Duruy
(spr. durui), Victor, bedeutender franz. Historiker, geb. zu Paris, [* 2] wurde (seit 1830) in der École normale gebildet und verließ dieselbe 1833, um eine Professur der Geschichte am Collège Henri IV. anzutreten. Nachdem er an verschiedenen Gymnasien unterrichtet hatte, wurde er 1861 Inspektor der Akademie von Paris, dann Generalinspektor des Sekundärunterrichts und Professor der Geschichte an der polytechnischen Schule. Durch seine Mitwirkung an Napoleons III. Werk über Julius Cäsar kam er in nähere Berührung mit dem Kaiser, der ihn 1863 zum Minister des Unterrichts ernannte. Er entwickelte eine fruchtbare reformatorische Thätigkeit, traf verschiedene löbliche Maßregeln, darunter die Wiedereinführung philosophischer Disziplinen sowie die Gründung eines Lehrstuhls für Zeitgeschichte an den Schulen, vor allem aber Hebung [* 3] und Verbesserung des Standes der Elementarlehrer, errichtete die École des hautes études, führte den Turnunterricht in den höhern Schulen ein, gründete staatliche Töchterschulen etc. Auch die Einführung der sogen. Conférences littéraires, die jetzt über ganz Frankreich verbreitet sind, ist sein Werk.
Seine weitern und eingreifendern Forderungen, besonders Einführung des Schulzwanges und der Unentgeltlichkeit des Volksschulunterrichts, stießen auf den hartnäckigsten Widerstand der klerikalen Partei, den er bei der geringen Unterstützung von seiten der Liberalen nicht zu brechen vermochte; er mußte endlich den heftigen Angriffen, die im Senat und im Gesetzgebenden Körper gegen ihn gerichtet wurden, weichen und nahm im Juli 1869 seine Entlassung. Der Kaiser ernannte ihn zum Senator.
Von seinen zahlreichen weitverbreiteten Werken auf dem Gebiet der Geschichte sind die bekanntesten die »Histoire des Romains« (1843-44, 2 Bde.);
»État du monde romain vers le temps de la fondation de l'empire« (1853);
»Histoire de France« (1852, 2 Bde.);
die von der französischen Akademie gekrönte »Histoire de la Grèce ancienne« (1862, 2 Bde.; neue Ausg. 1874);
»Introduction générale à l'histoire de France« (1865, 4. Aufl. 1884);
»Histoire des Romains jusqu'à la mort de Théodose« (1870-79, 7 Bde.; neue illustrierte Prachtausgabe 1879-84, 7 Bde.),
aus welcher die Geschichte des Kaiserreichs von Hertzberg (Leipz. 1884 ff., 4 Bde.) deutsch bearbeitet wurde.
Auch verfaßte er mehrere Bände der von ihm herausgegebenen »Histoire universelle«. 1879 ward er Mitglied des Instituts.