Flecken im bayr. Regierungsbezirk
Oberbayern, 557 m ü. M., 6 km von der Eisenbahnstation Grafing (an der
LinieMünchen-Salzburg), mit Wallfahrtskirche,
Schloß, Bezirksamt,
Amtsgericht und (1880) 1584 Einw. Das ehemalige Benediktinerkloster
(seit 990) war im 11. Jahrh. eine Stätte großer
Gelehrsamkeit, wurde 1595 den
Jesuiten, 1773 dem
Johanniterorden übergeben
und blieb Sitz des Großpriorats bis 1803.
1)
JohannSiegmund, Schriftsteller, geb. zu Steinabrunn in
Niederösterreich, absolvierte die philosophischen
Studien an der
Universität zu
Wien
[* 2] und war dann
Erzieher in mehreren herrschaftlichen
Häusern. Als solcher, wie auch später
gab er eine
ReiheJugendschriften belehrenden und erzählenden
Inhalts heraus und gründete 1824 die »Feierstunden«,
eine
Zeitschrift für die
Jugend, die er 1831 in den lange Zeit einflußreichen »Österreichischen Zuschauer«
umgestaltete.
Das Jahr 1848 fand den mittlerweile
Konsistorialrat gewordenen Mann unter seinen erbittertsten Gegnern. Der »Zuschauer«
wurde politisch, brachte
»PolitischeFabeln«, welche sich durch starke satirische
Angriffe hervorthaten und dasBlatt
[* 3] endlich unmöglich machten. In der nachfolgenden Reaktionszeit (1853) erhielt Ebersberg dafür das goldene
Verdienstkreuz mit der
Krone. Unter einen zahlreichen
Jugendschriften wurden am bekanntesten: »Der
Mensch als Schöpfer und Zerstörer seines
Glückes«
(Wien 1831);
»Das
Buch vom guten und geselligen
Tone« (das. 1834);
»Haus-, Hof- und Staatsgeschichten« (1869, 3 Bde.)
u. a.
3) OttokarFranz, unter dem PseudonymO. F. Berg bekannter Wiener Theaterdichter, Bruder des vorigen, geb. zu Wien, betrat
nach beendeten Gymnasialstudien die Beamtenlaufbahn, gab dieselbe aber nach einigen Jahren auf, um sich ganz der dramatischen
Schriftstellerei zu widmen, mit der er sich schon seither mit Vorliebe beschäftigt hatte. Sein erstes
Stück fiel in das Jahr 1854. Seitdem ließ er an anderthalb HundertStücke (Lustspiele, Possen, Parodien etc.) nachfolgen, von
welchen manche über hundertmal, viele 20-60mal gegeben wurden.
Ein frisches, kühnes Talent, nicht wählerisch, aber derbkräftig, war Ebersberg eine Art WienerGoldoni, der
namentlich die untern Volksschichten und Stände genau kannte. Er liebte es, Zeitfragen zu behandeln, Schwächen zu geißeln,
und ging den momentanen Gebrechen hart zu Leibe, wobei es ihm mehr um den schlagbereiten Witz und die augenblickliche Wirkung
als um Wahrscheinlichkeit des dramatischen Ganges zu thun war. Seine Erfindung bewährte sich oft so glänzend,
daß selbst Berliner
[* 5] Bearbeitungen seiner Stücke durch Kalisch
[* 6] einen außerordentlichen Erfolg hatten. So wurde aus seinem
»Ein WienerDienstbot'«: »Berlin,
[* 7] wie es weint und lacht«, das in Berlin hundertmal über die Bretter ging, und sein bearbeitetes
»Einer von unsere Leut'« machte dort sogar 250 volle
Häuser.
Seine sonst hervorragendsten Stücke sind: »Die Pfarrersköchin«, »Die
alte Schachtel«, »Verlassene Kinder«, »Die Probiermamsell«, »Der
letzte Nationalgardist«, »Nemesis«, »Das Mäd'l ohne Geld«, »Der deutsche Bruder«, »Ein Wort an den Reichsrat«, »Der barmherzige
Bruder«, »Eine resolute Person«. Ebersberg arbeitete auch in Gemeinschaft mit Bittner u. a. und gründete 1859 das
satirische Blatt »Tritsch-Tratsch« und nach dessen Eingehen (1862) den illustrierten »Kikeriki«. Außerdem schrieb EbersbergAlmanache
und Kalender und viele Journalartikel, letztere namentlich in dem von ihm 1872 gegründeten, sehr verbreiteten Tagesjournal
»Das illustrierte Extrablatt«. Er starb in einer Irrenanstalt.