Eiderente
(Eidergans, Somateria Leach), Vögelgattung aus der Ordnung der Zahnschnäbler und der Familie der Tauchenten (Fuligulidae), große Vögel [* 2] mit sehr gestrecktem, langem, mit der Firste weit in die Stirngefieder hineinreichendem, komprimiertem, bisweilen knollig aufgetriebenem, auch lebhaft gefärbtem Schnabel, sehr großem, stark gekrümmtem Spitzennagel, kurzem, zugerundetem Schwanz, mittellangen Flügeln, unter deren Handschwingen die zweite die längste ist, und deren Oberarmschwingen sich sichelartig über die Vorderflügel herabbiegen, sehr dichtem Gefieder und niedrigen, langzehigen Füßen.
Die Eiderente
(Eidervogel, S. mollisima ^[richtig: mollissima]
Leach, s. Tafel
»Enten«)
[* 3] ist 63
cm lang, 1 m breit, das Männchen auf
dem Oberkopf,
Hals,
Rücken und den Oberflügeldeckfedern weiß, auf der Vorderbrust rötlich, auf den
Wangen meergrün, sonst schwarz; das
Auge
[* 4] ist rötlichbraun, der
Schnabel grünlichgelb, der
Fuß ölgrün. Das kleinere Weibchen
ist rostfarben, am
Kopf und
Hals mit braunen Längsflecken, übrigens mit schwarzen Querflecken gezeichnet, der
Spiegel
[* 5] braun,
weiß eingefaßt, unterseits tiefbraun.
Die Eiderente
bewohnt in großen
Gesellschaften die nördlichen
Gestade von
Sylt bis
Spitzbergen, von der Westküste
Europas bis
Grönland und
Island
[* 6] und zieht im
Winter südlicher. Sie schwimmt und taucht mit großer Geschicklichkeit und holt
sich ihre
Nahrung
(Muscheln
[* 7] und andre kleine Meertiere) aus bedeutenden Tiefen; auf dem Land aber ist sie unbehilflich, auch
fliegt sie schwerfällig. Sie nistet im Juni und Juli auf
Inseln, welche ihr das
Landen leicht machen und
durch niedriges Gestrüppe einigen
Schutz gewähren.
Das
Nest ist ganz kunstlos, aber dicht u. reich mit
Daunen
(Eiderdaunen) gepolstert. Das Gelege besteht aus 6-8 graugrünen
Eiern, welche das Weibchen in 26-28
Tagen ausbrütet. Während der
Brut beträgt sich namentlich das Weibchen
fast wie ein
Haustier, kommt auf
Gehöfte und in die
Häuser, um einen Platz zum
Brüten zu suchen. Vielfach werden daher zum
Empfang der Eiderenten
Vorkehrungen getroffen, indem man Brutstätten vorbereitet. Ist das Gelege vollständig, so gehen
die Männchen, die bis dahin die Weibchen begleiteten, aufs
Meer zurück. Wo die Eiderente
einmal an den
Menschen
gewöhnt ist, erträgt sie dessen
Eingriffe, ohne sich beim
Brüten stören zu lassen.
Auf
Sylt und im südlichen
Norwegen
[* 8] werden die
Nester mit großer
Schonung ausgebeutet, indem man nur einige
Eier
[* 9] fortnimmt und
die
Daunen erst nach Beendigung der
Brut sammelt; auf den isländischen
Inseln raubt man zwei Gelege mit
den
Daunen und läßt das gleich darauf folgende dritte Gelege, zu welchem auch das Männchen
Daunen spendet, ungestört. An
andern
Orten verfährt man sehr rücksichtslos, tötet jahraus jahrein
Tausende alter
Vögel, obwohl deren
Fleisch sehr schlecht
ist, und beraubt die
Nester, wo man sie findet. Auf
Spitzbergen hat daher die Zahl der
Vögel auch schon
bedeutend abgenommen. 24
Nester liefern 1 kg
Daunen, welche einen wichtigen Handelsartikel bilden. Die meisten kommen von
Island
und
Grönland;
England importiert davon etwa 5000,
Hamburg
[* 10] 1500 kg. Die
Eier geben ein sehr wohlschmeckendes
Gericht. In der Gefangenschaft
geht die Eiderente
sehr bald ein.