Titel
Ecuadōr
südamerikan.
Republik, so genannt, weil der
Äquator dieselbe durchschneidet, liegt
zwischen 1° 23' nördl. und 4° 45' südl.
Br. und zwischen 71° 15' und 81° westl. L. v. Gr.
und grenzt im N. an
Kolumbien, im
S. an
Peru, im
W. an den
Stillen
Ozean. Die Landesgrenzen sind noch nirgends
genauer festgesetzt, außer daß durch Grenzvertrag vom Jahr 1832 die Ansprüche
Kolumbiens auf
Pasto anerkannt sind. Auch
den
Putumayo hat
Kolumbien seit 1876 besetzt, während
Peru den ganzen
Marañon in
Besitz hat, so daß die
Grenzen
[* 3] Ecuadors
sich auf das in unsrer
Karte angegebene Gebiet beschränken. Dieses hat ein
Areal von 329,000 qkm (5975 QM.).
Außerdem gehören zu Ecuador
die
Galapagos.
Areal und
Bevölkerung
[* 4] (nach ganz rohen
Schätzungen und unter
Annahme von 100-150,000
»wilden«
Indianern [infielos]) verteilen sich wie folgt:
Provinzen ¹ | QKilom. | QMeil. | Bewohner 1882 | Auf 1 QKil. |
---|---|---|---|---|
Azuay (Cuenca) | 26800 | 486.7 | 100000 | 3.73 |
Chimborazo | 12400 | 225.2 | 128000 | 1.02 |
Esmeraldas | 13550 | 246.1 | 10000 | 0.74 |
Guayas (Guayaquil) | 23300 | 423.1 | 95000 | 4.08 |
Imbabura | 10700 | 194.3 | 94000 | 8.78 |
Leon | 9100 | 165.3 | 101000 | 11.09 |
Loja | 18800 | 341.4 | 100000 | 5.32 |
Manavi | 17100 | 310.6 | 68000 | 3.98 |
Oriente | 161400 | 2931.2 | 150000 | 0.93 |
Pichincha | 21500 | 390.5 | 120000 | 5.58 |
Rios | 9300 | 168.9 | 60000 | 6.46 |
Tunguragua | 5050 | 91.7 | 70000 | 13.86 |
Zusammen: | 329000 | 5975.0 | 1196000 | 3.63 |
Galapagos | 7643 | 138.8 | 88 | 0.01 |
¹ Über Umfang und Bevölkerung der neugebildeten Provinzen Oro, Olmedo, Carchi, Bolivar und Azogues liegen keine Angaben vor.
[Physische Verhältnisse.]
Die Küste des Ozeans ist ohne kleinere Einbiegungen über 800 km lang und hat bei einzelnen guten Flußhäfen nur einen bedeutenden Busen, den von Guayaquil. Das Innere des Landes zerfällt in drei Teile: die Küstenebene, die Gebirge und die zwischen ihnen liegende Hochebene und die Ebene im O. desselben. Das Gebirge, ein Teil der südamerikanischen Kordilleren, besteht aus zwei parallel von S. nach N. ziehenden und durch ein breites Längenthal geschiedenen Ketten, welche aus hohen vulkanischen Bergen, [* 5] entweder erloschenen und (elf) noch thätigen Vulkanen oder kraterlosen, durch Erhebung des Bodens emporgestiegenen Domen, zusammengesetzt sind.
In der östlichen Kette erheben sich der Imbabura (4582 m), der Cayambe (5840 m), der Antisana (5746 m), die noch thätigen Vulkane [* 6] Cotopaxi (5943 m) und Tunguragua (5087 m), der Capac-Urcu oder Altar de los Collanes [* 7] (5404 m), der östlich von der Kette liegende und von ihr getrennte Sangay (5323 m), der thätigste aller Vulkane des Landes; in der westlichen dagegen der Catacachi (4966 m), der Pichincha (4787 m), der Corazon (4787 m), der Yliniza (5305 m), der Carahuairazo (5106 m), der Chimborazo (6310 m). Das zwischen beiden Ketten liegende Längenthal zerfällt durch Querriegel, welche die Ketten verbinden, in acht Becken, die sich zusammen 600 km lang bei einer Durchschnittsbreite von 35 km gegen S. ziehen, ohne unter 2500 m Höhe herabzusinken; sie sind der wichtigste Teil des ganzen Landes, der Hauptsitz der Bevölkerung und aller Bildung in den ältesten Zeiten wie noch jetzt.
Das nördlichste Becken, die Ebene von Quito (2850 m), wird von dem folgenden, der Ebene von Tacunga (2780 m), durch das Querjoch von Chisinche (3604 m) getrennt, die letztere Ebene von der von Cuenca (2355 m) durch den Bergknoten von Azuay; südlicher liegt noch die zum Thal [* 8] des obern Marañon sich senkende Bergebene von Loja (2072 m). Die Abfälle beider Ketten sind besonders nach außen steil, hier zugleich mit kurzen, vorspringenden Ketten, die sich im O. wie im W. rasch zur Tiefebene herabsenken.
Von diesen Abfallsgebirgen sind die bedeutendsten an der Ostseite die Kordillere von Pastaza und die Kordillere de los Upanos, die vom Sangay ausgeht; an der Westseite der Bergknoten der Moñtana de Sandomo, der die Wasserscheide zwischen den zum Guayaquilgolf fließenden Flüssen und den nördlichen Küstenflüssen bildet. Auf diese Berge folgen an beiden Seiten tief gelegene, mit dicht verwachsenen Urwäldern bedeckte, daher fast undurchdringliche Tiefebenen.
Die hohen
Berge bestehen überwiegend aus vulkanischen
Gesteinen, besonders verschiedenen
Trachyten; ihre Abhänge wie das Längenthal
zwischen den
Ketten sind mit mächtigen
Schichten von vulkanischem
Sand,
Asche und
Tuffen bedeckt; aber am
Fuß der
Ketten treten die
Ur- und Übergangsgesteine auf, die von den
Vulkanen durchbrochen und auf der Ostseite von einem großen
Kreidegebirgszug bedeckt sind. An nutzbaren
Mineralien
[* 9] ist Ecuador
im ganzen nicht reich. Die
Flüsse,
[* 10] namentlich
die der Ostseite, führen etwas
Gold;
[* 11] in der Ostkette findet sich
Silber. Auch
Eisen,
[* 12]
Blei,
[* 13]
Zink,
Kupfer,
[* 14]
Asphalt,
Petroleum und
Braunkohle, ferner
Quecksilber und edle
Steine
(Smaragde,
Bergkristalle,
Granate etc.) sind vorhanden.
Hydrographisch gehört fast das ganze Land dem Gebiet des Amazonenstroms an. Von den in dem Längenthal entspringenden Flüssen, welche die Grenzketten desselben in tiefen Schluchten durchbrechen, fließen nur die der Ebene von Quito zur Küste ab und bilden das Gebiet des obern Rio [* 15] Esmeraldas, des bedeutendsten Küstenflusses des Landes; die südlicher an den Abhängen der westlichen Kette entspringenden vereinigen sich in dem Rio Guayaquil. Dagegen entspringen von den Zuflüssen des Amazonenstroms der Pastaza in der Ebene von Tacunga, der Paute in der Ebene von Cuenca, endlich der Napo, der größte Fluß des Landes, am Ostabhang des Cotopaxi. - Das Klima [* 16] ¶
mehr
ist in den Tiefebenen im W. und im O. überaus heiß, dabei vorherrschend feucht und ungesund, auf den Hochebenen auffallend gleichmäßig (die Temperatur schwankt in Quito nur zwischen 6 und 22° C. Wärme [* 18] bei einer mittlern Temperatur von 15° C.), daher sehr angenehm, ein fortdauerndes Frühlingsklima, aber der häufigen Temperaturwechsel halber nicht so gesund, wie man glauben sollte. Man unterscheidet hauptsächlich zwei Jahreszeiten, [* 19] den Sommer (Verano) vom Juni bis November, die Trockenzeit, in der auf den Hochebenen schönes Wetter [* 20] herrscht, aber auch die Winde [* 21] am heftigsten wehen, und den Winter vom Dezember bis Mai, die Regenzeit, in der die Temperatur am höchsten ist.
In der Tiefebene des Westens ist die Hitze groß, die Nächte aber sind kühl. Der Regenfall ist dort bedeutender, während es auf den feuchtheißen Ebenen des Innern fast täglich regnet. Auf den Hochebenen sind Rheumatismus, gastrische und Unterleibskrankheiten sowie katarrhalische Affektionen am häufigsten, während die Tiefländer an Fieber leiden. Mit dem Klima hängen die Vegetationsverhältnisse eng zusammen. In den tief gelegenen Ebenen bedingt die große Feuchtigkeit das Bestehen der dichten Urwälder, in denen die Palmen, [* 22] Cykadeen etc. vorherrschen, und die auch in den Gebirgsabhängen hoch hinaufreichen, übrigens durch kostbare Produkte des Pflanzenreichs höchst ausgezeichnet sind.
Die Hochebenen des Innern sind dagegen arm an Wald, zum Teil ganz baumlos; die höher an den Bergen gelegenen sogen. Paramos (zwischen 4000 und 5000 m) tragen nur noch Gräser [* 23] und niedrige Gebüsche, überwiegend von Ericeen, und dienen einzig zur Viehzucht. [* 24] Die Wälder sind reich an kostbaren Produkten und zeichnen sich namentlich durch die edlen Arten des Fieberrindenbaums aus (s. Cinchona). Sie liefern ferner noch Kautschuk, Sassaparille, Harze, Wachs (von der Myrica cerifera), Kaneel, Taqua- ^[richtig: Tagua-] oder Elfenbeinnüsse.
Die Fauna ist reich; Mammalien gibt es allerdings nicht viele (Rehe, Tapire, Warzenschweine, Affen
[* 25] etc.), dagegen um so mehr Vögel,
[* 26] deren Paradies Ecuador
ist, und unter denen der Kondor, obschon hier nicht so häufig wie in Peru, der wilde
Truthahn, zahllose Papageien, Kolibris
[* 27] der mannigfachsten Art, einige hübsche Singvögel, Fasanen, Drosseln, Schnepfen etc. hervorzuheben
sind. An Fischen sind die Flüsse sehr reich, und an den Meeresküsten sind Hummern, Krabben, Austern, Muscheln
[* 28] in Menge
vorhanden. Auch Reptilien sind häufig, besonders in den Tiefebenen, und vor allem Schlangen
[* 29] (Boa constrictor, Klapperschlange).
Insekten
[* 30] finden sich ebenfalls in großer Fülle und sind zum Teil (Moskitos, Spinnen,
[* 31] Skorpione etc.) sehr lästig.
[Bevölkerung.]
Konsul Church nimmt an, daß unter der Bevölkerung 100,000 reine Weiße, 600,000 reine Indianer und 300,000 Mischlinge sind, eingerechnet die wenig zahlreichen Neger und Mulatten. Die Weißen sind die Hauptgrundbesitzer und Kaufleute. Sie sind höflich und gastfrei, geistig begabt und mutig, aber ohne Ausdauer und männliche Kraft [* 32] und verschwenderisch. Sie leben außer um Guayaquil fast nur noch auf den Hochebenen. Die Mischlinge gelten für grausam und verkommen.
Die Indianer gehören meist zum Stamm der Quito und sprechen einen Dialekt der Quichuasprache. Sie sind genügsam und gelehrig, aber dabei abergläubisch und infolge des lange auf ihnen lastenden Druckes aller männlichen Tugenden bar. Die ihnen gewährte Gleichheit vor dem Gesetz besteht nur dem Namen nach, denn in der That sind sie fast alle Hörige, die von den Grundbesitzern gewissenlos ausgebeutet werden. Die wilden Indianer bewohnen die östlichen Tiefebenen (s. Oriente). Die bekanntesten Stämme unter ihnen sind die kriegerischen Zívaro und die Záparo. Für Volksbildung ist noch wenig geschehen. Allerdings findet man in Quito eine Universität und eine Gewerbeschule und in elf der größern Städte »Colegios«, aber 1878 konnten von der ganzen Bevölkerung doch nur 75,000 oder 8 Proz. lesen und schreiben.
[Erwerbszweige.]
Fast einzige Erwerbsquelle der Bevölkerung bildet der Landbau. Im Tiefland des Westens und in den Flußthälern des Ostens gedeihen Kakao, Zuckerrohr, Reis, Kaffee, Bananen etc., während auf den Hochebenen alle Getreidearten und die Gewächse der gemäßigten Zone fortkommen. Indes ist die Entwickelung von Mais, Weizen, Hafer [* 33] und Gerste [* 34] nicht so kräftig wie in den nördlichern Gegenden, und den Gemüsen fehlt es an Wohlgeschmack, was man der gleichmäßigen Wärme zuschreibt.
Die Viehzucht ist namentlich auf dem Hochland von Bedeutung, wo auch die Käsebereitung in größere Maßstab [* 35] betrieben wird. Der Bergbau [* 36] ist ganz unbedeutend, doch wird etwas Waschgold gesammelt, und die Goldgruben bei Zaruma werden von einer englischen Gesellschaft ausgebeutet. Auch die Industrie steht auf sehr niedriger Stufe und beschränkt sich fast nur auf Herstellung gröberer Zeuge aus Wolle und Baumwolle [* 37] und aus Flechtarbeiten, wie Panamahüte, Hängematten aus Palmstroh oder aus Pita (Agavefasern) etc. Der Handel steht zu den großen Hilfsquellen des Landes in keinem Verhältnis, was namentlich dem Mangel an guten Verkehrswegen zuzuschreiben ist.
Allerdings verbindet jetzt eine 122 km lange Eisenbahn den Haupthafen Guayaquil mit dem auf der Hochebene gelegenen Sibombe; auch wird der Fluß Guayaquil (mit seinem Nebenfluß Daule) von 14 Dampfern befahren, und die großen Flüsse des Ostens (wie der Napo) eignen sich gleichfalls zur Dampfschiffahrt. Im allgemeinen geschieht der Warentransport auf den Rücken von Maultieren und gelegentlich von Ochsen, Eseln und Lamas. Selbst die alte Camina real, welche den Staat 650 km lang von N. nach S. durchschneidet, ist für Fuhrwerk nicht passierbar.
Ein Telegraph
[* 38] verbindet seit 1884 Quito mit Guayaquil, von wo eine schon 1882 vollendete Linie nach Ballenita und von dort per
Kabel über den Isthmus von Tehuantepec nach New York führt und dadurch Ecuador
mit der Außenwelt in Verbindung
setzt. Die Ausfuhr hatte 1884 einen Wert von 5,915,052 Pesos und bestand vornehmlich aus Kakao (3,782,112 Pesos), Kautschuk
(199,742 Pesos), Silbermünzen (859,807 Pesos), Kaffee (173,948 Pesos), Fieberrinde (267,643 Pesos), Strohhüten (296,328 Pesos),
Häuten (164,366 Pesos), Sassaparille, Bambusrohr, Brettern, Früchten etc. Die Einfuhr besteht vorwiegend
aus Baumwoll- und Wollwaren, Wein, Mehl
[* 39] und den verschiedensten Manufakturwaren und kommt hauptsächlich aus England, während
Spanien
[* 40] den größten Teil des Kakao bezieht.
Münzeinheit ist (seit 1884) der Sucré = 5 Frank. Die französischen Maße und Gewichte wurden bereits 1856 eingeführt.
[Staatliche Verhältnisse.]
Die Verfassung, ursprünglich aus dem Jahr 1830 stammend, aber seitdem (zuletzt 1883) vielfach modifiziert, legt die Exekutive in die Hand [* 41] eines auf vier Jahre gewählten Präsidenten, die gesetzgebende Gewalt in die Hände eines Kongresses, der aus einem Senat und einem Abgeordnetenhaus besteht. Die Senatoren (je zwei für jede Provinz) werden auf vier, die Abgeordneten ¶
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(je einer auf 30,000 Einw.) auf zwei Jahre gewählt. Stimmrecht hat jeder römisch-katholische, des Lesens und Schreibens kundige Bürger. Der Präsident sowohl als der Vizepräsident werden von 900 von den Urwählern gewählten Wahlmännern ernannt. Der Präsident ernennt seine vier Minister, die mit weitern sieben Notabilitäten (einschließlich eines hohen Geistlichen und des Oberrichters) einen Staatsrat bilden, in welchem der Vizepräsident den Vorsitz führt.
Der Präsident hat kein Veto, aber wenn er die Armee auf seiner Seite hat, ist er allmächtig. Adelsvorrechte und die Sklaverei (seit 1852, wo es noch 2484 Sklaven gab) sind abgeschafft, aber die Indianer befinden sich thatsächlich im Zustand von Hörigen. Die einzig geduldete Religion ist die römisch-katholische. An der Spitze der Geistlichkeit stehen der Erzbischof von Quito und sechs Bischöfe. Die richterliche Gewalt üben ein Obergerichtshof in Quito, 4 Obergerichte, 152 Provinzial- und städtische Gerichte und 656 Friedensrichter in den Landgemeinden aus.
Von einer Munizipalverwaltung kann kaum die Rede sein. Die Finanzen sind in traurigem Zustand. Für das Jahr 1885 schätzt man die Einnahmen auf 1,929,690 Sucré, die Ausgaben auf 3,203,445 Sucré. Fast die Hälfte der Einnahmen fließt aus Handelszöllen. Wichtige Einnahmequellen sind ferner das Salzmonopol und der Zehnte (von dem indes zwei Drittel der Kirche überlassen werden). Die Staatsschuld belief sich 1877 auf 16,370,000 Sucré, einschließlich einer 1855 in England gemachten Anleihe von 9,120,000 Sucré, ungerechnet die seit 16 Jahren rückständigen Zinsen. Die innere Schuld ist seitdem um 375,000 Sucré gewachsen. Die bewaffnete Macht soll nach Kongreßbeschluß vom Jahr 1884 aus einem stehenden Heer von 1600 Mann und einer Miliz bestehen. Die Flotte beschränkt sich auf zwei kleine Dampfer.
Das Wappen [* 43] der Republik besteht aus einem ovalen Schild [* 44] mit zwei Feldern, von denen das obere eine Krone, das untere einen Berg nebst einem Fluß mit einem Dampfschiff [* 45] enthält. Die Flagge ist gelb, blau und rot in horizontalen Streifen (s. Tafel »Flaggen [* 46] II«). [* 47]
Geschichte.
Ecuador
hatte vor Ankunft der Spanier einen Teil des Inkareichs Peru gebildet und kam mit diesem durch Pizarro 1532 unter spanische
Herrschaft. Von 1548 bis 1710 bildete Ecuador
als Presidencia Quito einen Teil des Vizekönigreichs Peru, dann desjenigen von Santa Fé de Bogotá
(Neugranada), bei welchem es bis zur Losreißung von Spanien blieb. Einzelne Aufstandsversuche fanden schon 1809 und 1811 statt,
wurden aber unterdrückt, und erst die 1820 zu Guayaquil ausgebrochene Revolution führte mit Bolivars Hilfe zum Ziel.
Der Sieg der Generale Santa Cruz und Sucré auf den Andes von Pichincha zwang die Spanier zu einer Kapitulation, die 24. Mai von Don Melchior de Aymeric, dem letzten Präsidenten von Quito, bestätigt, die Aufständischen in den Besitz der ganzen Presidencia brachte. Dieselbe schloß sich sofort den bereits konstituierten Republiken Neugranada und Venezuela an und wurde als Departement del der durch die Konstitution von Cucuta im August 1821 errichteten Zentralrepublik Kolumbien einverleibt.
Da aber Ecuador
stets in die innern Kämpfe und Unruhen der Gesamtrepublik hineingezogen wurde, so erklärte es sich im Mai 1830 auf
dem Kongreß von Riobamba zur unabhängigen Republik unter der Präsidentschaft des Führers der konservativen Partei, Generals
Juan José de Flores. Doch kam dadurch keine Ruhe ins Land,
vielmehr reihte sich seitdem eine Revolution
an die andre, da die Liberalen unter Rocafuerte den Konservativen die Macht zu entreißen suchten. Schon 1834 brach eine Empörung
aus, doch wurde Flores 1835 in seiner Präsidentschaft wieder bestätigt und eine neue Konstitution erlassen,
wonach die Exekutive in die Hand des Präsidenten, die gesetzgebende Gewalt in die eines aus zwei Kammern bestehenden Kongresses
gelegt wurde. Gleich darauf wurde Rocafuerte Präsident, unter dessen verständiger Leitung Gedeihen und Ruhe eintraten. Doch
behielt Flores den Oberbefehl über die Truppen und erhielt auch 1839 wieder die Präsidentschaft.
Ende 1841 kam zwischen Ecuador
und dem Mutterland ein förmlicher Friedens- und Freundschaftsvertrag zu stande, dem der Abschluß
eines auf Gegenseitigkeit der Vorteile begründeten Handels- und Schiffahrtsvertrags folgte. Die proklamierte Konstitution
ließ die bisherige Repräsentativverfassung in ihren wesentlichen Punkten bestehen. 1843 ward General Flores wieder und zwar
bis 1851 zum Präsidenten erwählt. Um fernern Umwälzungen vorzubeugen, suchte er die Regierungsgewalt zu stärken und die
Verfassung demgemäß umzugestalten, mußte aber infolge eines in Guayaquil ausgebrochenen Aufstandes, den Rocafuerte leitete,
und nach mehrmonatlichem Bürgerkrieg durch Vertrag vom mit Beibehaltung seiner Würde als General en chef und
eines Gehalts von 20,000 Dollar außer Land gehen.
Ihm folgte als Präsident nicht Rocafuerte, sondern Vicente Roca, ein Farbiger. Rocafuerte starb 1847 in Lima.
[* 48] Ein im Mai 1846 mit
Neugranada ausgebrochener Krieg ward bereits 29. d. M. durch den Frieden zu Santa Rosa de Carchi beendigt. Verschiedene Versuche
des Generals Flores, mit Hilfe der ihm günstigen Partei in Ecuador
und mit Unterstützung von seiten des Präsidenten
von Neugranada, Mosquera, den er für eine Wiederherstellung des Föderativstaats Kolumbien zu gewinnen suchte, sowie mit spanischem
Geld sich der Regierung wieder zu bemächtigen, schlugen besonders durch Englands und Frankreichs Einmischung fehl.
Als aber im Oktober 1849 der Kongreß zusammentrat, um einen neuen Präsidenten zu wählen, standen die Parteien einander so schroff gegenüber, daß eine mehr als hundertmalige Abstimmung erfolglos blieb, so daß am Ende die vollziehende Gewalt vorläufig auf den Vizepräsidenten Ascasubi überging. Nach längern Parteiumtrieben ward endlich Diego Noboa, der Kandidat der klerikalen Partei, zum Präsidenten erhoben. Dieser verfügte sofort die Zurückrufung der Jesuiten und die Aufnahme aller aus Neugranada flüchtig gewordenen Konservativen, kam aber infolgedessen mit Neugranada in Streit und ward schon im Juli 1851 von dem General Urbina gestürzt. Urbina trat nun als Haupt der demokratischen Partei an die Spitze der Republik, erregte aber dadurch den Grimm der konservativ-klerikalen Partei.
Diese Umstände hielt Flores für günstig, von neuem hervorzutreten. Heimlich hatte er erst in Zentralamerika,
[* 49] dann besonders
in Peru, dessen Regierung sein Projekt begünstigte, Rüstungen
[* 50] gemacht und erschien mit einem Geschwader vor Lumbas
im Golf von Guayaquil, erlitt aber durch Verrat seiner eignen Mannschaften eine Niederlage und rettete sich
mit Mühe nach Peru, welches ihn, um neue Konflikte mit Ecuador
zu vermeiden, sofort auswies. Auf Urbina folgte 1856 in der Präsidentschaft
General Francisco Robles, der durch Gesetz vom das
¶