Eckardt
,
auch Eckhart (mit dem
Beinamen
Meister),
Mystiker, wahrscheinlich in
Straßburg
[* 2] (nach andern in
Thüringen) um 1260 geboren,
war Dominikanermönch und 1300 Prior zu
Erfurt
[* 3] und Vikarius für
Thüringen. Später war er
Lehrer am Kollegium von St.
Jakob
zu
Paris,
[* 4] wo er 1302
Licentiat der
Theologie wurde. 1303 wurde Eckardt
Ordensprovinzial für
Sachsen,
[* 5] 1307 Generalvikar
von
Böhmen;
[* 6]
doch kehrte er 1311 nach Paris zurück. Er lebte 1316 als Vikar des Ordensmeisters zu Straßburg und ging von dort als Prior der Dominikaner nach Frankfurt [* 7] a. M. Hier wurde er wegen ketzerischer Lehren [* 8] verklagt, aber freigesprochen;
1325 ordnete
ein Ordenskapitel zu
Venedig
[* 9] eine neue Untersuchung an, und wahrscheinlich jetzt wurde Eckardt
verboten, seine
spekulativen
Lehren dem
Volke vorzutragen. 1327 erneuerte der Erzbischof von Köln
[* 10] die Untersuchung;
Eckardt
appellierte an den
Papst und erklärte 13. Febr. in der Klosterkirche zu Köln, er sei sich keiner
Abweichung von der Kirchenlehre bewußt, sei aber
bereit, zu widerrufen, was er etwa Ketzerisches vorgebracht habe.
Bald darauf starb Eckardt.
Erst erschien
die
Bulle In coena Domini, worin 28
Sätze E.s teils als ketzerisch, teils als mißverständlich verurteilt wurden. Von E.s
zahlreichen
Schriften sind nur wenige erhalten. Eine Sammlung deutscher
Schriften, meist aus Handschriften (Predigten und
Traktate),
hat Pfeiffer im 2.
Bande der
«Deutschen
Mystiker des 14. Jahrh.» (Lpz. 1857) geliefert. Von
den lat.
Schriften E.s hat
Denifle einige wieder aufgefunden und in dem
«Archiv für Litteratur- und
Kirchengeschichte des Mittelalters»,
Bd. 2 (Freib. i. Br.
1886),
veröffentlicht. Ausgewählte Predigten und verwandte Schriftstücke finden sich bei Schöpff,
«Meister Eckardt»
(Lpz.
1889). Eckardt
war ein Mann von hochfliegendem
Geiste, dessen Ideen durch ihre
Tiefe und Kühnheit Bewunderung erregen, zugleich
in hohem
Grade
Meister der
Sprache
[* 11] und der Form und gehört zu den besten deutschen Prosaisten. Sein Hauptthema ist das völlige
Einswerden der Menschenseele
mit Gott, nicht nur moralisch, sondern auch metaphysisch, wodurch er dem
Pantheismus zugetrieben wurde. Die Zahl seiner
Schüler, darunter
Tauler und
Suso, war ebenso groß als das Ansehen, dessen
er in
Deutschland
[* 12] genoß und das durch seine
Verurteilung keinerlei Einbuße erlitt. -
Vgl. Martensen,
Meister Eckardt
, eine theol.
Studie (Hamb. 1842);
Bach, Meister der Vater der deutschen Spekulation (Wien [* 13] 1864);
Lasson, Meister der Mystiker (Berl. 1868);
Jundt, Essai sur le mysticisme spéculatif de maître Eckardt
(Straßb. 1871);
Linsenmann, Der ethische Charakter der Lehre [* 14] Meister E.s (Tüb. 1873);
Preger, Geschichte der deutschen Mystik im Mittelalter, Tl. 1 (Lpz. 1874).