Titel
Edelsteine
[* 2] (hierzu Tafel »Edelsteine«
),
Mineralien
[* 3]
(Steine), welche wegen schöner
Farbe oder Farblosigkeit,
Glanz,
Durchsichtigkeit,
bedeutender
Härte, Politurfähigkeit Gegenstand des
Schmuckes sind und in der
Bijouterie verarbeitet werden. Die Edelsteine
bestehen
in der
Mehrzahl aus ganz allgemein verbreiteten
Stoffen, wie
Thonerde,
Kieselsäure,
Magnesia,
Kalk,
Fluor,
Bor und deren
Verbindungen, und verdanken ihre Färbung meist nur geringen Beimengungen von
Kupfer-,
Eisen-,
Chrom-, Nickelverbindungen;
sie sind also in Hinsicht auf ihre
Substanz meist völlig wertlos, und nur der Form, in welcher diese
Substanz auftritt, verdanken
sie ihre kostbaren
Eigenschaften.
Diamant
[* 4] ist
Kohlenstoff so gut wie
Holzkohle und der
Graphit unsrer
Bleistifte, und sein Wert beruht lediglich in der Kristallform.
Man teilt die Edelsteine
in eigentliche Edelsteine
(gemmae) und in
Halbedelsteine (lapides pretiosi), indem bei den erstern jene
Eigenschaften
in höherm, bei letztern in niederm
Grad hervortreten oder vereinigt sind, ohne daß jedoch zwischen beiden
Abteilungen eine strenge
Grenze oder in der Unterscheidung eine völlige Übereinstimmung stattfände.
Die
Nomenklatur vieler Edelsteine
stimmt bei den Juwelieren und Mineralogen nicht überein, insofern erstere oft ganz
verschiedene Edelsteine
bloß nach einem gemeinschaftlichen charakteristischen Merkmal mit demselben
Namen bezeichnen. So wird von
ihnen der
Name
Rubin für verschiedene
Steine roter
Farbe gebraucht, welche von den Mineralogen teils dem
Korund,
[* 5] teils dem
Spinell
[* 6] oder
Topas
[* 7] zugezählt werden; unter orientalischem
Chrysolith wird ein gelblichgrüner
Saphir, unter
sächsischem
Chrysolith ein blaß weingelber
Topas verstanden etc. Das
Beiwort orientalisch, im
Gegensatz zu occidentalisch,
bezeichnet oft nicht sowohl das Vaterland als vielmehr einen besondern
Grad der
Schönheit eines
Steins
(weil allerdings die Edelsteine
aus dem
Orient in der
Regel am schönsten sind). Zur allgemeinen Orientierung geben wir folgende Übersicht:
I. Ganzedelsteine.
1) Diamant, farblos, gelb, grün, blau, rot, braun, schwarz, aus Ostindien [* 8] und Brasilien; [* 9]
Täuschung mit schwach geglühten Saphiren, Hyacinthen, Topasen.
2) Edle Korunde, an Härte und Wert dem Diamant am nächsten stehend, und zwar:
a) Rubin, rot, gelb, farblos, aus Birma und Ceylon; [* 10]
Täuschung mit rotem Spinell, Turmalin, Quarz, Granaten, [* 11] Hyacinthen, rot geglühten Amethysten, Topasen;
b) orientalischer Smaragd, [* 12] bläulichgrün, aus Ceylon, der seltenste aller
c) orientalischer Chrysolith, gelblichgrün, aus Ceylon;
d) Saphir, blau, rot, grün, gelb, braun, farblos, opalisierend, aus Birma, Ceylon; Täuschung mit Cyanit, Cordierit; ¶
1. Topas (Schneckenstein).
3. Topas.
4. Amethyst.
6. Lasurstein (Baikalsee).
7. Diamant.
8. Türkis.
9. Opal.
10. Chrysopras.
11. Almandin.
12. Saphir.
13. Rubin.
14. Spinell.
15. Hyacinth.
19. Chrysoberyll (Ural).
Zum Artikel »Edelsteine«. ¶
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e) orientalischer Amethyst (Amethystsaphir, Violettrubin), fast veilchenblau, aus Birma, Ceylon;
f) orientalischer Aquamarin, hell grünlichblau, aus Ceylon und dem Ural;
Täuschung mit grünlichen und bläulichen Topasen;
g) orientalischer Hyacinth, morgenrot, aus Birma, Ceylon;
h) orientalischer Topas (Topassaphir, gelber Saphir), gelb, ebendaher;
i) Leukosaphir (weißer Saphir), weiß, ebendaher;
k) Asterin (Sternsaphir, opalisierender Saphir, Sternstein), rot, blau, gelb, ebendaher;
l) orientalischer Girasol (Saphir- oder Rubinkatzenauge, Sonnenstein), gelblich, grünlich, rötlich, bläulich.
3) Aquamarin (edler Beryll), meergrün, apfelgrün, honiggelb, aus Salzburg, [* 18] Tirol, [* 19] Mähren, [* 20] Rußland, Ostindien, Nord Amerika, [* 21] Brasilien.
4) Smaragd, lebhaft bläulichgrün, Varietät des vorigen, aus Neugranada;
Täuschung mit Hiddenit, Flußspat, [* 22] grünem Turmalin, Malachit, Apatit. [* 23]
5) Chrysoberyll (Chrysopal), grünlichweiß, grün, bläulich, gelb, aus Ceylon, Borneo, Brasilien, Mähren.
6) Spinell, farblos, weißlich, rot, gelb, blau, grün, schwarz, in allen Weltteilen;
Täuschung mit geglühten Topasen und gebrannten Amethysten.
7) Topas, farblos, grün, blau, gelb, rot, in allen Weltteilen.
8) Türkis, himmelblau, zuweilen milchblau, aus Persien; [* 24]
Täuschung mit Zahntürkis.
9) Turmalin, farblos, weißlichgelb, braun, schwarz, rot, blau, grün, oft bunt, aus Ceylon, Sibirien, Brasilien, Österreich. [* 25]
10) Granat:
a) Almandin oder orientalischer Granat, rot, violett, veilchenblau, aus Europa, [* 26] Asien, [* 27] Afrika; [* 28]
b) Pyrop oder occidentalischer Granat, dunkelrot, aus Böhmen;
c) Kaneelstein, honiggelb, rotgelb, morgenrot, aus Ceylon, Tirol.
11) Opal, milchblau, lebhaft irisierend, aus Ungarn; [* 29]
Hydrophan (Weltauge), wasserfreier Opal, farblos, weißlich, wird im Wasser dem Opal ähnlich, aus Ungarn.
12) Zirkon [* 30] (Hyacinth), farblos, gelb, braun, rot, blau, grün, an vielen Fundorten, besonders Ceylon;
Täuschung mit gebranntem Topas, Idokras, Granat, besonders mit Vesuvian [* 31] und Kaneelstein.
13) Chrysolith, oliven-, spargel-, grasgrün, in allen Weltteilen; Täuschung mit Apatit, Epidot [* 32] oder Diopsid.
14) Cordierit (Dichroit), farblos, grau, weißlich, blau, braun, im durchfallenden Licht [* 33] verschiedenfarbig schillernd, aus Ceylon; Täuschung mit blauem Quarz.
15) Hiddenit, dem Smaragd in der Farbe am ähnlichsten, doch mehr gelbgrün, aus Nordamerika. [* 34]
II. Halbedelsteine.
1) Bergkristall und zwar:
a) gelber Citrin, böhmischer, sächsischer, indischer Topas;
b) brauner, rubinroter, irisfarbener Rauchtopas;
c) schwarzbrauner, schwärzlichblauer oder schwarzer Morion;
d) Rheinkiesel, Rheindiamanten, Zabeltitzer Diamanten;
e) schottischer Kiesel, schottischer Topas, schottischer Rubin;
f) Marmaroser Diamanten oder Drogoniden.
2) Veilchen- oder pflaumenblauer Amethyst aus der Türkei, [* 35] aus Ceylon, Indien, Rußland, Brasilien, Österreich.
3) Goldflimmernder, rötlicher, rotbrauner Aventurin aus dem Ural und Altai, meist imitiert.
5) Chalcedon oder roter Karneol aus Uruguay. [* 37]
6) Grüner Chrysopras aus Schlesien. [* 38]
7) Onyx.
8) Grüner, gelb und rot gefleckter oder punktierter Heliotrop aus Indien, der Bucharei, Tatarei, Sibirien, Australien. [* 39]
9) Jaspis.
10) In vielen Nüancen schillerndes, grüngräuliches Katzenauge aus Ceylon.
11) Milch-, rötlich-, gelblichweißer Kascholong oder Kalmückenachat aus der Bucharei, aus Sibirien, Kärnten, Mähren.
12) Lauchgrüner Nephrit (Nierenstein, Jade).
13) Cyanit.
14) Lapislazuli (Lasurstein), blau, aus Rußland, aus der Tatarei, aus China, [* 40] Chile.
15) Farbloser oder heller Adular (Mondstein, Sonnenstein) aus Sibirien, Ceylon, Grönland, einer der teuersten Halbedelsteine.
16) Grüner Amazonenstein aus Brasilien, Grönland, Mijask.
17) Aventurinfeldspat (fälschlich Sonnenstein genannt), weiß, rot, mit zahllosen schimmernden Punkten, aus Schweden, [* 41] Norwegen, Rußland, Ceylon.
18) Labrador, grau, grünlich, gelblich, rötlich, bläulich, zum Teil mit herrlicher Farbenwandlung, aus Sibirien, Labrador.
19) Lava, braun, grau bis schwarz, rötlich, gelblich, weißlich, von verschiedenen Vulkanen. Dazu gehört Obsidian (Lavaglas, Glasachat, isländischer Achat), schwarz, perlgrau (edler Obsidian), bouteillengrün (böhmischer Chrysolith), grünlichgelb (Schillerobsidian), aus Sibirien.
20) Flußspat, besonders schön gefärbt.
21) Malachit, grün, mit wechselnden Zeichnungen, aus Rußland.
Alle Edelsteine
unterliegen einer Bearbeitung, wodurch sie eine Form erhalten, in welcher ihre wertvollsten Eigenschaften am schönsten
hervortreten. Früher begnügte man sich, die natürlichen Flächen der Steine zu glätten, und erst allmählich
erkannte man, welche Effekte durch künstlich hergestellte Flächen erzielt werden können. Die Kunst der Edelsteinschleiferei
in diesem Sinn ist jedenfalls nicht alt; man nennt als Erfinder gewöhnlich Ludwig van Berquen und als das Jahr der Erfindung 1456. Seitdem
hat man auf Grund genauerer mineralogischer Kenntnisse, unter Berücksichtigung des innern Gefüges der
Kristalle,
[* 42] der nach verschiedenen Richtungen ungleichen Spaltbarkeit, Härte und Elastizitätsverhältnisse, erhebliche Fortschritte
gemacht.
Durch Spalten, Zersägen, Zerbrechen gibt man dem Stein im wesentlichen schon die gewünschte Form und vollendet dann die Arbeit durch Schleifen und Polieren. Die größten Schwierigkeiten bereitet der Diamant. Nachdem sein Blätterdurchgang erkannt ist, wird er in einer Kittlage befestigt und mit feinem Meißel [* 43] und Hammer [* 44] nach einer vorher mit einem andern Diamant ausgeführten Vorzeichnung gespalten (Kloven). Man befestigt ihn dann mit Kitt in der Dogge oder Hülse, [* 45] so daß nur die Stelle frei bleibt, an welcher eine Facette angeschliffen werden soll, und steckt die Hülse in ein schweres eisernes Gestell, welches den Stein, oft noch unter dem Druck der Hand [* 46] oder von Gewichten, gegen die rotierende Schleifscheibe drückt.
Diese Scheiben bestehen aus schwach gekörntem Gußeisen oder weichem Stahl, rotieren in horizontaler Ebene und sind mit Diamantpulver und Öl beschickt, weil der Diamant wegen seiner außerordentlichen Härte nur von seinem eignen Pulver angegriffen wird. Sobald eine Facette vollendet ist, muß der Stein wieder umgelegt werden, und dies wiederholt sich, bis er endlich die bestimmte Form erhalten hat. Man schleift so winzig kleine Rosetten mit je 16 Flächen, daß 2000 auf ein Karat gehen.
Die übrigen Edelsteine können ohne vorhergehende Spaltung mit Diamantpulver, oft schon mit Schmirgel leicht in jede beliebige Form gebracht werden. Während aber der Diamant beim Schleifen gleich mit poliert wird, erfordern die andern Edelsteine hierzu noch eine besondere Bearbeitung. Steine mit eigentümlichem Lichtschimmer, wie Opal, erhalten keine Facetten, sondern nur eine runde Wölbung (en cabochon). Häufig wird die Farbe der Edelsteine durch vorsichtiges Erhitzen verändert, und besonders die ¶
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Halbedelsteine werden gefärbt, indem man sie mit verschiedenen Chemikalien behandelt (vgl. Achat).
Man unterscheidet an jedem geschliffenen Stein die Zone des größten Durchmessers, die Rundiste, in welcher der Stein gefaßt wird. Was über diesem Rand liegt, heißt Oberteil (Krone, Pavillon), was unter demselben liegt, Unterteil (Külasse). Die Hauptformen sind folgende:
1) Beim Brillanten nimmt der Oberteil ⅓, der Unterteil ⅔ der ganzen Höhe des Steins ein und ist ersterer von einer zwei- oder dreifachen Reihe von Facetten (zwei- oder dreifaches Gut) eingeschlossen. [* 47] Fig. 1-3 Brillant in quadrierter, 4 u. 5 in ovaler, 6 u. 7 in runder Gestalt. Die obere, der Rundiste parallele Fläche (Tafel) hat 4/9 vom Durchmesser der Rundiste, die untere Fläche ⅕ vom Durchmesser der Tafel. Bedingt die Brillantform zu großen Materialverlust, so schleift man 2) eine Rosette (Rose, Rautenstein), welche sich über einer runden oder elliptischen Grundfläche pyramidenförmig mit meist dreiseitigen Facetten erhebt [* 47] (Fig. 8 u. 9). Aus sehr flachen Steinen schleift man 3) den Tafelstein [* 47] (Fig. 10 u. 11) mit plattem Ober- und Unterteil und wenigen niedrigen Randfacetten.
4) Der Dickstein (indischer Schnitt, [* 47] Fig. 12 u. 13) hat im wesentlichen die Form des Brillanten. Bisweilen sind die Kanten, welche von der Rundiste nach der Tafel führen, abgestumpft, so daß der Stein oben acht Facetten erhält [* 47] (Fig. 14 u. 15). 5) Bei dem Treppenschnitt laufen die Facetten gegen die Tafel und die Kalotte des Steins hin immer abnehmend in Stufen zu [* 47] (Fig. 16-19). Bei dem Schnitt mit doppelten Facetten [* 47] (Fig. 20 u. 21) zeigt der Oberteil zwei Reihen dreiseitiger Facetten.
Jede Reihe besteht aus zweierlei Facetten, die nebeneinander liegen und die Spitze nach aufwärts oder abwärts richten. Auf dem Unterteil befindet sich der Treppenschnitt. Außer diesen Formen gibt es noch eine Reihe zusammengesetzter Gestalten, die je nach der Natur des Edelsteins bevorzugt werden. Die Art, wie die geschnittenen Steine in Schmucksachen [* 48] eingesetzt werden, nennt man die Fassung. Ganz fehlerfreie, durchsichtige Edelsteine faßt man à jour, wobei der Stein nur an der Rundiste befestigt wird und Oberteil und Unterteil frei bleiben. Wo auf sichere Befestigung nichts ankommt, ist diejenige Art der Fassung à jour am besten, wo der Stein frei schwebend nur durch einzelne Krallen gehalten wird (in Krappeln gefaßt ist).
Zum Fassen der weißen, wasserhellen Steine ist Silber und noch mehr Platin vorteilhafter als Gold. [* 49] Die Fassung im Kasten, bei welcher der Unterteil ganz eingehüllt wird, gewährt den Vorteil, mit minder vollkommenen Steinen durch Färbung des Kästchens, Unterlegen von Zinn-, Gold- oder Silberfolie größere Effekte zu erzielen und kleine Riffe, Trübungen etc. zu verdecken. Oft umgibt man größere Steine in der Fassung mit kleinern (Karmoisieren), um Farbe oder Glanz des Hauptsteins zu erhöhen.
Die Kostbarkeit der Edelsteine hat allerlei Täuschungen veranlaßt; besonders hat man wertvolle Edelsteine mit minder wertvollen vereinigt und diese Dubletten so gefaßt, daß nur der kostbarere Stein beim Beschauen in Betracht kam. Man unterscheidet echte Dubletten, wenn Ober- und Unterteil aus echten Edelsteinen bestehen;
halbechte, wenn der Oberteil echt, der mit Mastix angeklebte Unterteil aber Quarz oder Glas [* 50] ist;
unechte, bei welchen der Oberteil Bergkristall oder Glasfluß, der Unterteil gefärbtes Glas ist;
Hohldubletten, bei welchen der Bergkristall des Oberteils halbkugelförmig ausgehöhlt, mit gefärbter Flüssigkeit gefüllt und durch ein Kri-
[* 47] ^[Abb.: Fig. 1. Quadriert.]
[* 47] ^[Abb.: Fig. 2. Quadriert.]
[* 47] ^[Abb.: Fig. 3. Quadriert.]
[* 47] ^[Abb.: Fig. 4. Oval.] [* 51]
[* 47] ^[Abb.: Fig. 1-7. Brillanten.]
[* 47] ^[Abb.: Fig. 8 und 9. Rosetten.]
[* 47] ^[Abb.: Fig. 10, 11. Tafelstein.]
[* 47] ^[Abb.: Fig. 12, 13. Dickstein.]
[* 47] ^[Abb.: Fig. 14, 15. Dickstein.]
[* 47] ^[Abb.: Fig. 16-19. Treppenschnitt.]
[* 47] ^[Abb.: Fig. 20 u. 21. Doppelte Facetten.] ¶
Edelsteine.
Die einzelnen E. sind unter ihren besonderen Namen beschrieben und folgen hier nur einige allgemeine Bemerkungen. Die E. sind bekanntlich Mineralien, die sich nicht etwa durch Seltenheit ihrer Bestandteile, sondern nur durch ihren Glanz, ihre Härte, Unveränderlichkeit, ihre Kristallform, ihre schönen Farben oder auch Farblosigkeit und meistens auch Durchsichtigkeit auszeichnen. Je ausgeprägter sich einzelne dieser Eigenschaften an einem Stein finden, desto höher steht er im Werte.
Die bedeutenden Unterschiede in der Wertskala haben von jeher zwei Klassen annehmen lassen, wirkliche Edelsteine, Juwelen und Halbedelsteine. Bei den ersten finden sich die höchsten Härtegrade; sie sind fast immer klein und hauptsächlich selten, was natürlich zur Wertsteigerung beiträgt; die Halbedelsteine sind meist weniger hart, öfter nur durchscheinend, weniger selten und kommen öfter in größern Stücken vor. Edelsteine ersten Ranges sind: Diamant, Rubin, Sapphir, Chrysoberyll, Spinell und Smaragd;
zweiten Ranges: Zirkon, Beryll, Topas, Turmalm, Granat (Pyrop), edler Opal.
Eine Übergangsklasse zu den Halbedelsteinen bilden Cordierit (Dichroit), Vesuvian, Chrysolith, Axinit, Cyanit, Staurolith, Andalusit, Pistazit, Türkis. Die Halbedelsteine bestehen zu einem großen Teil aus Kieselerde;
solche sind: Bergkristall, Amethyst, Prasem, Avanturin, Katzenauge, Rosenquarz;
Chalcedon, Achat mit Onyx, Carneol, Plasma, Heliotrop, Jaspis, Chrysopras, die Varietäten des Opals;
außerdem gehören noch hierher edler Feldspat (Adular), Malachit, Obsidian, Lasurstein und einige andre von geringer Bedeutung.
Die Halbedelsteine haben im allgemeinen geringen Geldwert, wenn schon ausgezeichnete Stücke bisweilen hoch im Preise gehalten werden. Alle Schmucksteine werden geschliffen und poliert; dadurch wird ihr Wert gesteigert oder eigentlich erst festgestellt. Das Gewicht der E. wird nach Karat bestimmt (1 Karat = 0,2055 g), das Karat ist international. Aus den Halbedelsteinen nehmen dann auch die Steinschneider oder Graveure ihr Material zu vertieft oder erhaben geschnittenen Arbeiten.
Das Schleifen geschieht im allgemeinen immer in der beim Diamant angegebenen Weise, nur daß das bei diesem übliche Spalten wegfällt, weil alle übrigen, als weniger hart, sich ohne viel Mühe allein auf der Schleifscheibe mittels Diamantstaub und zum Teil selbst mit Schmirgel in die gewünschte Form bringen lassen. Die sehr rasch umlaufende horizontal liegende Schleifscheibe besteht für Diamanten aus Eisen oder ungehärtetem Stahl, für die übrigen aus Kupfer oder Blei.
Nahe am Rande wird das mit Öl gemischte Schleifmittel aufgestrichen und der in einen Halter gefaßte Stein unter dem entsprechenden Winkel aufgedrückt. Der Schliff ist meistens ein facettierter wie bei den Brillanten; für Steine jedoch, welche einen eigentümlichen Lichtschimmer haben wie der Opal oder für solche, die undurchsichtig sind, wie Türkis etc., wendet man den besser passenden muscheligen Schnitt (en cabochon) an, bei welchem die Oberfläche des Steins bloß eine runde Wölbung bekommt. - Der Edelsteinhandel hat von seiner früheren Bedeutung viel verloren: die seit Jahrtausenden nach Europa gekommenen Steine, die doch in der großen Mehrzahl erhalten bleiben, mögen wohl das Meiste beitragen, die weitere Nachfrage auf mäßigem Fuße zu erhalten.
Halbedelsteine solcher Sorten, wie sie namentlich in Oberstein und Idar in Menge zu Schmucksachen verarbeitet werden, sind allerdings noch Gegenstand nicht unbedeutender Einfuhr, wogegen die einfach gefärbten Steine dieser geringeren Kategorie fast entbehrlich gemacht sind durch künstliche Nachahmungen, welche die Originale oft aufs Täuschendste wiedergeben. Solche künstliche E. sind nichts anderes als farbige Gläser, deren Basis ein Glassatz von sehr reinen Materialien, Quarz oder Bergkristall mit Soda oder Natron unter Zusatz von Borax ist, welcher ein schön weißes Glas von mehr als gewöhnlicher Härte geben würde.
Hierzu kommt ein Anteil Bleioxyd oder Mennige, der die Masse schwerer und glänzender macht und ihr ein stärkeres Lichtbrechungsvermögen erteilt. Im ungefärbten Zustande bildet solches Glas den Straß, den Stoff zu den künstlichen Brillanten. Die Färbung wird erzeugt durch kleine Mengen von Metalloxyd, durch welche sich, einzeln oder zu zweien, dreien angewandt, sehr mannigfache Farben und Nüancen erzeugen lassen. So stellt man z. B. Rubine durch Zusatz eines Goldpräparats oder von Kupferoxydul dar. Kupferoxyd gibt nach Umständen grüne oder blaue Flüsse, Chromoxyd färbt grün, Kobalt blau, Uran gelb, Nickel rötlichbraun. Weitere zur Hervorbringung von Nüancen gebräuchliche Ingredienzen sind Manganerz, Eisenoxyd, Chlorsilber u. s. w. So gelungen indes solche Kunstprodukte auch erscheinen mögen, so fehlt ihnen doch die Härte der natürlichen Steine, und eine Probe mit einer guten Feile bringt sogleich ihr wahres Wesen an den Tag. - Zoll: Edelsteine, rohe zollfrei; geschliffene ohne Fassung s. Tarif im Anh. Nr. 33 c;
gefaßte oder zum unmittelbaren Gebrauch als Schmuck verwendbare Nr. 20 a. -
Halbedelsteine, rohe zollfrei;
geschliffene, auch in Verbindung ¶
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mit unedlem Metall, jedoch nicht fein gearbeitet Nr. 33 c, fein gearbeitet Nr. 20 b 2;
in Verbindung mit den unter Nr. 20 b 1 genannten Gegenständen, nach dieser Nummer;
in Verbindung mit edlem Metall, Korallen, echten Perlen u. s. w. Nr. 20 a. -
Glasflüsse, rohe Nr. 10 f;
geschliffene und gefaßte wie Halbedelsteine.