Einhard
(Eginhard, Einhart), der Biograph
Karls d. Gr., der bedeutendste Geschichtschreiber jener Zeit, um 770 im
Maingau
in
Ostfranken geboren, ward im
Kloster zu
Fulda
[* 2] gebildet und von dort seiner hervorragenden Befähigung
wegen an den
Hof
[* 3]
Karls d. Gr. geschickt, wo er sich trotz seiner sehr unansehnlichen Gestalt durch
Klugheit,
Gelehrsamkeit, Rechtlichkeit und
Treue des
Kaisers volles Vertrauen erwarb. Namentlich als
Baumeister war Einhard
ausgezeichnet,
weshalb
er den Beinamen Beseleel nach dem Erbauer der
Stiftshütte erhielt; er leitete als Aufseher der
kaiserlichen Bauten den
Bau des
Aachener
Münsters (vgl. auch Adamy,
Einhard-Basilika zu
Steinbach im
Odenwald, Darmst. 1885). 806 ging
Einhard
als Gesandter nach
Rom.
[* 4]
Auch bei
Ludwig dem
Frommen stand er in hoher
Gunst, erhielt 815 zu
Michelstadt im
Odenwald ein
Stück Land geschenkt, um ein
Kloster
zu gründen, für das er die Gebeine der
Märtyrer
Marcellinus und
Petrus erwarb, gründete dasselbe aber
bei
Mühlheim
[* 5] a. M. und nannte es
Seligenstadt. Hierhin zog er sich mit seiner Gemahlin
Emma (s. d.) oder Imma, einer
Schwester
des
Bischofs
Bernhard von
Worms
[* 6] (nicht einer Tochter
Karls d. Gr., wie die aus dem 12. Jahrh. stammende
Sage, die Einhard
mit
Angilbert verwechselt, berichtet), zurück;
doch gab ihn Ludwig 817 dem jungen Kaiser Lothar zum Beirat;
830 sehen wir ihn bemüht, den Ausbruch der Empörung der Söhne Ludwigs zu hindern. Er starb 14. März 840;
eine schöne Grabschrift von
Hrabanus'
Hand
[* 7] zierte Einhards
Ruhestätte.
Wir besitzen von Einhard
»Briefe« (hrsg. von
Jaffé in »Bibliotheca
rerum germanicarum«, Berl. 1867, Bd.
4, S. 437-486); auch rühren nach der von andrer Seite
(Sybel) angefochtenen
Ansicht
Rankes von Einhard
her die unter
Karl d. Gr.
von
Staats wegen geführten Reichsannalen, deren Reste uns in den sogen.
Lorscher
Annalen erhalten sind. Eine streng
kirchliche
Anschauung gibt die
»Translatio« der heiligen
Märtyrer
Petrus und
Marcellinus kund (bei Teulet,
»Opera Einharti«, Par. 1840 bis
1843, 2 Bde.). Einhards
Hauptwerk aber, eins der kostbarsten
Denkmäler des ganzen
Mittelalters, ist sein auf
Grund der allergenauesten persönlichen Bekanntschaft geschriebenes
Leben
Karls
d. Gr.: »Vita Caroli
Magni«, das sich nicht bloß durch
Treue und
Anmut der
Darstellung, sondern auch durch
Korrektheit und
Eleganz der an den besten
Mustern gebildeten
Sprache
[* 8] auszeichnet. Es wurde herausgegeben von
Pertz
(»Monumenta
Germaniae historica.
Scriptores«, II),
auch in Separatabdruck (3. Aufl. Hannov. 1863); am besten bei Jaffé (»Bibliotheca rerum germanicarum«, Bd. 4; davon Separatabdruck 1876); Übersetzung von O. Abel (2. Aufl., Berl. 1880).