Titel
Ebert
,
1) Johann Arnold, Dichter und Übersetzer, geb. zu Hamburg, [* 2] bezog 1743 die Universität Leipzig, [* 3] um Theologie zu studieren, wandte sich aber bald den philologischen Studien zu. Dem Kreis [* 4] der »Bremer Beiträge« angehörig, versuchte er sich auf Anregung Hagedorns als Nachdichter griechischer Skolien und ward dadurch der Vorläufer der Halberstädter Poetenschule, schrieb poetische Episteln und vermischte Gedichte und förderte, im heilsamen Gegensatz zur unbedingten Mustergültigkeit französischer Litteratur, in weitern Kreisen das Interesse an englischer Dichtung.
Mit
Giseke und
Cramer gab er die Wochenschrift »Der
Jüngling« (1747) heraus. Im J. 1748 erhielt er eine Lehrerstelle an dem
Carolinum zu
Braunschweig,
[* 5] ward 1753 ordentlicher
Professor, später
Hofrat; starb Ebert
lieferte mehrere Übersetzungen,
namentlich von
Glovers
»Leonidas« (1749) und
Youngs »Nachtgedanken« (Braunschw.
1760-71, 4 Bde.; 2. Aufl.,
Leipz. 1790-95, 5 Bde.). Seine
»Episteln und vermischten Gedichte« erschienen
Hamburg 1789; einen zweiten Teil mit Eberts
Leben
gab
Eschenburg (das. 1795) heraus. Bekannt ist
Klopstocks
Ode an ihn.
2) Friedrich Adolf, Bibliograph, geb. zu Taucha bei Leipzig, war nach beendigtem Gymnasialkursus mehrere Jahre Amanuensis an der Leipziger Stadtbibliothek, studierte von 1808 an in Leipzig und Wittenberg [* 6] Theologie, mehr noch historische Wissenschaften und erhielt 1814 die Sekretärstelle an der königlichen Bibliothek zu Dresden, [* 7] deren »Geschichte und Beschreibung« (Leipz. 1822) er herausgab. Im J. 1823 als Bibliothekar nach Wolfenbüttel [* 8] berufen, kehrte er schon nach zwei Jahren in gleicher Stellung nach Dresden zurück, ward wenige Monate später Privatbibliothekar des Königs, 1828 Oberbibliothekar daselbst und starb Von seinen Werken nennen wir noch: »Torquato Tassos Leben und Charakteristik, nach Ginguené dargestellt« (mit ausführlichen Ausgabenverzeichnissen, Leipz. 1819);
»Die Bildung des Bibliothekars« (das. 1820);
»Allgemeines bibliographisches Lexikon«, der erste Versuch dieser Art in Deutschland [* 9] (das. 1821-1830, 2 Bde.);
»Zur Handschriftenkunde« (das. 1825 bis 1827, 2 Bde.);
»Kulturperioden des obersächsischen Mittelalters« (Dresd. 1825);
»Überlieferungen zur Geschichte, Litteratur und Kunst der Vor- und Mitwelt« (das. 1825-27, 2 Bde.) u. a.
3) Karl Egon, Dichter, geb. zu Prag, [* 10] studierte daselbst die Rechte, ward bereits 1825 Archivar und Bibliothekar des Fürsten von Fürstenberg zu Donaueschingen, später Archivdirektor, Konferenzrat und fürstlicher Güteradministrator, lebte teils in Donaueschingen, teils auf den böhmischen Besitzungen des Fürsten und in Prag und trat 1857 in den Ruhestand. Er starb in Prag. Von Jugend auf poetisch angeregt und thätig, begann er zuerst mit einer Reihe von Tragödien und Dramen aus der böhmischen Geschichte, von denen mehrere in Prag mit Beifall aufgeführt wurden, aber nur das Drama »Bretislaw und Jutta« (Prag 1835) im Druck erschien.
Reicher, kräftiger und glücklicher entwickelte sich sein
Talent als
Lyriker und Balladendichter in den
»Gedichten«
(Prag 1828; 3. Aufl., Stuttg. 1845). Eklektisch unter den Einflüssen
bald der klassischen Dichter, bald der
Romantiker stehend, fand Ebert
sein eigentliches Vorbild in
Uhland,
dem er nacheiferte,
ohne einen Zug
zum Düstern, Gewaltsamen in seiner Lebensdarstellung überwinden zu können. In seinem großen
böhmisch-nationalen
Heldengedicht
»Wlasta«
(Prag 1829) wird die charakteristische, konkrete Behandlung des sagenhaften
Stoffs
durch poetisch-rhetorische Allgemeinheiten beeinträchtigt.
Das Idyll »Das Kloster« (Stuttg. 1833),
der Sonettencyklus »Ein Denkmal für Karl Egon, Fürsten von Fürstenberg« (Prag 1855),
die didaktischen Gedichte »Fromme Gedanken eines weltlichen Mannes« (Leipz. 1859),
die poetische
Erzählung »Eine Magyarenfrau«
(Wien
[* 11] 1865) sind die spätern
Produktionen Eberts
, deren poetischer Wert über die Bedeutung seiner frühern
Dichtungen nicht
hinauswuchs. Seine
»Poetischen Werke« erschienen gesammelt in 7
Bänden
(Prag 1877).
4) Adolf, roman. Philolog, geb. zu Kassel, [* 12] studierte 1840-43 in Marburg, [* 13] Leipzig, Göttingen [* 14] und Berlin, [* 15] wurde dann Professor an der Universität zu Marburg und 1863 auf den neugegründeten Lehrstuhl der romanischen Sprachwissenschaft zu Leipzig berufen, den er noch gegenwärtig innehat. Er veröffentlichte: »Quellenforschungen aus der Geschichte Spaniens« (Kass. 1849);
»Handbuch der italienischen Nationallitteratur«, eine historisch geordnete Anthologie nebst litterargeschichtlichem Abriß (Marb. 1854);
»Entwickelungsgeschichte [* 16] der französischen Tragödie, vornehmlich im 16. Jahrhundert« (Gotha [* 17] 1856);
»Tertullians Verhältnis zu Minucius Felix« (Leipz. 1868) und »Allgemeine Geschichte der Litteratur des Mittelalters im Abendland« (das. 1874-80, Bd. 1 u. 2).
Mit Ferdinand Wolf gab er das »Jahrbuch für romanische und englische Litteratur« (Berl., später Leipz. 1859-63, 5 Bde.; fortgesetzt von Lemcke bis 1876) heraus, worin von ihm unter anderm erschienen: »Die englischen Mysterien« (Bd. 1) und »Die ältesten italienischen Mysterien« (Bd. 5).