Ehrentraut
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Julius, Maler, geb. zu Frankfurt [* 2] a. O., Sohn eines Lithographen, wurde ebenfalls Lithograph, studierte daneben aber auf der Berliner [* 3] Kunstakademie, in welche er 1861 eintrat, und wo er schließlich den Unterricht von Professor Schrader genoß. Durch Familienverhältnisse genötigt, widmete er sich wieder der Lithographie, deren Ertrag ihm die Mittel gab, bei D. Becker (Tier- und Genremaler, geb. 1830) und unter dessen Anleitung einige Kostümfiguren (Bauerntrachten) auszuführen. Da dieselben Käufer fanden, gründete er ein eignes Atelier und begann nun im Anschluß an Meissonier, der sein Vorbild wurde, Soldaten aus dem 17. Jahrh. zu malen. Langsam vorwärts rückend, bildete er sich durch fleißiges Studium der Niederländer, durch Reisen nach Paris, [* 4] Holland und Belgien [* 5] weiter und kam so an die Quellen, aus welchen Meissonier ¶
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geschöpft. Es gelang ihm schnell, in scharfer, charakteristischer Auffassung, in sicherer Zeichnung und subtiler Pinselführung
sein Vorbild zu erreichen, so daß er gegenwärtig der beste Kleinmaler der Berliner Schule ist. Seine Hauptbilder sind: der
kranke Narr, Reveille, der Narr im Gefängnis, der schwedische Parlamentär, die Strategen, musikalische Unterhaltung (Staatsgalerie
in Stuttgart),
[* 7] der jüngste Kamerad. 1878 wurde Ehrentraut
als Lehrer an die Berliner Kunstakademie berufen.