Titel
Ebel
,
1) Joh. Gottfried, geograph. Schriftsteller, geb. zu Züllichau, studierte in Frankfurt [* 2] a. O., Wien [* 3] und Zürich, [* 4] machte dann eine Reise durch die Schweiz [* 5] und ließ sich 1792 als Arzt in Frankfurt a. M. nieder, wo er sein bekanntes Werk »Anleitung, auf die nützlichste und genußvollste Art die Schweiz zu bereisen« (Zürich 1793, 8. Aufl. 1843), das erste gute Reisehandbuch für die Schweiz, vollendete. Durch die Unruhen des französischen Revolutionskriegs 1796 aus Frankfurt vertrieben, lebte er als Attaché der Frankfurter Gesandtschaft zu Paris, [* 6] kehrte von da 1802 nach Frankfurt zurück und siedelte 1810 nach Zürich über, wo er starb. Er schrieb noch: »Schilderung der Gebirgsvölker der Schweiz« (Tübing. 1798-1802, 2 Bde.);
»Über den Bau der Erde im Alpengebirge« (Zürich 1808) und »Malerische Reise durch die neuen Bergstraßen des Kantons Graubünden" (das. 1825).
2)
Johann
Wilhelm, eins der
Häupter der unter dem
Namen der
Königsberger
Mucker bekannten religiösen
Sekte, geb. 1784 zu
Passenheim
in
Ostpreußen,
[* 7] huldigte schon als
Student
den
Lehren
[* 8] des Theosophen J. H.
^[Johann
Heinrich] Schönherr,
wurde 1816
Prediger der altstädtischen
Gemeinde in
Königsberg
[* 9] und sammelte hier seit 1813 eine pietistische Verbrüderung
um sich, an der sich
Männer und
Frauen, zum Teil aus den höchsten Adelsfamilien, beteiligten. Abenteuerliche Gerüchte über
geheime, unter dem Deckmantel der
Andacht begangene geschlechtliche
Ausschweifungen führten 1835 zu einem
langwierigen
Prozeß, infolge dessen Ebel
und der
Pastor
Diestel 1839 und 1842 ihres
Amtes entsetzt wurden. Ebel
starb zu
Ludwigsburg
[* 10] in
Württemberg,
[* 11] wohin er mit seiner Freundin, der Gräfin
Ida von der
Gröben, übergesiedelt war. Aus neuern aktenmäßigen
Berichten hat sich ergeben, daß jene Beschuldigungen nicht erwiesen und die Gerichtsverhandlungen
mit großer Voreingenommenheit geführt worden sind.
Vgl. Graf Kanitz. Aufklärung und Aktenquellen über den 1835-42 zu Königsberg i. Pr. geführten Religionsprozeß (Basel [* 12] u. Ludwigsb. 1862);
Derselbe, Ein Mahnwort etc. (das. 1868);
v. Hahnenfeld, Die religiöse Bewegung in Königsberg (Braunsb. 1858).
S. Mucker.
3) Hermann W., hervorragender Keltolog, geb. zu Berlin, [* 13] studierte seit 1836 daselbst unter A. Böckh u. a. Philologie und Geschichte, wurde dann (1838) in Halle [* 14] durch A. F. Pott dem Studium der vergleichenden Sprachwissenschaft zugeführt und blieb demselben nach seiner Rückkehr nach Berlin (1839) unter Bopps Leitung treu. Nachdem er 1842 in Berlin promoviert hatte, wirkte er als Lehrer zunächst am Französischen, dann am Köllnischen Gymnasium daselbst, später an der Beheim-Schwarzbachschen Anstalt in Filehne bei Ostrowo und am Gymnasium zu Schneidemühl, [* 15] bis er 1872 an Bopps Stelle als ordentlicher Professor der vergleichenden Sprachwissenschaften nach Berlin berufen wurde. Er starb in dem Ostseebad Misdroy.
Seine zahlreichen kleinern Abhandlungen (meist in
Kuhns
»Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung« und in
Kuhns und
Schleichers
»Beiträgen« erschienen, einiges auch als Gymnasialprogramme, namentlich
die
Schrift
»De verbi britannici futuro ac conjunctivo«,
Schneidemühl 1866) betreffen etymologische und grammatische
Fragen
fast aus dem ganzen indogermanischen Sprachgebiet, namentlich aber aus dem Bereich der keltischen
Sprachen;
seine auf diese
Sprachen bezüglichen
Arbeiten sind auch ins
Englische
[* 16] übersetzt worden (»Celtic studies«, Lond.
1863).
Sein Hauptwerk ist die neue Bearbeitung von
Zeuß' »Grammatica celtica« (Berl. 1871).
Für
Schleichers »Indogermanische
Chrestomathie« (Weim. 1869) bearbeitete
er den altirischen Teil. An der
Vollendung eines ausführlichen altirischen
Wörterbuchs wurde er durch den
Tod gehindert. Durch Ebel
ist die von
Bopp und
Zeuß
begründete wissenschaftliche Erforschung des
Keltischen im
Vergleich zu den andern indogermanischen
Sprachen nach jeder
Richtung
hin erweitert und vertieft worden.