Titel
Eckardt
,
1) Ludwig, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Wien, [* 2] studierte in seiner Vaterstadt und trat bereits als 19jähriger Jüngling mit einem der Frithjofssage verwandten Drama: »Thron [* 3] und Hütte« (Wien 1846), in die Litteratur. An der Wiener Oktoberrevolution von 1848 beteiligt, flüchtete er in die Schweiz, [* 4] habilitierte sich als Dozent der Litteratur und Ästhetik an der Universität Bern, [* 5] war dann Professor an der Kantonschule zu Luzern, [* 6] ging 1862 als Hofbibliothekar nach Karlsruhe [* 7] und redigierte einige Jahre später eine demokratische Mannheimer Zeitung.
Seit 1867 besuchte er eine große Zahl von deutschen
Städten, Wandervorträge über historische und litterarische Themata
haltend; seinen
Wohnsitz nahm er dann wieder in seiner Vaterstadt
Wien. Er starb auf der
Reise in
Tetschen. Als Dichter veröffentlichte Eckardt
die rhetorischen
Dramen: »Sokrates«
(Jena
[* 8] 1858),
»Friedrich Schiller« (das. 1859),
»Palm« (das. 1860),
»Weltbürger und Patriot« (das. 1862),
»Josefine« (Mannh. 1868);
ferner: »Novellen« (das. 1867) und den Roman »Nikolaus Manuel« (Jena 1862).
Von seinen ästhetischen Versuchen und Abhandlungen fanden die »Anleitung, dichterische Meisterwerke zu lesen« (3. Aufl., Leipz. 1883) und die Erläuterungen zu Schillers »Räubern«, »Fiesco«, »Kabale und Liebe« (in Düntzers »Erläuterungen zu den deutschen Klassikern«) den meisten Beifall. Auch schrieb er eine »Vorschule der Ästhetik« (Karlsr. 1864-65, 2 Bde.). Seine »Wandervorträge« erschienen gesammelt Stuttgart [* 9] 1867.
Vgl. Y. v.
Arnold, L. Eckardt
(Leipz. 1867).
2) Julius von, Publizist, geb. zu Wolmar in Livland, [* 10] studierte 1855-60 zu Petersburg, [* 11] Dorpat [* 12] und Berlin [* 13] Jurisprudenz und Geschichte und übernahm im Herbst 1860 die Stellung eines Sekretärs bei dem livländischen evangelisch-lutherischen Konsistorium in Riga. [* 14] Er beteiligte sich eifrig an den Bestrebungen der liberalen baltischen Landespartei, indem er zuerst für die »Baltische Monatsschrift«, dann 1861-67 für die »Rigasche Zeitung« publizistisch thätig war und einerseits Reform der livländischen Verfassung, anderseits engen Aneinanderschluß der drei Ostseeprovinzen Liv-, Esth- und Kurland anstrebte.
Durch den zunehmenden Zensurdruck gehemmt, gab Eckardt
1867 seine livländische
Stellung auf, um nach
Leipzig
[* 15] überzusiedeln, wo
er drei Jahre lang mit G.
Freytag die »Grenzboten« redigierte. 1870 ging er als
Redakteur des
»Hamburger
Korrespondenten« und
der
»Hamburger Börsenhalle« nach
Hamburg,
[* 16] wo er im Frühjahr 1874 zum Senatssekretär gewählt wurde. Wegen einer
Beschwerde
des russischen
Gesandten über seine schriftstellerische Thätigkeit verließ Eckardt
1882
Hamburg und trat als
Geheimer
Regierungsrat in den preußischen
Staatsdienst über. 1885 wurde er zum deutschen
Generalkonsul in
Tunis
[* 17] ernannt.
Von ihm sind erschienen: »York und Paulucci, Aktenstücke und Beiträge zur Geschichte der Konvention von Tauroggen« (Leipz. 1865);
»Die baltischen Provinzen Rußlands« (2. Aufl., das. 1869);
»Baltische und russische Kulturstudien« (das. 1869; 2. Aufl. u. d. T.: »Russische [* 18] und baltische Charakterbilder«, das. 1876);
»Bürgertum und Büreaukratie, vier Kapitel aus der neuesten livländischen Geschichte« (das. 1869);
»Rußlands ländliche Zustände seit Aufhebung der Leibeigenschaft« (das. 1869);
»Juri Samarins Anklage gegen die Ostseeprovinzen« und »Jungrussisch und Altlivländisch« (2. Aufl., das. 1871);
»Livland im 18. Jahrhundert« (das. 1876, Bd. 1).
Endlich werden Eckardt
zugeschrieben die anonym erschienenen
Schriften: »Aus der
Petersburger
Gesellschaft«
(Leipz. 1873, 5. Aufl. 1880; neue
Folge 1874, 3. Aufl. 1881);
»Rußland vor und nach dem Krieg« (das. 1879);
»Von Nikolaus bis Alexander III.« (das. 1881);
»Russische Wandlungen« (das. 1882) und »Aussichten des deutschen Parlamentarismus« (2. Aufl., das. 1882).