Titel
Eichstätt
[* 3]
(Eichstädt), 1) ehemaliges
Fürstentum in
Bayern,
[* 4] das 1817 der vormalige
Vizekönig von
Italien,
[* 5]
Eugen
Beauharnais,
nach Verzichtleistung auf das durch den
Wiener Kongreß ihm in
Italien zugesicherte
Fürstentum unter bayrischer
Landeshoheit
als eine freie Standesherrschaft erhielt, von welcher er neben dem
Titel eines
Herzogs von
Leuchtenberg
den eines
Fürsten von Eichstätt
führte. Es ward gebildet aus einem Teil des ehemaligen
Stifts Eichstätt
und einigen Besitzungen, welche
Eugen dazu kaufte, bestand aus den Stadt- und
Landgerichten Eichstätt
,
Beilngries,
Greding und
Kipfenberg und ward 1855 wieder aufgelöst.
Das ehemalige
Fürstentum Eichstätt
, im fränkischen
Kreis,
[* 6] grenzte an die
Oberpfalz, an
Bayern das Herzogtum
Neuburg,
[* 7] an
Schwaben und das
Fürstentum
Ansbach
[* 8] und zählte auf 1100 qkm (20 QM.) etwa 58,000 kath.
Einwohner. Dieses
Fürstentum bildete die
Dotation des
Bistums Eichstätt
, welches 745 vom heil.
Bonifacius mit
Beihilfe eines
Grafen Suitgar
gegründet wurde. Die
Vogtei über die Bistumsgüter erlangten nach und nach die
Grafen von
Hirschberg.
[* 9] Graf
Gebhard gab diese und die Lehnsgüter 1291 dem
Bistum testamentarisch zurück; die Allodialgüter fielen meist an die nächsten
Verwandten, die kaiserlichen
Lehen, besonders das
Landgericht
Hirschberg,
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an Bayern. Der Bischof stand unter dem Erzstift Mainz
[* 11] und saß im Reichsfürstenrat zwischen den Bischöfen von Worms
[* 12] und Speier.
[* 13] Die Einkünfte der Kammerkasse betrugen vor der Säkularisation 135,000 Gulden. 1802 wurde das Bistum in ein Fürstentum verwandelt
und Bayern einverleibt, aber der größte Teil noch in demselben Jahr dem Großherzog von Toscana als künftigem
Kurfürsten von Salzburg
[* 14] abgetreten. 1805 kam es im Preßburger Frieden wieder an Bayern. Infolge des zwischen Bayern und dem päpstlichen
Stuhl abgeschlossenen Konkordats von 1817 und der Zirkumskriptionsbulle von 1821 wurde das Bistum Eichstätt
neu organisiert; es gehört
zur Erzdiözese Bamberg
[* 15] und zählt auf ca. 3190 qkm (58 QM.) gegen 150,000 Einw.
Vgl. Sax, Die Bischöfe
und Reichsfürsten von Eichstätt
745-1806 (Landsh. 1884).
2) Eichstätt
(früher Aichstädt), unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk
Mittelfranken, an der Altmühl u. an der Eisenbahn München-Ingolstadt-Bamberg-Hof der Bayrischen Staatsbahn, hat drei öffentliche
Plätze (Residenz-, Jesuiten- und Marktplatz, ersterer mit einer 21 m hohen Säule, auf welcher eine reichvergoldete, 3 m
hohe Madonnenstatue steht, letzterer mit der Bronzestatue des heil. Wilibald), das ehemalige bischöfliche, dann Leuchtenbergsche
Schloß (jetzt Kaserne) mit dem nun der Stadt gehörigen hübschen Hofgarten, die jetzt leer stehende frühere Residenz der
Fürstbischöfe (Wilibaldsburg), 7 Kirchen (darunter der sehenswerte alte Dom mit Glasmalereien, Wandgemälden
und dem Grab des heil. Wilibald und die merkwürdige Kirche des Walpurgisnonnenklosters), mehrere Klöster, ein bischöfliches
Lyceum und Klerikalseminar, eine königliche Studienanstalt (Gymnasium und Lateinschule), ein Lehrerseminar, eine Realschule,
ein englisches Fräulein-Institut, ein Krankenhaus,
[* 16] ein Waisenhaus, ein Bürgerspital sowie schöne Anlagen mit einem Monument
für den Herzog Eugen von Leuchtenberg.
Die Einwohnerzahl beträgt (1880) mit Einschluß der Garnison (3. Jägerbataillon) 7489, meist Katholiken. Unter den Erwerbszweigen
sind die Bierbrauerei,
[* 17] die Anfertigung von Dachsteinplatten (Zwicktaschen), Fliesen
[* 18] und lithographischen Steinen aus dem Jurakalkschiefer
der nahen, von etwa 400 Arbeitern betriebenen Steinbrüche hervorzuheben, wovon jährlich etwa 1000 Wagenladungen durch
die Eisenbahn ausgeführt werden. Bemerkenswert ist auch der Handel mit den in diesen Brüchen gefundenen Versteinerungen von
vorweltlichen Fischen und Sauriern, die zu hohen Preisen meist in das Ausland gehen. Eichstätt
ist Sitz eines Bezirksamtes, eines Landgerichts
(für die neun Amtsgerichte zu Beilngries, Eichstätt
, Ellingen, Greding, Ingolstadt,
[* 19] Kipfenberg, Monheim, Pappenheim
und Weißenburg
[* 20] a. S.), eines Amtsgerichts und eines Bischofs. In der Nähe das Lustschloß Pfünz. - Eichstätt
, in ältern Zeiten auch
Eystätt (lat. Aureatum oder Rubilocus), verdankt seinen Ursprung einer römischen Station, entwickelte sich aber erst nach
der Begründung des Bistums zu einem ansehnlichen Ort. 871 wurden die Gebeine der heil. Walpurgis hierhergebracht,
und diese sowie das Wunderöl (»Walpurgenöl«),
das aus dem Stein, der die heiligen Brustgebeine einschließt, träufelte,
lockten bald viel Gläubige an. 908 wurde Eichstätt
mit Mauern umgeben, 1022-42 das verfallene Walpurgiskloster wiederhergestellt
und in der Mitte des 14. Jahrh. vom Bischof Berthold das Schloß Wilibaldsburg auf dem nahen Berg
erbaut.
Dieses war bis 1725 die Residenz der Bischöfe und verfiel seitdem. 1805 kam Eichstätt
an Bayern, und in den Jahren 1803-1807 wurden
die Klöster sowie die 1216 dort gegründete Deutsch-Ordenskommende aufgehoben. Von 1808 bis 1810 war Eichstätt
Hauptstadt des Altmühl-,
bis 1814 des Oberdonaukreises, 1817-33 Residenz des Herzogs von Leuchtenberg.