Eberesche
(Sorbus), Laubholzgattung aus der Familie der Rosaceen (s. d. ) Abteilung der Pomaceen, mit etwa 15 Arten, die in der nördlichen gemäßigten Zone vorkommen. Die Blüten sind klein, weiß, selten rötlich, in vielblütigen Doldenrispen; die Blütenachse halbkugelig oder kreiselförmig mit kurzen dreieckigen Kelchzipfeln, welche sich nach der Blütezeit zusammenlegen, meist mit drei (zwei bis fünf) Stengeln. Die Frucht, ein kleiner, beerenähnlicher Kernapfel, ist weich, mit zwei bis fünf dünnhäutigen, ein- bis zweisamigen Fächern.
Die Eberesche
sind sommergrüne
Bäume und
Sträucher mit einfachen und zusammengesetzten
Blättern. Die Gattung
Sorbus wird auch nur
als Unterabteilung der Gattung Pirus betrachtet, von der sie sich namentlich durch kleinere
Früchte und dünnhäutige Fruchtfächer
unterscheidet. Man kennt außer mancherlei
Varietäten sieben europ.
Arten, von denen die gemeine Eberesche
(Sorbus
aucuparia L.), auch
Vogelbeere, Quitschbeere genannt, die verbreitetste ist.
Ihre
Blätter sind unpaarig gefiedert, in der
Jugend
zottig, später kahl, am
Grunde ungleich und ganzrandig, sonst scharf gesägt; die weißen
Blüten stehen in großen dichten
Trugdolden.
Die Früchte sind schön scharlachrot, kugelig, erbsengroß. Der Baum erreicht selten eine Höhe von mehr als 15 m. Er ist fast durch ganz Europa [* 2] und das ganze nördl. Asien [* 3] verbreitet, geht mit der Birke hoch nach Norden [* 4] und steigt in unsern Gebirgen bis an die Grenze der Baumvegetation, wo er strauchförmig wird. In Waldungen kommt er häufig eingesprengt, aber nicht bestandbildend vor, wird jedoch forstlich nicht kultiviert, weil er im Hochwald höhere Umtriebe nicht aushält und als entschiedene Lichtpflanze viel Raum beansprucht.
Dagegen ist er in den jungen Fichtenkulturen des höhern
Gebirges, wo er sich von selbst einfindet, als vorübergehende Schutzholzart
gern gesehen. Am Harz, im
Erzgebirge, wo Obst nicht mehr gedeiht, ist die gemeine Eberesche
als Alleebaum sehr
beliebt. Von Tischlern,
Wagnern u. s. w. wird ihr Holz
[* 5] nicht ungern verarbeitet. Das Laub dient als Wild- und
Viehfutter. Die im
August bis September reifenden
Früchte
(Drosselbeeren) benutzt man bisweilen zur
Branntwein- und Essigbereitung,
als Wildfutter, mit
Salz
[* 6] als Viehfutter; sie sind das beste Lockmittel für den Drosselfang in Dohnen.
Von den
Varietäten verdient Erwähnung die aus Spornhau in Mähren
[* 7] stammende süße Eberesche
(var.
dulcis) mit süßen genießbaren, etwas größern
Früchten. Sie läßt sich nur durch
Veredelung fortpflanzen und ist in neuerer
Zeit vielfach verbreitet in
Österreich,
[* 8]
Ungarn,
[* 9]
Deutschland,
[* 10] selbst in
Schweden
[* 11] (vgl. Kraetzl, Die süße
Eberesche
,
Wien
[* 12] 1890). Ein aus dem Safte der
Früchte bereitetes
Mus (succus s. extractum sorborum) ist als Volksheilmittel bei Diarrhöe
und Blasenleiden bekannt.
[* 1]
Fig. 1 auf
Tafel
Laubhölzer:
Waldbäume Ⅵ, zeigt die gemeine Eberesche
als
Baum, außerdem von dieser Art: 1 eine Blütendolde, 2 eine
Blüte
[* 13] in natürlicher
Größe, 3 dieselbe vergrößert, 4 dieselbe im Durchschnitt stark vergrößert, 5 eine
Beere in natürlicher
Größe, 6 Längsschnitt, 7 Querschnitt derselben vergrößert.
Nahe verwandte
Arten sind die zahme Eberesche
(Sorbus domestica
L.) und die Bastardeberesche
(Sorbus hybrida L.). Erstere auch
Speier-,
Sperber- oder
Spierlingsvogelbeere genannt, hat ebenfalls
¶
mehr
unpaarig gefiederte, aber größere Blätter als die gemeine Eberesche
, größere Blüten mit vor dem Aufblühen rötlichen Blumenblättern,
namentlich aber größere, bis 2 cm lange, birnen- oder apfelförmige, gelbe, an der Lichtseite rote Früchte, die ausgereift
teigig und genießbar werden. Sie ist heimisch in Süd- und Westeuropa. Die Bastardeberesche
hat längliche,
nur am Grunde gefiederte, in der obern Hälfte eingeschnitten gelappte Blätter, Früchte kugelig oder länglich, erbsengroß,
glänzend rot.
Dieser bis 15 m hoch werdende Baum ist am verbreitetsten in Nordeuropa. Nicht gefiederte Blätter haben folgende Arten: Die Elsbeere, Elsebeere, Elzebeere (Sorbus torminalis Crantz), deren große Blätter langgestielt und mit gesägten Lappen versehen, deren Früchte ellipsoidisch, 15 mm lang, bräunlichgrün, dann rotgelb, zuletzt braun mit weißen Punkten, teigig genießbar sind;
sie ist ein schöner, bis 20 m hoch werdender Baum Mitteleuropas.
Der gemeine Mehlbeerbaum (Sorbus aria Crantz) hat eiförmige oder verkehrt eiförmige Blätter, doppelt gesägt oder mit spitzigen gesägten Lappen, unterseits weißfilzig, oben jung mit abwischbarem Flaum; die Früchte sind kugelig, filzig, reif scharlachrot, sehr mehlig. Der Baum wird bis 15 m hoch und ist einzeln durch ganz Europa verbreitet, liebt, wie die Elsbeere, vorzüglich Kalkboden. Nahe verwandt ist ihm der schwedische Mehlbeerbaum (Sorbus scandica Fries) mit kugeligen, gelbroten, eßbaren Früchten; die Blätter färben sich im Herbst scharlachrot; der Baum wird bis 15 m hoch und nicht selten als Ziergehölz angebaut und ist heimisch in Schweden und Finland, in den Vogesen, der Schwäbischen Alb, den Pyrenäen u. s. w., vereinzelt im Riesengebirge.
Die Zwergmispel (Sorbus chamaemespilus Crantz) ist ein Zierstrauch mit kurzgestielten, eiförmigen, doppelt gesägten, fast lederartigen Blättern, die oben glänzend dunkelgrün, unterseits matt blaßgrün sind; die länglich runden, roten Früchte sind ungenießbar. Die Zwergmispel ist namentlich im südl. Europa heimisch und ein in den Karpaten und in den Alpen [* 15] für die alpine Formation charakteristischer Strauch. Von amerik. Arten werden in Gärten als Ziersträucher besonders angebaut Sorbus arbutifolia L. und Sorbus melanocarpa Willd.