1) EberhardI., der
Erlauchte genannt,
Graf von
Württemberg, geb. Sohn
Ulrichs I. mit dem
Daumen, regierte,
freilich noch als
Kind, mit seinem ältern
Bruder,
Ulrich II., von 1265 bis 1279 gemeinschaftlich, von da an, nach
UlrichsTod,
allein.Kühn und klug, tapfer und eroberungslustig, nannte sich Eberhard
»GottesFreund und aller
Welt Feind«. Als König
Rudolf vonHabsburg
die während des
Interregnums dem
Reich abhanden gekommenen Besitzungen von ihm zurückforderte,
schloß Eberhard mit vielen
Grafen ein
Bündnis gegen jenen, ward aber besiegt und mußte 1286 seine
Eroberungen wieder herausgeben.
Auch mit seinem
Bruder, der neben ihm eine sehr untergeordnete
Rolle spielte, kam er in
Fehde, bis ihm endlich
derselbe 1363 die
Regierung ganz abtrat.
Ulrich starb kinderlos. Eberhards fernere
Regierung verfloß unter fast
ununterbrochenen
Kämpfen und
Fehden. Am bekanntesten, namentlich durch
Uhlands Gedicht, ist die
Fehde mit dem
Grafen von
Eberstein
und mit
Wolf vom
Wunnenstein, die, nachdem ihnen 1367 die Gefangennahme Eberhards im
Wildbad mißlungen,
von Eberhard, übrigens ohne sonderlichen Erfolg, bekriegt wurden.
Eberhard
* 12 Seite 5.280.
Über die
Ulmer und die mit ihnen verbündeten
Städte siegte er 1372 bei Altheim.
Vierzig schwäbische
Städte schlossen gegen
den immer weiter um sich greifenden und von
KaiserKarl IV. mit neuen
Rechten über die
Reichsstädte ausgestatteten Eberhard ein Verteidigungsbündnis,
und zwei Jahre lang dauerte zwischen beiden ein wilder Verheerungskrieg. Nachdem Eberhards Sohn
Ulrich eine
Niederlage
bei
Reutlingen
[* 11] erlitten, eroberten und zerstörten die
Städter viele württembergische
Burgen und
Dörfer und zogen selbst vor
Stuttgart. Der
Kaiser vermittelte eine zehnjährige
Waffenruhe, und Eberhard mußte auf die Landvogtei Niederschwaben,
von welcher er bereits den einen Teil hatte abtreten müssen, ganz verzichten. Für alle diese Verluste entschädigte er
sich durch den während des sogen. Städtekriegs erfochtenen
Sieg bei
Döffingen wodurch die Macht des
Schwäbischen
Städtebundes, der auf die Vernichtung des mächtigen
Adels und auf Errichtung einer freien,
¶
KaiserMaximilian I. ernannte ihn, ohne sein Nachsuchen, in Worms
[* 20] zum Herzog und erhob die unter ihm bereits wieder
vereinigten Besitzungen der Familie diesseit des Rheins zum ewig unteilbaren Herzogtum Württemberg. Eberhard starb kinderlos in
Tübingen; ihm folgte sein Vetter Eberhard II., der jüngere, von der StuttgarterLinie, der aber wegen seiner
Willkürherrschaft schon 1498 zur Abdankung gezwungen wurde und 1504 starb. Einige Jahre nach dem Tod Eberhards I. erklärte
KaiserMaximilian an seinem Grabe: »Hier ruht ein Fürst, klug und bieder wie keiner im römischen Reich; sein Rat hat mir oft
genützt«.
5) Eberhard Ludwig, Herzog von Württemberg, geb. Sohn des HerzogsWilhelmLudwig, folgte diesem 1677 unter Vormundschaft
seines Oheims, des HerzogsFriedrichKarl, regierte seit 1693 selbständig, nahm am spanischen Erbfolgekrieg mit einem ansehnlichen
Heer für den Kaiser teil und befehligte als Feldmarschall wiederholt das oberrheinische Reichsheer. Seine Neigung für das Militärwesen
und seine Prachtliebe erschöpften die Hilfsmittel des Landes. Großen Anstoß erregte namentlich sein Verhältnis zur
Grävenitz, einer Mecklenburgerin, die 1706 seine Geliebte, 1707 ihm sogar angetraut wurde, obwohl Eberhard mit einer
badischen Prinzessin vermählt war, und die, 1710 auf kurze Zeit entfernt und zum Schein mit dem Grafen von Würben verheiratet, 1711 zurückkehrte;
seitdem beherrschte sie denHerzog vollständig bis 1731 und sog das Land, um sich zu bereichern, auf schamlose
Weise aus. Erst 1733 wurde sie außer Landes gebracht, kurz vor dem Tode des Herzogs selbst
Außerdem schrieb er: »Versuch einer allgemeinen deutschen Synonymik« (Halle 1795 bis 1802, 6 Bde.; fortgesetzt
und erweitert von Maaß, 1818-21, 12 Bde.; 4. Aufl.
von Meyer, Leipz. 1853, 2 Bde.);
Heimat mit der mittelalterlichen KunstItaliens
[* 33] und wurde im Kreis
[* 34] der römischen Romantiker einer der fanatischten religiösen
Schwärmer. Sein Grabdenkmal der PrinzessinKaroline im Querschiff der Theatinerkirche zu München ist sein letztes bedeutendes
Erzeugnis der klassischen Richtung (1825). Seitdem behandelte er vorzugsweise religiöse Gegenstände, welche sämtlich den
Geist der mittelalterlichen Kunstwerke atmen. Seine Hauptwerke sind die beiden Grabdenkmäler der
BischöfeSailer und Wittmann im Dom zu Regensburg.
[* 35] Auch in seinen Hausaltarbildern bewährte Eberhard seine Kunstfertigkeit wie seinen
Proselyteneifer, in seinen Dichtungen und musikalischen Kompositionen aber eine große Vielseitigkeit. In den letzten Jahren
zerstörte er alle seine nicht religiösen Arbeiten. Er starb in München. - SeinBruderFranz,
geb. 1767, nahm an seinen Arbeiten mehrfachen Anteil, schuf aber auch selbständige Werke, namentlich kleinern Umfangs, Reliefs
etc. aus Alabaster. Er starb erblindet
3) ChristianAugust Gottlob, Dichter und Schriftsteller, geb. 1769 zu Belzig, studierte in Leipzig
[* 36] Theologie,
wandte sich dann der bildenden Kunst und hierauf seit 1792 der Litteratur zu, ward Mitarbeiter an Beckers »Taschenbuch« und
den »Erholungen«, übernahm 1807 die Rengersche Buchhandlung in Halle und gab hier mit Lafontaine die Monatsschrift »Salina«
(Halle 1812-16, 8 Bde.) und allein »Flatterrosen«
(das. 1817) heraus. Auch übernahm er nach des VatersTode die Redaktion von dessen »Jahrbuch der häuslichen
Andacht«. Im J. 1835 wendete er sich nach Hamburg.
[* 37]
Eine Reise nach Italien veranlaßte das Werk »Italien, wie es mir erschienen ist« (Halle 1839, 2 Bde.),
eine Widerlegung von
Nicolais »Italien, wie es wirklich ist«. Seit 1842 in Dresden
[* 38] wohnend, starb er hier Seine poetischen
Schriften lehnten sich an die ältern, für mustergültig erachteten Dichter des 18. Jahrh.
an; er durfte in gewissem Sinne noch ein SchülerGleims heißen. Bleibenden Erfolg hatte: »Hannchen und die Küchlein« (Halle
1822; 25. Aufl., Leipz. 1875),
ein Idyll, welches in jugendlichen Lebenskreisen noch heute Anteil erweckt.
Außerdem sind zu nennen: »Der erste Mensch und die Erde« (Halle 1828, 2. Aufl. 1834) und »Vermischte Gedichte«
(das. 1833, 2 Bde.). Seine »Gesammelten
Schriften« erschienen Halle 1830-31 in 20 Bänden.