(spr. eschallang; deutsch Tscherlitz),
Gemeinde im schweizer. Kanton Waadt,
[* 2] seit 1874 mit
Lausanne
[* 3] durch
eine Schmalspurbahn verbunden, mit (1880) 1013 Einw., im
Gros de
Vaud, eine der drei waadtländischen
Parzellen (s.
Orbe und
Granson), welche, während das übrige Waadtland den
Bernern gehörte, als gemeine Herrschaft der alten
Eidgenossenschaft regiert
und 1798 dem neugeschaffenen Kanton Waadt
einverleibt wurden.
Bezirk des Kantons Waadt,
in dessen Zentrum gelegen. 12980 ha ^[Supplement: 13230 ha] Fläche. Wird begrenzt: im N.
vom Bezirk Yverdon, im O. von den Bezirken Moudon u. Oron,
im S. vom Bezirk Lausanne und im W. von den Bezirken
Cossonay und Orbe. Aubonne, Cossonay und Orbe
sind die einzigen Waadtländer Bezirke, die auf keiner Seite an die Kantonsgrenze oder
an einen See stossen. Der Bezirk Échallens gehört ganz dem Berggebiet des Jorat an und liegt der Hauptsache nach zwischen 500 und 700 m
Höhe auf dem weiten gewellten Plateau im W.-Abschnitt desselben; immerhin greift er im SO. auf die einsamen
und bewaldeten höhern Teile des zentralen Jorat (910 m) über, während er im N. bis 465 m absteigt.
Gehört fast ganz dem Einzugsgebiet der Thièle (Zihl) und damit dem Aaregebiet an;
seine nennenswertesten
fliessenden Gewässer sind: der Talent, der vom s. Jorat herkommt, w. Froideville auf den Boden des Bezirkes Échallens übertritt,
mit zahlreichen Mäandern und in oft ziemlich tief eingeschnittenen Tobeln das Plateau kreuzt und unter Penthéréaz den Bezirk
wieder verlässt;
die Mentue, die im zentralen Jorat entspringt, den Bezirk s. Villars-Tiercelin betritt,
seinen SO.-Zipfel schneidet, hier den Coruz, Botteret und Sauteruz aufnimmt, auf eine lange Strecke die O.-Grenze des Bezirkes
bildet und ihn ö. Fey endgiltig verlässt;
der Buron, dessen Gebiet zwischen die der beiden vorhergehenden Flüsse eingeschaltet
ist und den N. des Bezirkes umfasst, den er im W. durchfliesst und dann im W. begrenzt, um ihn durch
das Tobel nahe Épautheyres wieder zu verlassen.
Der Bezirk zählt mit zusammen 9417 Ew. auf den km2¶
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72 Ew.; 7091 7115 Reformierte, 2284 2277 Katholiken, 21 22 Juden; ^[Supplement: 3 anderer Konfessionen.] 9028 9060 Ew. französischer
und 243 244 Ew. deutscher Zunge. ^[Supplement: 113 Ew. italienischer Sprache.] 1860: 9537, 1880: 9477 Ew. ^[Supplement: 1888: 9661 Ew.]
Die Bevölkerung nimmt daher an Zahl beständig ab. Die Bewohner beschäftigen sich beinahe ausschliesslich
mit Landwirtschaft, deren Produkte auf den Märkten von Lausanne undYverdon
ihren Absatz finden. Besonders wichtig sind Viehzucht,
Milchwirtschaft und Holzhandel.
Mehrere Gebiete im S. und im Zentrum des Bezirkes sind etwas sumpfig; Torf wird im SO. gegraben. Da die mittlere Höhenlage
eine ziemlich beträchtliche und der Boden selbst wenig geschützt ist, gehört der Bezirk zu den kälteren Gebieten des
Kantons. Daher wird denn auch die Weinrebe fast gar nicht gebaut.
Die Viehstatistik ergibt folgende Ziffern:
1886
1806
1901
Hornvieh
6081
6864
6865
Pferde
1125
1018
1121
Schweine
3978
4540
4576
Ziegen
422
562
400
Schafe
1324
487
435
Bienenstöcke
2042
1762
1723
Wenig entwickelt ist die industrielle Tätigkeit. Zu nennen sind mechanische Werkstätten in Échallens, Backsteinfabriken
in Naz und Goumoëns la Ville, eine Ziegelei in Naz, Zaun- und Rebsteckenfabrikation an mehreren Orten, eine
Stampfmühle in Dommartin; Molassebrüche in Assens und Poliez-Pittet, Torfgruben in Froideville, Kiesgrube in Bioley-Orjulaz.
Von Verkehrswegen sind zu erwähnen die den Bezirk von S.-N. seiner ganzen Länge nach durchschneidende Strasse Lausanne-Yverdon,
die ö. von ihr
und mit ihr nahezu parallel verlaufenden StrassenÉchallens-Payerne und Lausanne-Thierrens,
die den Bezirk der Breite nach querenden StrassenOrbe-Échallens-Vuarrens-Moudon und Échallens-Mézières (über den Rücken
des Jorat), und endlich die von Échallens nach Morges und Cossonay
ziehenden Strassenzüge. Postwagen von Échallens nach Orbe, nach
Essertines und Yverdon,
nach Pailly und Yverdon, nach Moudon und nach Mézières, und von Lausanne
nach Poliez-Pittet. Eine
Schmalspur- und zum grossen Teil auch Strassenbahn verbindet Bercher über Échallens mit Lausanne.
Vergl. Journal de la Soc. vaud.d'Utilité publ. 1854.
Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Orbe, Yverdon, Moudon und Mézières. Gemeinde, eine Reihe von Bauernhöfen inbegriffen: 151 Häuser, 1096 zur
Mehrzahl reform. Ew.; Flecken: 143 Häuser, 1059 Ew. Échallens bildet für sich allein eine katholische und mit Villars le Terroir
zusammen eine reform. Kirchgemeinde. Lange Zeit fand die Ausübung des Gottesdienstes für beide Konfessionen
in derselben Kirche statt. 1865 erbauten sich die Reformierten eine eigene Kirche und überliessen die einige Jahre später
umgebaute alte Kirche den Katholiken. Am W.-Ende des Fleckens altes Schloss, in dem heute das Gericht, die reformierte Primarschule
und die paritätische Sekundarschule untergebracht sind. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Landwirtschaft;
Handel wenig bedeutend. Mechanische Werkstätten, Backsteinfabrik, Säge, Mühle. Die ersten Besitzer von Échallens sind der
Vermutung nach die Herren von Montfaucon-Montbéliard gewesen. Im 13. Jahrhundert
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vergrösserte sich die Herrschaft unter Amadeus III., Herrn von Montfaucon, Orbe und Échallens, beträchtlich und nahm dabei
an Bedeutung ebenfalls zu. Das Schloss stammt wahrscheinlich ebenfalls aus dieser Zeit der Blüte; es wurde unter dem kriegerischen
Gérard deMontfaucon, einem Nachfolger von Amadeus III., mit dem Flecken durch eine Festungsmauer verbunden. 1317 kam
die Herrschaft Échallens als Lehen an den Grafen Amadeus V. von Savoyen, von dessen Haus sie bis 1476 unmittelbar abhängig
war. 1351 gaben Gérard deMontfaucon und seine Gemahlin Jaquette de Grandson dem Flecken Échallens die Rechte einer freien
Siedelung.
Nachdem um die Mitte des 15. Jahrhunderts Louis de Châlons-Orange, der Gemahl von Jeanne de Montbéliard,
das Erbe der Herren von Montfaucon-Montbéliard übernommen hatte, nahm sein jüngerer Sohn Hugues de Châlons auf Seite Karls
des Kühnen an den Burgunderkriegen (1475-76) Teil, worauf die Herrschaft Échallens zusammen mit Grandson und Orbe in den Besitz
von Bern
und Freiburg
kamen (1484), die sie als gemeinsame Landvogtei verwalten liessen. Sitz der von Bern
und Freiburg
abwechselnd
auf eine Amtsdauer von je 5 Jahren ernannten Landvögte wurde das 1476 durch Feuer zerstörte aber bald wieder aufgebaute
Schloss Échallens.
Dass heute noch ein Teil der Bevölkerung von Échallens und den benachbarten Orten dem katholischen
Glauben anhängt, ist eine direkte Folge dieser gemeinsamen Verwaltung durch einen katholischen und reformierten Staat. 1857 hat
man hier eine Giesserei aus der Bronzezeit entdeckt; Ueberreste von römischen Bauten und Spuren einer Römerstrasse, die
von Lausonium nach Eburodunum geführt haben muss; helvetisch-burgundische Sarkophage. 815: Escarlingis villa.
(Bibliographie: Martignier, D[avid], et Aymon de Crousaz. Dictionnaire histor.-géograph. duCantondeVaud. Lausanne 1867; mit Supplément von Brière und Favey. - Gingins, F. de. Recherches historiquessur lesacquisitions desSires deMontfauconet de la maison de Châlons dans lePaysdeVaud im Journal de la Soc. vaud. d'Utilité publ. 1854).