Echternach
(Echtern), Stadt im Großherzogtum Luxemburg, [* 2] Distrikt Grevenmacher, rechts an der Sauer (Sure) und an der Bahn Diekirch-Wasserbillig, hat ein Progymnasium, Fabriken für Fayence, [* 3] Wollzeug und Damast und (1880) 3910 Einw. Sein Entstehen wie seinen Ruf verdankt der berühmten Benediktinerabtei, welche, 698 vom heil. Willibrord (s. d.) gestiftet, in ihrem jetzigen Zustand als romanische Basilika [* 4] aus der ersten Hälfte des 11. Jahrh. stammt und 1862 vollständig restauriert ward.
Das Grab des heiligen Stifters ist noch jetzt das Ziel zahlreicher Wallfahrten und wird besonders zu Pfingsten sehr besucht, wo infolge eines Gelübdes für das Aufhören der Tanzkrankheit, welche um 1374 die Niederlande [* 5] und das Rheinland heimsuchte, zu Ehren des Heiligen die sogen. Springprozession oder »Prozession der springenden Heiligen« stattfindet. Am Pfingstdienstag morgens versammeln sich nämlich die Pilger, deren Zahl oft bis zu 15,000 steigt, an einem Kreuz [* 6] jenseit der Sauerbrücke, wo eine kurze Predigt im Freien gehalten wird, und beginnen dann, während der Klerus mit den Sängern langsam voranschreitet und die St. Willibrordus-Litanei anstimmt, nach den Klängen einer rauschenden Musik, die sich in dem Zug verteilt, den »Willibrordustanz«, indem sie immer 5 Schritt vor und 2 zurück oder 3 Schritt vor- und einen rückwärts springen. In Reihen von 3-6 Personen, die sich an den Händen fassen, ziehen Jünglinge und Männer, Mädchen und Frauen springend über die Brücke [* 7] bis zur Pfarrkirche und aus dieser auf den Kirchhof, wo die seltsame Prozession nach zweistündiger Dauer ihr Ende erreicht.
Vgl.
Sax, Beiträge zur Geschichte der
Abtei Echternach
(Luxemb. 1874);
über die Springprozession Schriften von Krier (das. 1871) u. Reiners (Frankf. 1884).