BeimMenschen haben sie platte, halbmondförmige oder dreieckige Gestalt, weiche, schwammige Konsistenz und rötlichbraune Farbe.
Sie bestehen aus einer dünnen, aber festen Bindegewebshülle und aus einer Rinden- und Marksubstanz. Die Rinde wird aus fächerartig
angeordneten Bindegewebsbalken gebildet, in deren Maschen feine Arterien sowie Kapillaren verlaufen; in der
Marksubstanz, deren bindegewebiges Gerüst netzförmig ist, verzweigen sich zahlreiche Venen.
Die sehr zahlreichen sympathischen Nerven
[* 6] dringen, ohne an die RindeZweige abzugeben, bis ins Mark vor und enthalten dort Haufen
von Ganglienzellen.
[* 7] Was sonst noch an Raum in der Drüse vorhanden ist, wird von rundlichen Zellen ausgefüllt.
Die Nebennieren entwickeln sich beim Embryo sehr zeitig und sind anfänglich viel größer als die Nieren. Bei dem zwölfwöchentlichen
Embryo sind Nebennieren und Nieren etwa gleich groß; beim sechsmonatlichen Fötus sind erstere ungefähr halb so groß wie letztere;
beim reifen Kind verhalten sie sich wie 1:3, beim Erwachsenen wie 1:8. Ihr Gewicht beträgt bei letzterm
5-7 g. Sie haben keinen Ausführungsgang.
Gewöhnlich werden sie zu den sogen. Blutgefäßdrüsen (s. Drüsen) gestellt, doch ist ihre Bedeutung für den Organismus
gänzlich dunkel. Krankheiten der Nebennieren kommen selten vor; man kennt nur die Blutung, die Tuberkulose, die
kropfartigen Geschwülste (Adenome, Strumen) und den Krebs
[* 8] der Nebennieren. Doch knüpft sich an diese Affektionen der Nebennieren, zumal die Tuberkulose,
ein besonderes Interesse, seitdem der englische ArztAddison beobachtet hat, daß Kranke, welche an dieser Krankheit leiden,
eine eigentümliche bronzefarbige, rotbraune oder braungrüne Haut
[* 9] besitzen (die sogen. Addisonsche Krankheit;
vgl. Addison, On the constitutional and local effects of disease of the suprarenal capsules, Lond.
1855). Bei der Entwickelung der Nebennieren kommt es nicht selten vor, daß kleine Gewebsstückchen in andre Nachbarorgane versprengt
werden, namentlich in das Gewebe der
[* 10] Nieren, in die breiten Mutterbänder, in das Bindegewebe längs der
Beckenarterien. Aus Keimen dieser Art entwickeln sich zuweilen gutartige, zuweilen aber auch krebsartige Geschwülste, welche
dem Sitz nach den Nieren angehören, thatsächlich aber aus dem Gewebe der Nebennieren stammen.