Eigenbewegung
der
Fixsterne,
[* 2] die kleinen fortschreitenden
Bewegungen, die viele
Fixsterne zeigen,
wenn man genaue Bestimmungen ihrer Örter miteinander vergleicht, die zeitlich weit auseinander liegen. Der Betrag derselben
ist in der Mehrzahl der Fälle außerordentlich klein; die größte bis jetzt gefundene Eigenbewegung
beträgt jährlich
nur 7",05 (bei Nr. 1830 des Sternkatalogs von Groombridge),
überhaupt kennt man noch nicht hundert
Sterne,
bei denen die Eigenbewegung
1" erreicht. Die
Richtung der Eigenbewegung
ist bei den einzelnen
Sternen ganz verschieden, sodaß im Laufe der Zeit
infolge der Eigenbewegung
die gegenseitigen
Stellungen der
Sterne auch für das
Auge
[* 3] merkbare Änderungen erreichen werden; allerdings
können vielleicht hunderttausend Jahre vergehen, bevor einzelne
Sternbilder auffallend verändert werden.
Halley machte zuerst auf das Vorhandensein von Eigenbewegung
aufmerksam; in größerm
Umfang wurde eine Untersuchung derselben erst von
Mädler vorgenommen.
Jetzt kennt man bereits mehrere Tausende von
Sternen, bei denen eine Eigenbewegung
sicher vorhanden ist; man kann sogar als sehr wahrscheinlich
annehmen, daß alle
Fixsterne Eigenbewegung
besitzen, daß sich dieselbe aber wegen ihrer Kleinheit bei der Mehrzahl
derselben noch der Wahrnehmung entzieht. Wenn auch nach
Mädlers Untersuchungen der Betrag der Eigenbewegung
im Durchschnitt mit der
Helligkeit der
Sterne abnimmt, so gestattet doch die größere oder geringere Helligkeit eines
Sterns keineswegs einen
Schluß auf
die
Größe seiner Eigenbewegung;
die größten Eigenbewegung gehören sogar gerade schwachen
Sternen an. Von den bei uns sichtbaren
hellen
Sternen haben die größte Eigenbewegung:.
Arcturus | jährlich | 2",26 |
---|---|---|
Procyon | " | 1",33 |
Sirius | " | 1",25. |
Die
Ursache der Eigenbewegung
ist sowohl in einer wirklichen
Bewegung der
Sterne im Raume zu suchen, als auch in der
im Raume fortschreitenden
Bewegung unsers eigenen
Sonnensystems (s.
Centralsonne und
Apex); von der
Verbindung beider
Bewegungen
wird uns aber nur die Projektion
[* 4] der
Bewegung auf die
Himmelskugel sichtbar. Neuerdings ist es indessen auch möglich geworden,
bezüglich der
Bewegung der
Sterne in der
Richtung der Gesichtslinie, auch als
«Bewegung im Visionsradius»
bezeichnet, durch das
Spektroskop
[* 5] Aufschluß zu erlangen. Je nachdem sich nämlich eine Lichtquelle dem Beobachter nähert
oder von ihm entfernt, tritt eine Verschiebung der einzelnen Linien ihres
Spektrums nach der einen oder der andern Seite auf.
(S. Dopplersches Princip.) In neuester Zeit ist es nun
Vogel in
Potsdam
[* 6] auf
Grund dieses Princips gelungen,
durch Photographieren von Sternspektren und Vergleichung der
Lage ihrer Linien mit denen irdischer
Stoffe, bei einer Anzahl
von
Sternen die
Geschwindigkeit ihrer
Bewegung im Visionsradius bis auf Bruchteile einer geogr. Meile genau zu bestimmen. Hiernach
nähern sich z. B. unserm
Sonnensystem Wega,
Pollux und
Arcturus, hingegen entfernen sich von ihm
Sirius,
Regulus, Procyon und
Capella.
Von diesen wirklichen Eigenbewegung
sind die scheinbaren
Bewegungen der
Fixsterne zu unterscheiden, die
¶