Titel
Duval
(spr. düwall), 1) Valentin, franz. Gelehrter, geb. zu Arthonnay in der Champagne als Sohn einer armen Bauernfamilie, hieß eigentlich Jameray, erlernte als Hirt der Mönche des Klosters Ste.-Anne bei Lunéville aus mühevoll erworbenen Büchern ohne alle Anleitung Mathematik, Astronomie [* 2] und Geographie, setzte dann, unterstützt vom Herzog Leopold von Lothringen, seine Studien bei den Jesuiten zu Pont à Mousson fort, ward von dem Herzog zu seinem Bibliothekar und zum Professor der Geschichte an der Ritterakademie zu Lunéville ernannt und ging, als Lothringen 1735 an Frankreich fiel, zugleich mit der herzoglichen Bibliothek nach Florenz, [* 3] von wo ihn Kaiser Franz I. 1745 als Vorsteher der Münz- und Medaillensammlung nach Wien [* 4] berief. Hier starb er Seine »Œuvres« (fast nur numismatischen Inhalts) wurden von Koch (Petersb. u. Basel [* 5] 1784, 2 Bde.; Par. 1785, 3 Bde.) herausgegeben.
Vgl.
Kaiser,
Leben Duvals
(Nürnb. 1788).
2) Amaury Pineux, franz. Altertumsforscher, geb. zu
Rennes, wirkte längere Zeit als Gesandtschaftssekretär in
Neapel
[* 6] und
Rom,
[* 7] verließ 1797 den
Staatsdienst und begann mit
Chamfort,
Ginguené,
Say u. a. die »Décade philosophique«,
die 1807 mit dem »Mercure de
France« vereinigt wurde. Duval
starb in
Paris.
[* 8] Er schrieb den
Text
zu
Denons
»Monuments des arts du dessin chez les peuples tant anciens que modernes« (4 Bde.),
zu Baltards »Paris et ses monuments« (3 Bde.) und zu Moisys »Fontaines de Paris, anciennes et nouvelles« (1813) und besorgte die Ausgabe des Montaigne (1820) und Scarron (1821).
Vgl. »Amaury Duval
Souvenirs 1829-30« (Par. 1885).
3) Alexandre Vincent Pineux, franz. Bühnendichter, Bruder des vorigen, geb. zu Rennes, machte im Seedienst den amerikanischen Krieg mit, widmete sich nach seiner Rückkehr eifrigst dem Geniewesen und der Baukunst, [* 9] wurde 1790 Schauspieler und erwarb sich in kurzer Zeit einen Ruf als Lustspiel- und Operndichter. Nachdem er mehrere Jahre hindurch die Direktion verschiedener Theater [* 10] geführt, wurde er 1812 Mitglied der Akademie und 1831 Verwalter der Bibliothek des Arsenals zu Paris und starb daselbst Seine Stücke, welche sich durch geschickte Komposition, interessante Situationen und feinen Dialog auszeichnen, haben unter dem ersten Kaiserreich großen Beifall gefunden.
Die besten sind: »Édouard en Écosse« (1802);
»Le [* 11] tyran domestique« (1805);
»Le menuisier de Livonie« (1805);
»La jeunesse de Henri IV« (1806);
»Le chevalier d'industrie« (1809);
»La manie des grandeurs« (1817);
»Le faux bonhomme« (1821).
Von seinen Operntexten ist »Joseph en Égypte« (1807) mit Méhuls Musik weltbekannt geworden. Seine Theaterstücke, von denen die meisten ins Deutsche [* 12] übersetzt worden sind, erschienen gesammelt in seinen »Œuvres« (Par. 1832-33, 9 Bde.). Außerdem schrieb er: »Le misanthrope du Marais, historiette des temps modernes« (Par. 1832) und »De la littérature romantique« (1833), worin er Victor Hugo anklagt, den Niedergang der dramatischen Kunst verschuldet zu haben, u. a. -
Auch der dritte
Bruder,
Henri
Charles P. Duval
, geb. 1770 zu
Rennes, gest. 1847,
Sekretär
[* 13]
Ginguenés und Mitarbeiter der »Décade«,
hat sich schriftstellerischen
Ruhm erworben mit: »Essai sur la critique« (Par. 1807);
»Du courage civil« (1836);
»Histoire de France sous le règne de Charles VI« (1842, 2 Bde.) u. a.
4) Jules, franz. Volkswirt, geb. 1813 zu Rodez (Aveyron),
war anfangs Advokat in seiner Vaterstadt, verließ aber 1846 die juristische Laufbahn und begab sich 1847 nach Algerien, [* 14] wo er das »Echo d'Oran« redigierte. Nach Frankreich 1855 zurückgekehrt, übernahm er die Leitung des »Économiste français«. Er starb infolge eines Eisenbahnunfalls bei Orléans [* 15] Von seinen Schriften sind zu nennen: »L'Algérie, tableau historique et statistique« (Par. 1854, 2. Aufl. 1859);
»Catalogue des produits de l'Algérie« (1855);
»Les colonies et l'Algérie au concours national d'agriculture« (1861);
»L'histoire de l'émigration européenne au XIX. siècle« (1862);
»Les colonies et la politique coloniale de la France« (1864);
»Discours sur les rapports entre la géographie et l'économie politique« (1864-67);
»Notre pays« (1867);
»Notre planète« (1871).