Eingeweide
würmer,
Entozoen,
Helminthen, die im Innern des
Menschen und der
Tiere schmarotzenden
Würmer.
[* 2] Frühere Naturforscher
faßten, in der parasitischen Lebensweise das Hauptmerkmal jener Formen sehend, unter diesem
Namen (Entozoa)
die Gesamtheit der Schmarotzerwesen in eine einheitliche
Klasse zusammen. Man weiß jetzt, daß die parasitische Lebensweise
nichts von vornherein Gegebenes ist, sondern von
Angehörigen der verschiedensten
Typen erworben werden kann. (S. Schmarotzertum.)
Die Bezeichnung Eingeweide
würmer ist jetzt vom systematischen Klassennamen zum einfachen Kollektivbegriff
herabgesunken.
Von den fünf
Klassen der
Würmer (s. d.) sind besonders die der Plattwürmer (s. d.)
und der Rundwürmer (s. d.) reich an parasitierenden
Arten; von den Ringelwürmern (s. d.) und Rädertieren (s. d.)
kennt man einzelne schmarotzende Gattungen. Die Eingeweide
würmer leben bei
Vertretern fast aller
Typen; jedoch so, daß
sie im ausgebildeten Zustande die Wirbeltiere, in der
Jugend hingegen die Wirbellosen mit Vorliebe als Wohntiere (Wirte) aufsuchen.
Einzelne sind hierbei nur auf eine ganz bestimmte Tierspecies angewiesen, während andere bei einer ganzen Anzahl mehr oder
minder nahe verwandter Formen
Unterkunft finden; meist gewährt auch ein und derselbe Wirt einer größern
Anzahl verschiedener Eingeweide
würmer Unterkommen. Manche
Parasiten treten mit großer Regelmäßigkeit auf, sodaß man kaum ein Exemplar
des betreffenden Wirtes untersuchen kann, ohne auf sie zu stoßen (z. B.
Ascaris mystax Zed. der
Katze),
[* 3] andere sind nur sehr selten und sporadisch.
Der Wohnsitz der Eingeweide
würmer innerhalb ihrer Wirte ist ein sehr wechselnder.
Geschlechtsreife
Arten wohnen meist
im
Darmkanal und dessen Anhangsgebilden,
Lunge
[* 4] und
Leber. Die Jugendformen suchen meist die abgeschlossenen Organe des Wirtskörpers
auf; man findet sie, gewöhnlich von einer Kapsel umschlossen, ohne eine
Spur des Weges, auf dem sie dahin gelangt, in der
Leibeshöhle, den
Muskeln,
[* 5] im Hirn und
Auge,
[* 6] in den
Nieren sowie in
Lunge und
Leber u. s. w. (S. Wurmkrankheiten.)
Diese letztgenannten, von der Außenwelt völlig abgeschlossenen Eingeweide
würmer waren es auch, die Naturforscher
und
Ärzte früherer
Zeiten in
Bezug auf die Herkunft der Eingeweide
würmer irre leiteten (s.
Urzeugung) und die sie Organozoa nannten.
Man weiß nun, daß alle Eingeweide
würmer sich durch
Eier
[* 7] oder lebendig geborene
Junge fortpflanzen. Niemals wachsen
aber diese
Jungen neben ihren Eltern in demselben Wirte zu geschlechtsreifen
Tieren heran; sie müssen unter allen Umständen
einen neuen
Träger
[* 8] aufsuchen. Und selbst in diesem gelangen viele noch nicht zur vollen Reife, sodaß sich ein zweiter Wirtswechsel
notwendig macht (s.
Haarwürmer); bei einer ansehnlichen Zahl von Formen gesellt sich noch Generationswechsel
(z. B. alle
Band- und viele
Saugwürmer) hinzu, sodaß sich die
Entwicklungsgeschichte der Eingeweidewürmer
oft äußerst kompliziert gestaltet.
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Vgl. Leuckart, Die Parasiten des Menschen u. s. w. (2. Aufl., Lpz. und Heidelb. 1879-92);
Looß, Schmarotzertum in der Tierwelt (Lpz. 1892).