Dzialynski
,
Titus, Graf, poln. Patriot, geb. 1795 zu Posen [* 3] aus einer altadligen Familie, erhielt seine wissenschaftliche Bildung in Berlin [* 4] und Paris, [* 5] kehrte 1812 in die Heimat zurück und ging nach dem Einrücken der Russen mit seinen Eltern nach Prag, [* 6] wo er die polytechnische Schule besuchte. Er widmete sich sodann, zurückgezogen auf seinen Gütern lebend, den Wissenschaften und besonders der Geschichte seines Vaterlandes, bereiste, um Material für letztere zu sammeln, Schweden, [* 7] Dänemark, [* 8] Böhmen, [* 9] Deutschland [* 10] und Frankreich, kaufte in Warschau [* 11] die Kwiatkowskische Handschriftensammlung, die er später durch die Wisniewskische bereicherte, und machte seine Bibliothek zu der reichhaltigsten in Polen.
Mitglied der ehemaligen Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Warschau und der Litterarischen Gesellschaft der Universität in Krakau, [* 12] förderte er kräftig deren Bestrebungen als Schriftsteller, Verleger und Mäcen. Beim Ausbruch der Revolution von 1830 trat er als Freiwilliger in die Posener Legion und ward Adjutant Skrzyneckis. Nach der Besiegung Polens lebte er auf seinen Gütern in Galizien und Posen und war 1850 der einzige polnische Deputierte im Staatenhaus zu Erfurt, [* 13] wo er gegen die Einverleibung der polnischen Teile Preußens [* 14] in das neu zu gründende Deutsche Reich [* 15] protestierte. Seitdem zog er sich ins Privatleben zurück und begann die Herausgabe mehrerer für die Geschichte wichtiger Werke, des »Liber geneseos illustris familiae Schidlovieciorum« (Par. 1848),
der »Acta Tomiciana« (Pos. 1852, 9 Bde.) und der »Lites ac res gestae inter Polonos ordinemque Cruciferorum« (das. 1855, 4 Bde.). 1859 wurde er in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt; starb -
Sein einziger Sohn,
Johann,
Graf Dzialynski
, geb. 1832, seit 1857 mit der
Prinzessin
Isabella
Czartoryiski vermählt, trat 1862 in das
preußische Abgeordnetenhaus, nahm als das
Haupt der aristokratischen
Partei in dem preußischen
Polen an dem im
Januar 1863 im
Königreich
Polen ausbrechenden
Aufstand teil und organisierte namentlich die Zuzüge von
Preußen
[* 16] her. Deswegen ward er, während
er nach
Paris flüchtete, im Polenprozeß
in contumaciam zum
Tod verurteilt; indessen brachte ihm die Generalamnestie
vom auf
Grund deren er sich 1868 dem
Gerichtshof zu
Berlin stellte, die
Begnadigung. Er starb Mit
ihm erlosch die männliche
Linie der
Familie Dzialynski.