Dyspepsie
(grch.) oder Verdauungsschwäche, Bezeichnung einer Reihe von Verdauungsstörungen, die fast allen Magenkrankheiten gemeinsam zukommen und als der Ausdruck abnormer Verdauungsvorgänge innerhalb des Magens zu betrachten sind. Sie äußern sich hauptsächlich in Verminderung des Appetits, Druck und Spannung in der Magengegend, sauerm Aufstoßen, Übelkeit, bisweilen selbst Erbrechen; häufig ist auch Stuhlverstopfung, Kopfschmerz und Schwindel vorhanden. In chronischen Fällen entwickelt sich in der Regel eine verdrießliche, reizbare Gemütsstimmung, Hypochondrie und nicht selten eine beträchtliche Abspannung und Abmagerung des Körpers.
Verursacht wird die Dyspepsie
entweder durch anatom.
Störungen der
Magenschleimhaut, insbesondere durch chronischen
Magenkatarrh oder
durch abnorme Beschaffenheit des
Magensaftes oder dadurch, daß die
Bewegungen des
Magens vermindert sind
(sog. Mageninsuffizienz) und infolgedessen die genossenen
Speisen nicht hinlänglich mit dem
Magensäfte gemischt werden, wie
dies bei gewissen
Nervenkrankheiten
(Hypochondrie,
Hysterie, Heimweh,
Geisteskrankheiten) der Fall ist.
Besonders nachteilig wirkt die Überfüllung des
Magens mit unverdaulichen, leicht in
Gärung übergehenden
Stoffen sowie die
übermäßige Verdünnung der Verdauungssäfte durch zu reichliches Trinken während der
Mahlzeit; auch
die häufige Dyspepsie
der Blutarmen und Bleichsüchtigen beruht auf zu spärlicher
Absonderung oder abnorm dünner Beschaffenheit
des
Magensaftes. Eine besondere Form der
Verdauungsschwäche stellt die sog. atonische (s.
Atonie) Dyspepsie
dar; diese findet sich
oft bei
Personen, welche durch
Nachtwachen,
Kummer und
Sorgen, durch übermäßige geistige Anstrengungen
oder geschlechtliche Ausschweifungen erschöpft sind.
Die atonische
Verdauungsschwäche beruht im wesentlichen auf einer Erschlaffung der
Magen- und Darmmuskulatur sowie auf einer
zu spärlichen
Absonderung der Verdauungssäfte und unterscheidet sich von der auf
Magenkatarrh beruhenden Dyspepsie
hauptsächlich
dadurch, daß bei ihr die
Zunge nicht belegt, der
Geschmack unverändert und übler
Geruch aus dem Munde
nicht vorhanden ist; auch werden bei ihr
Gewürze und reizende Genußmittel gut vertragen, während beim
Magenkatarrh durch
die letztern gewöhnlich eine Verschlimmerung des Zustandes erfolgt.
Die Behandlung der Dyspepsie
muß sich natürlich stets nach der Grundursache richten und ist deshalb sehr verschieden.
Am wichtigsten ist immer eine strenge und konsequente
Regulierung der Diät; man gestatte nur leicht verdauliche
Nahrungsmittel
[* 2]
(Milch, weichgekochte
Eier,
[* 3] Wildbraten, Taubenfleisch,
Weißbrot), die nur in kleinen Portionen und nur in größern
Zwischenräumen zu genießen sind; spätes
Essen,
[* 4] kurz vor dem Schlafengehen, ist ganz zu vermeiden. Gegen die auf zu spärlicher
Absonderung des
Magensaftes beruhende Dyspepsie
erweisen sich der Gebrauch der Pepsinpräparate
(Pepsin, Pepsinnein,
Pepsinessenz) und der Salzsäure (5-8
Tropfen in einem Weinglas Wasser nach jeder
Mahlzeit) nützlich. Bei abnormen Gärungsvorgängen
leisten der Gebrauch der
Alkalien (doppeltkohlensaures Natron,
Magnesia), bisweilen
Kreosot, Salzsäure gute Dienste,
[* 5] wogegen
die Dyspepsie
der Blutarmen und Bleichsüchtigen durch ein kräftigendes
Verfahren, durch
Abhärtung, Seebäder,
Eisenpräparate, leichte Eisenwässer
(Pyrmont, Schwalbach, Elster)
[* 6] sowie durch
Bittermittel
(Chinin, Nux vomica,
Enzian, Malzextrakt,
gut gehopfte
Biere) zu beseitigen ist.