Eingeweide
Eingeweide des Mensche

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Eingeweide.
[* 2] (Viscera), im gewöhnlichen Sprachgebrauche die in den großen
Höhlen des menschlichen oder tierischen
Körpers (Schädel-,
Brust- und Bauchhöhle) eingeschlossenen Organe. In der
Anatomie ist es oder war es
vielmehr gebräuchlich, den
Begriff der Eingeweide
und dem entsprechend auch
den der
Eingeweidelehre oder
Splanchnologie wesentlich anders
zu fassen. Man rechnete zu den Eingeweide
alles das, was man in den andern
Systemen nicht unterbringen konnte, was also weder zum
Knochen- und Muskelsystem, noch zum
Nervensystem, noch zum
Gefäßsystem gehörte.
Demnach nannte der Anatom weder das
Gehirn
[* 3] noch das
Herz ein Eingeweide
, während dies im gewöhnlichen Sprachsinne geschieht, und
zwar mit
Recht. Dagegen wurden z. B. die
Augen mit zu den Eingeweide
gezählt, während man jetzt die Sinnesorgane, da sie die Entstehung
der Empfindungen vermitteln und in engster
Beziehung zum
Nervensystem stehen, fast allgemein diesem letztern
anreiht oder einem besondern
Abschnitt der
Anatomie, der sog. Sinnenlehre oder
Ästhesiologie, zuerteilt. Die
Eingeweidelehre
umfaßt also die aus verschiedenen
Systemen zusammengesetzten, meist in den
Höhlen des Körpers befindlichen Organe, die ihren
Verrichtungen nach in folgende vier Gruppen zerfallen:
Sprach-,
Stimm- und
Respirationsorgane,
Verdauungsorgane,
Harnorgane und Geschlechtsorgane.
Physiologisch betrachtet stellen alle Eingeweide
zusammengesetzte Organe dar, welche den materiellen Verkehr des
Organismus mit der Außenwelt unterhalten und jene
Stoffe bereiten, welche entweder zur
Erhaltung des Individuums oder zur
Fortpflanzung seiner Art notwendig sind. Eine Gruppe von Eingeweide
, welche einem gemeinsamen physiol.
Zweck dienen, bildet einen
Apparat oder ein
System; so spricht man von einem
Verdauungs-,
Atmungs-,
Kreislaufs-,
Harn- und Geschlechtsapparat.
Alle Eingeweide
stehen mittel- oder unmittelbar mit den Leibesöffnungen (Mund,
Nase,
[* 4]
After u. s. w.) in
Verbindung.
Haut (anatomisch)

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Haut. Sieht man von der Schädelhöhle ab, welche vollständig vom
Gehirn ausgefüllt ist, so bleibt uns nur
die Rumpfhöhle mit ihren Eingeweide
zu betrachten. Sie zerfällt in drei
Abschnitte: die
Brust-,
Bauch- und
Beckenhöhle. Die erstern
beiden sind beim
Menschen und den Säugetieren durch eine fleischige
Haut,
[* 5] das Zwerchfell, voneinander geschieden. Dieses ist
ringsum am untern Rande des Brustkastens befestigt und wölbt sich kuppelförmig in die
Brusthöhle empor,
sodaß diese in Wirklichkeit viel kleiner ist, als sie nach der
Größe des Brustkastens zu sein scheint.
Eine Längsscheidewand teilt wieder die Brusthöhle in eine rechte und eine linke Hälfte, deren jede eine Lunge [* 6] einschließt. In der Mitte zwischen beiden Lungen und zwischen die beiden Blätter der Längsscheidewand (Mittelfell, Mediastinum) eingeschoben liegen die Luftröhre, die große Hauptpulsader (Aorta) und die Speiseröhre, welche beide letztern durch besondere Öffnungen des Zwerchfells in die Bauchhöhle übergehen. Ebenso liegt zwischen beiden Lungen, und zwar dicht auf dem Zwerchfell, das Herz, doch so, daß es zur größern Hälfte der linken Körperhälfte angehört.
Beim Einatmen bedecken die Lungen das Herz von vornher fast vollständig, beim Ausatmen aber liegt es unbedeckt der vordern Brustwand an, etwa zwischen der linken Brustwarze und dem Brustbein. Unterhalb der Brustwarze fühlt man den Herzstoß am deutlichsten. In der Bauchhöhle liegt zu oberst die Leber, mit der größern Hälfte (dem rechten Leberlappen) nach rechts, mit der kleinern (dem linken Lappen) nach links. Die obere Fläche der Leber ist stark gewölbt und liegt der untern Fläche des Zwerchfells dicht an, dessen Rand sie nach unten nicht überragt.
Ein horizontaler Stich in den untern Teil des Brustkastens könnte also zuerst den scharfen untern Rand der Lunge, sodann den nach oben aufsteigenden Teil des Zwerchfells und endlich die obere Wölbung der Leber treffen. Beim Einatmen senkt sich das Zwerchfell nach unten und schiebt die Leber vor sich her, sodaß sie nun den untern Rand des Brustkastens nach unten überragen kann. An den linken Leberlappen schließt sich nach links die Milz an, welche ebenfalls dicht am Zwerchfell und noch innerhalb der Kuppel desselben liegt, also auch den untern Brustbeinrand nicht überragt.
Eingeweidebruch - Einh

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Seite 55.796.Unter der Leber liegen an der hintern Wand der Bauchhöhle zu beiden Seiten der Wirbelsäule die Nieren mit den Nebennieren und den Harnleitern. Dem größten Teile der untern Leberoberfläche aber schmiegt sich der Magen [* 7] an, mit seinem größern Teil (dem Magengrunde) nach links gelegen; dicht hinter dem Magen, von der Milz bis zum Zwölffingerdarm reichend, liegt die Bauchspeicheldrüse. Den übrigen Teil der Bauchhöhle füllt in zahlreichen Windungen der ¶
mehr
Darm [* 9] aus, welcher durch das drüsenreiche Gekröse an die hintere Wand der Bauchhöhle befestigt ist. (S. Tafeln: Die Baucheingeweide des Menschen I, II, Bd. 2, S. 499.) Mit der Bauchhöhle steht die kleine Beckenhöhle in unmittelbarer Verbindung. In ihr liegt vorn die Blase, welche, je nach ihrer Füllung, mehr oder weniger in die Bauchhöhle hinaufreicht. Hinter der Blase, und zwar zwischen ihr und dem Mastdarm, befindet sich beim weiblichen Geschlecht die Gebärmutter [* 10] und zu beiden Seiten derselben je ein Eierstock. Während der Schwangerschaft steigt die stark vergrößerte Gebärmutter hoch in die Bauchhöhle hinauf, alle übrigen Organe stark seitwärts oder rückwärts drängend. Der von den Fortpflanzungsorganen noch freigelassene Raum der Beckenhöhle wird von Teilen des Darms, insbesondere dem Mastdarm, ausgefüllt. (S. Bauch, [* 11] Becken, Brust.)