Eichsfeld
,
ein ehemals kurmainzisches, jetzt zu den preuß.
Provinzen
Sachsen
[* 3] und
Hannover
[* 4] gehöriges
Fürstentum, bildet
ein im
Mittel 420-450 m hohes
Plateau von etwa 1540 qkm (28 QM.), das im
SW. des
Harzes zwischen den
Thälern der
Helme und
[* 5]
Ruhme
im N. und der
Werra im W. und
SW. aufsteigt und die Quellgebiete der
Unstrut,
Wipper und
Leine umfaßt. Die
Thäler der nach W. und O. gehenden
Leine und
Wipper trennen das
Plateau in zwei Hauptteile. Südlich liegt das größere obere
Eichsfeld
(mit der Hauptstadt
Heiligenstadt), fast durchweg ein rauhes, ödes Land, dessen mit
Muschelkalk übersäete Oberfläche
nach der
Werra und
Leine hin anschwillt und dieselben mit steilem, zerrissenem
Rande begleitet, in der Goburg 568 m
erreicht und für den
Ackerbau sehr wenig geeignet ist.
Bei der gebirgigen und kalten
Natur des
Landes haben bloß die
Sohlen einiger
Thäler und muldenförmigen Vertiefungen sowie
die Abhänge und
Terrassen zwischen den bewaldeten Berghöhen ein ergiebiges Erdreich
(»Kessel«). Der Kornertrag
reicht für den
Bedarf nicht aus. Das untere Eichsfeld
(Hauptort
Duderstadt), nördlich von
Leine und
Wipper, ist ebener, wärmer und
hat auf seinen fruchtbaren, von
Hügeln, Wäldern,
Wiesen und Gewässern durchzogenen
Flächen einen ergiebigen Lehmboden. Es
erzeugt
Feldfrüchte über seinen
Bedarf; ja, hier gibt es sogar eine
»goldene Mark«, die trefflich angebaute
Gegend um
Duderstadt. Auch auf dem untern Eichsfeld
erheben sich einzelne Höhenzüge, so das
Ohmgebirge, ein Muschelkalkplateau,
in der
Wilden
Kirche 522 m hoch, nördlich von
Worbis; ferner die Bleicheroder
Berge, die mit dem vom Eichsfeld
sich nach
NO. ziehenden
Dün (s. d.) das Eichsfelder
Thor an der
Wipper zwischen Sollstedt und Obergebra bilden. - Das Eichsfeld
machte
in den ältesten
Zeiten einen Teil des
Königreichs
Thüringen aus und kam 530 unter fränkische Herrschaft. Es standen ihm
eigne
Grafen vor, und späterhin zählte man über 20
Herren im Land. Zum Erzbistum
Mainz
[* 6] gehörten schon
um 1022
Heiligenstadt sowie
Amt und
Schloß Rustenberg, und 1294 wurde das ganze obere Eichsfeld
mit
Mainz vereinigt. Von dem untern
Eichsfeld
oder der
Mark
Duderstadt, die seit 1247 zu
Braunschweig
[* 7] gehörte, ward 1342 das erste, 1446 das letzte Drittel an
Mainz verkauft.
Von nun an teilte das Land die
Schicksale des Kurstaats
Mainz. Die
Reformation machte
auch auf dem Eichsfeld
Fortschritte,
ward aber vom
Erzbischof
Daniel (gest. 1582) und den
Jesuiten fast gänzlich unterdrückt.
Als
Fürstentum Eichsfeld
kam das Land 1802 an
Preußen,
[* 8] ward 1807 nach dem
Tilsiter
Frieden zum
Königreich
Westfalen
[* 9] geschlagen, 1815 von
neuem von
Preußen erworben, das jedoch den fruchtbarsten Teil des untern Eichsfeldes
(Stadt
Duderstadt
und
Amt
Gieboldehausen) an
Hannover abtrat, wogegen die hannöverschen
Enklaven Rüdigershagen und Gänseteich mit dem preußischen
Gebiet vereinigt wurden. Der zur
Provinz
Sachsen gehörige Teil des Eichsfeldes
gehört zum Regierungsbezirk
Erfurt
[* 10] und ist
unter die drei
Kreise
[* 11]
Heiligenstadt,
Worbis und
Mühlhausen
[* 12] verteilt. Die Bewohner des Eichsfeldes
beschäftigen
sich besonders mit
Lein- und Wollweberei, ziehen aber auch in
Menge aus, um anderswo den Lebensunterhalt als
Händler,
Arbeiter
in den
Fabriken der
Provinz
Sachsen,
Anhalts etc. zu finden.
Vgl. J.
^[Johann]
Wolf,
Politische Geschichte des Eichsfeldes
(Götting.
1792-1793, 2 Bde.);
Duval, Das Eichsfeld
(Sondersh. 1845).