Dynamit
,
s. Nitroglycerin.
Dynamit
3 Seiten, 1'222 Wörter, 9'014 Zeichen
Technologie, Gewerbe und Industrie — Explosivstoffe, Feuerwerkerei
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Dynamit,
s. Nitroglycerin.
Dynamit.
Jedenfalls der wichtigste Sprengstoff der Jetztzeit für Berg- und Eisenbahnbau, D. besteht aus einer Mischung von Nitroglycerin (s. d.) mit Infusorienerde (Kieselguhr) im Verhältnisse von 35 zu 10; es ist ein lockeres feuchtes Pulver, das gewöhnlich in Patronen verpackt zum Verkaufe gelangt und dessen Aufbewahrung und Transport besondern Sicherheitsregeln unterworfen ist. Der Preis des D. beträgt durchschnittlich 3 Mk. bis 4 Mk. 20 Pf. pro Kilo, richtet sich aber selbstverständlich nach den oft sehr schwankenden Glycerin- und Salpeterpreisen. Gegenwärtig werden in Deutschland allein in circa 20 Fabriken jährlich gegen 100000 Ztr. D. verfertigt. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 5 e.
E.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Dynamit,
zusammenfassende Bezeichnung für über 100 verschiedene Sprengstoffe mit den verschiedensten
Namen; sie haben alle das Gemeinsame, daß das Nitroglycerin (s. d.) ihren wirksamsten Bestandteil bildet. Hervorgegangen ist
diese ganze Klasse der Dynamit
aus dem Bestreben, dem flüssigen Nitroglycerin eine feste Form zu geben und zugleich damit seine
große Gefährlichkeit und Empfindlichkeit zu vermindern. Erst hierdurch ist es möglich geworden, die
für die Sprengtechnik so überaus wichtigen Eigenschaften des Nitroglycerins ausnutzen zu können, denn erst die feste Form
der Dynamit
erlaubte eine Versendung auf Eisenbahnen und eine gefahrlosere Handhabung beim Gebrauch.
Das Nitroglycerin hatte sich sofort nach Beginn seiner Herstellung im großen durch die verschiedensten furchtbaren Unglücksfälle als derart gefährlich herausgestellt, daß die meisten Staaten seine Einfuhr untersagten. Der schwed. Chemiker Alfred Nobel, der mit dieser fabrikmäßigen Herstellung begonnen hatte, sann auch zuerst auf Abhilfe und löste die sich gestellte Aufgabe 1867 dadurch, daß er poröse Infusorienerde bis zur Sättigung mit Nitroglycerin durchtränkte.
Die hierdurch entstandene plastische Masse, die an brisanter Wirksamkeit dem reinen Nitroglycerin nicht
nachsteht, dasselbe aber an Unempfindlichkeit erheblich übertraf, nannte er Dynamit.
Im Laufe der Zeit wurden statt der Infusorienerde
eine Anzahl anderer, einfacher oder zusammengesetzter Körper als Aufsaugungsmittel (Basis) für das Nitroglycerin in Anwendung
gebracht, sodaß jetzt schon, um eine Übersicht über die verschiedenen Dynamit
zu erhalten,
eine Klassifizierung derselben nach der Art des Aufsaugungsmittels notwendig ist.
Zunächst unterscheidet man solche Dynamit
, deren Basis
bei der Explosion keine Rolle spielt, sondern lediglich als Aufsaugungsmittel
dient (Dynamit
mit neutraler Basis) und solche, deren Basis bei der Explosion zur Erhöhung der Wirkung beiträgt, oft sogar selbst
Sprengkörper bildet (Dynamit
mit wirksamer Basis). Zu erstern gehören: Nobels Kieselgur-Dynamit oder Nobels Dynamit
Nr. 1 (s. unten),
Fulgurit, Wetter-Dynamit
und alle die Sorten, bei denen an Stelle der Infusorienerde, der örtlichen Verhältnisse oder der
Billigkeit halber, andere Erdsorten, Kreide,
[* 2] Gips,
[* 3] Sand, Koks, Ziegelmehl, Zucker
[* 4] u. s. w. getreten ist.
Die größere Zahl der Dynamit
und namentlich die neuern und kräftigern sind Dynamit mit
wirksamer Basis. Diese sind:
a. Salpetersaures Kalium, Natrium oder Baryum bei Nobels Dynamit
Nr. 2, 3, 4 (s. Nobels Dynamit), Herkulespulver, Vulkanpulver, Coloniapulver,
Nobels Sprengpulver, Lithofracteur, Giant Powder, Judsonpulver, Virit, Pantopollit, Fulminatin, Stonit.
b. Ammoniumnitrat, beim Ammoniakrut, Seranin, Fowlerschen Sprengstoff.
c. Chlorsäure oder Pikrinsäure Salze bei Horsley-Dynamit
, Brains Sprengpulver, Castellanospulver.
dynamit
Cellulose, beim Cellulose-Dynamit, Titanit,
[* 5] Rendrock, Rhexit, Petralit.
e. Nitrocellulose, mittels deren das Nitroglycerin in gelatinösen Zustand übergeführt wird; hiernach heißt die ganze Klasse Nitrogelatine. Es gehören hierher Glyoxylin, Trauzls Dynamit, Dualin, Sebastin, Sprenggelatine, Nobels rauchschwaches Pulver (Ballistit), Gelatine-Dynamit, Vigorit, Extra-Dynamit, Nitrolit, Meganit. (Näheres über alle genannten Arten s. die Einzelartikel, sowie Kohlendynamit, Weißes [* 6] Dynamit.) Neuerdings ist zu Ehren der beiden berühmten Chemiker Nobel und Abel der Vorschlag zu einer andern Klassifizierung der Dynamit gemacht worden, nämlich die letzterwähnte Klasse der Nitrogelatine (unter e) als Abelite und sämtliche übrigen Dynamit (unter a bis d, sowie diejenigen mit neutraler Basis) als Nobelite zu bezeichnen.
Das gewöhnliche Dynamit oder Kieselgur-Dynamit besteht aus 75 Teilen Nitroglycerin und 25 Teilen Kieselgur, i. feine lockere Infusorienerde. Als letztere wird in Deutschland [* 7] die bei Oberlohe in Hannover [* 8] vorkommende Kieselgur benutzt; in Frankreich wird eine ganz ähnliche Erde, Randanit, bei Randan im Puy-de-Dôme gefunden, zu gleichem Zwecke verwandt. Durch Glühen wird die Kieselgur von Wasser und organischen Beimengungen befreit und sodann durch Walzen und Sieben gekleint; dem hierdurch entstandenen feinen Mehl [* 9] wird in hölzernen Bottichen das gereinigte und völlig säurefreie Nitroglycerin allmählich zugesetzt; das Mengen beider Bestandteile geschieht durch Kneten mit der Hand. [* 10]
Das Dynamit bildet dann eine rötliche oder graubraune geruchlose, fette, teigige Masse von 1,6 bis 1,8 spec. Gewicht. Gegen Druck und Stoß ist es weniger empfindlich als Nitroglycerin. Nur gefrorene Dynamitpatronen können durch bloßes Hinfallen explodieren. Beim Anzünden brennt eine kleinere Menge Dynamit ruhig ab. Als Sprengmittel bedarf es einer künstlichen Zündung durch explodierendes Knallquecksilber oder den überspringenden elektrischen Funken, wobei es eine solche heftige Wirkung ausübt, daß selbst ohne Verdämmung die größten Eisenblöcke zersprengt werden. Bei seiner Verbrennung entwickelt es nur Kohlensäure, Wasserdampf und Stickstoff. Vorzüge des Dynamit gegen das Sprengpulver sind: es ¶
Nr. | Ergebnis | Dynamit |
---|---|---|
1 | ****** | Dy|na|mit [auch: …mt], das; -s [zu griech. dýnamis, →Dynamis]: auf der Grundlage des Nitroglyzerins hergestellter ... |
Inhaltlicher Zusammenhang zu Artikeln, die im Schlüssel (Band 99) unter der gleichen Rubrik aufgeführt sind, maximal 200.
Zum Artikel 'Dynamit' auf Seite 5.264 wurden 34 verwandte Einträge gefunden im Kontext zu
Dynamit, s. Nitroglycerin
Dynamit, s. Nitroglycerin.
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
62.397 | Nobels Dynamit | Nr. 2 | 3, 4 sind dem Kieselgurdynamit | (s. Dynamit) sehr ähnlich und unterscheiden sich von ihm nur durch einen Zusatz von salpetrisiertem Holzmehl, so daß Nr. 4 am meisten hiervon enthält. |
55.656 | Dynamit | Schwartze | Katechismus der Elektrotechnik | (5. Aufl., Lpz. 1894) |
55.656 | Dynamit | Schulz | Praktische Dynamokonstruktionen | (Berl. und Münch. 1893) |
55.656 | Dynamit | Frölich | Die dynamo-elektrische Maschine | (ebd. 1886) |
55.656 | Dynamit | Picou | Les machines dynamo-électriques | (Par. 1891) |
55.656 | Dynamit | Kittler | Handbuch der Elektrotechnik | (2. Aufl., Stuttg. 1892 fg.) |
55.656 | Dynamit | Arnold | Die Ankerwicklungen der Gleichstrom-Dynamomaschine | (ebd. 1891) |
55.656 | Dynamit | Auerbach | Die Wirkungsgesetze der dynamo-elektrischen Maschinen | (Wien 1887) |
55.656 | Dynamit | Fischer-Hinnen | Berechnung und Wirkungsweise elektrischer Gleichstrommaschinen | (2. Aufl., Zür. 1892) |
55.656 | Dynamit | Populäre Darstellungen geben Glaser-De Cew | Die Konstruktion der magnetelektrischen und dynamoelektrischen Maschinen | (5. Aufl., Wien 1887) |
2.802 | Berun | Regierungsbezirk Oppeln | Kreis Pleß, mit katholischer Pfarrkirche, Dynamit- und Zündwarenfabrik und | (1880) |
55.656 | Dynamit | Kapp | Electric transmission of energy | (3. Aufl., Lond. 1891; deutsch von Holborn und Kahle, Berl. 1891) |
21.102 | Dynamit | Jedenfalls der wichtigste Sprengstoff der Jetztzeit für Berg- und Eisenbahnbau | D. besteht aus einer Mischung von Nitroglycerin | (s. d.) |
13 Quellen wurden gefunden.