.°). Das Eindringen der Winterkälte ist von einer
Reihe von
Faktoren
abhängig, wie der
Beschaffenheit des
Bodens,
Exposition,
Entwässerung und ganz bestimmt von dem Zeitpunkt
des Eintreffens und der
Menge des Schneefalles, ebenso wie die Tiefe, bis zu welcher der
Boden im
Sommer auftaut, größtenteils
vom
Regen abhängt. In
Jakutsk hat
man in dem bis zur Tiefe von 116 m getriebenen Scherginschacht den noch nicht
durchbrochen und nach der Wärmezunahme in diesem
Schacht berechnet, daß der gefrorne
Boden bis zu 186 m Tiefe hinabreicht.
Systematische Untersuchungen über die Tiefe des Eisbodens
, seine geographische
Ausdehnung
[* 6] und Beziehungen zum gegenwärtigen
Kältepol wurden auf Veranlassung der britischen
Naturforscherversammlung in
Nordamerika
[* 7] angestellt und die
Resultate derselben
in den
»Reports of the British
Association« (1886-87) veröffentlicht.
Vgl. Hann, Handbuch der Klimatologie (Stuttg. 1883);
v. Richthofen, Führer für Forschungsreisende (Berl. 1888);