Krustaceenfamilie aus der
Ordnung der
Schildkrebse (Thoracostraca) und der
Horde der Zehnfüßer (Decapoda),
Krebse mit gestrecktem Kephalothorax, langen, frei hervortretenden Augenstielen, kräftigen, gewöhnlich ungleich entwickelten
Scherenfüßen, zwei
Paar stummelförmigen Gangfüßen, länglichem, fast drehrundem, weichhäutigem, nur oberhalb mit einzelnen
harten
Platten ausgerüstetem Nachleib, welcher am sechsten
Segment zwei schmale, flossenförmige Anhänge, an den vorhergehenden
höchstens Beinstummel besitzt.
Die Einsiedlerkrebse sind in zahlreichen
Arten über alle
Meere verbreitet, leben zum Teil aber auch auf dem Land und
suchen sich leere Schneckengehäuse (meist Turbo- und Bulimus-Arten), in welchen sieden weichen
Hinterleib bergen, wobei sie
sich mit den Fußstummeln, oft auch noch mit Saugnäpfchen anheften. Sie verlassen das Gehäuse nur, wenn es ihnen zu eng
wird, und beziehen dann sofort ein größeres. Der
Bernhardskrebs
(PagurusBernhardusL.), 13-16
cm lang, findet sich in der
Nordsee zahlreich am
Strand; P. Prideauxii lebt in der Tiefe des
Mittelmeers
[* 2] und ist merkwürdig wegen des regelmäßigen Zusammenlebens
mit der Mantelaktinie (Actinia [Adamsia] palliata), welche auf dem den
Krebs
[* 3] bergenden Schneckenhaus sitzt
und von ihm mit seinen
Scheren
[* 4] auf das größere Gehäuse
übertragen wird, sobald er durch sein Wachstum gezwungen ist, ein
solches aufzusuchen.
Die Familie der Einsiedlerkrebse, bisher Hauptsächlich von den Küsten bekannt, ist in der Tiefe bis zu 3000 Faden
[* 6] vertreten. Abgesehen von der Entdeckung neuer Arten, bieten viele dieser Tiefsee-Einsiedlerkrebse ein biologisches Interesse. Die bekannte
Symbiose zwischen Einsiedlerkrebsen und Seeanemonen findet sich auch in der Tiefe, wie der bei 3000 Faden gefundene Pagurus abyssorum
beweist. Dagegen haben die Verhältnisse der Tiefsee in andrer Weise verändernd auf die Einsiedlerkrebse daselbst eingewirkt,
indem der Mangel oder wenigstens die große Seltenheit leerer Schneckenschalen auf dem Meeresboden die Einsiedlerkrebse daselbst
gezwungen hat, ihre Lebensgewohnheiten zu ändern.
Die einen haben sich wieder an ein freies Leben angepaßt, die andern nach anderweitigen Wohngelegenheiten umgesehen. Als
solche dienen ihnen hohle Bambusstücke, die sich, von den Flüssen ins Meer geschwemmt, beispielsweise
im KaribischenMeer am Meeresboden finden, oder sie machen sich selbst röhrenförmige Gehäuse, entweder aus Holzstücken oder
aus den mineralischen Bestandteilen des Bodenschlammes. Diese veränderte Lebensweise der der Tiefsee hat auch verändernd
auf die Form des Hinterleibes derselben eingewirkt.
Bei den frei lebenden Arten hat er sich außerordentlich verkürzt, und die Segmentierung ist verloren
gegangen, während die Endanhänge wohl entwickelt und symmetrisch sind; bei den Formen dagegen, welche ihren Hinterleib in
einem Bambusstab oder einer selbstverfertigten Röhre bergen, ist die von den Küstenformen her bekannte, der spiraligen Drehung
des zur Wohnung dienenden Schneckenhauses entsprechende Asymmetrie des Hinterleibes verschwunden, und derselbe
ist völlig symmetrisch geworden. Wie bei den in Schneckenhäusern wohnenden Einsiedlerkrebsen der Küste, ist auch bei denen
der Tiefsee der geschützte Hinterleib weich; da jedoch bei letztern die Wohnung von beiden Seiten offen und infolgedessen
das Ende des Hinterleibes gefährdet erscheint, ist dieses nicht spitz zulaufend und weich, sondern verbreitert
und mit festen Platten gepanzert. Die horizontale Verbreitung der der Tiefsee ist eine sehr weite.